Bundesliga

Gersdorff: "Zu viele Hertha-Spieler sind auf dem Sprung"

Herthas ehemaliger Spieler Bernd Gersdorff im Interview

Gersdorff: "Zu viele Hertha-Spieler sind auf dem Sprung"

Bernd Gersdorff spielte von Dezember 1976 bis 1980 für Hertha BSC.

Bernd Gersdorff spielte von Dezember 1976 bis 1980 für Hertha BSC. Imago

Insgesamt bestritt Bernd Gersdorff 306 Bundesligapartien (68 Tore) für Eintracht Braunschweig (1969 bis Juni 1973, Winter 1973 bis Dezember 1976), Bayern München (August 1973 bis Oktober 1973) und Hertha BSC (Dezember 1976 bis 1980). Zudem spielte der gebürtige Berliner, der heute in Braunschweig lebt und eine PR Agentur betreibt, für die San José Earthquakes und die San José Soccers in den USA. Zudem absolvierte er ein A-Länderspiel für Deutschland, am 3. September 1975 stand Gersdorff beim 2:0-Erfolg der DFB-Elf in Österreich in der Startformation.

kicker: Herr Gersdorff, erinnern Sie sich noch an den 29. Oktober 1977?

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Bernd Gersdorff: Ich kann mich noch gut daran erinnern, weil ich oft erinnert werde. Ich habe vor kurzem zu einem Freund gesagt: Demnächst ruft bestimmt wieder irgendeiner an und will wissen, wie es damals war.

kicker: Wie war es denn?

Gersdorff: Wir haben wir uns erst mal defensiv eingerichtet und versucht zu kontern. Ich weiß noch, dass ich zweimal auf Sepp Maier zugelaufen bin, zweimal aus fast der gleichen Position, schräger Winkel von links. Den ersten Ball hat er gehalten und beim zweiten Mal habe ich den Ball über ihn drüber gelupft.

kicker: War das eine besondere Genugtuung für Sie, weil Ihre Bayern-Zeit nicht so glücklich gelaufen ist?

Gersdorff: Nein. Ich habe das eher meine kleine Rache auf Raten genannt. Ich habe nach meiner Zeit in München oft gegen Bayern getroffen, ob mit Eintracht Braunschweig oder später mit Hertha.

Es sieht so aus, als ob ich bei den Bayern gescheitert wäre. Das lasse ich aber so nicht gelten.

kicker: Warum hat es für Sie beim FC Bayern nicht funktioniert?

Gersdorff: Es sieht so aus, als ob ich gescheitert wäre. Das lasse ich aber so nicht gelten. Ich habe bis zu jenem 20. Oktober 1973, als wir in Kaiserslautern nach einer 4:1-Führung noch 4:7 verloren haben und ich vom Platz geflogen bin, jedes Spiel gemacht. Ich musste bei Bayern Linksaußen spielen, das war nicht meine Position. Ich habe von mir aus gesagt, ich möchte die Bayern wieder verlassen. Braunschweig wollte mich unbedingt zurück, und ich habe es nie bereut, wieder dort hingegangen zu sein. Wir hatten anschließend eine tolle Zeit in Braunschweig und ich bin noch Nationalspieler geworden.

kicker: Haben Sie noch Kontakt zu Ihren früheren Hertha-Kollegen?

Gersdorff: Hans Weiner (1972 bis 1979 Hertha BSC, 1979 bis 1982 FC Bayern, Anm. d. Red.) ist derjenige, mit dem ich nach meiner aktiven Zeit am meisten zu tun hatte. Er hatte ein Restaurant in Berlin in der Nähe vom Zoo. Wenn ich mal in Berlin war, habe ich ihn besucht. Zu Nello di Martino (seit 1971 als Torwarttrainer und später als Teamleiter bei Hertha, Anm. d. Red.) habe ich noch Kontakt. Ein Neffe von mir hat im Januar das Flugzeug geflogen, mit dem Hertha aus dem Trainingslager in der Türkei nach Berlin zurückgekehrt ist. Ich habe über Bordmikrofon Grüße an Nello ausrichten lassen. Das war witzig.

kicker: Wie war Ihre Hertha-Zeit über das Spiel vom 29. Oktober 1977 hinaus?

Gersdorff: Gut. Wir hatten eine gute Truppe damals, es gab aber ein kleines Problem. Ich war am effektivsten im offensiven Mittelfeld hinter den Stürmern, diese Position spielte bei Hertha aber Erich Beer. Das übrigens völlig zu Recht. Ich musste auf die linke Seite und habe das auch gerne gemacht. Meine besten Spiele habe ich aber gemacht, wenn Erich verletzt war oder aus sonstigen Gründen nicht dabei war.

kicker: Haben Sie heute noch Kontakt zu Hertha?

Gersdorff: Nein. Ich beobachte das aus der Entfernung und freue mich, dass Hertha sich gefangen hat und in dieser Saison mit dem Abstieg nichts zu tun haben wird.

Bernd Gersdorff brachte es f&#252;r Hertha auf 75 Spiele und 15 Tore.

Bernd Gersdorff brachte es für Hertha auf 75 Spiele und 15 Tore. Imago

kicker: Sie waren nach Ihrer Karriere nicht im Fußball tätig. Hat sich ein Job nie ergeben?

Gersdorff: Die Möglichkeiten gab es, auch bei Hertha. Als Robert Schwan 1996 Vorsitzender des Aufsichtsrates war, wollte er mich als Manager nach Berlin holen. Ich habe zweimal mit Hertha verhandelt und festgestellt, dass das für mich nicht infrage kam. Dann ist Dieter Hoeneß Manager geworden.

kicker: Trainer zu werden hat Sie nie gereizt?

Gersdorff: Komischerweise nicht, obwohl ich alle Voraussetzungen gehabt hätte. Ich habe ja Erziehungswissenschaften und Sport studiert. Aber ich bin nie auf die Idee gekommen. Im Nachhinein frage ich mich manchmal: Warum eigentlich nicht?

Momentan sind meines Erachtens zu viele Spieler da, die auf dem Sprung sind.

kicker: Wie sehen Sie die Entwicklung von Hertha in den vergangenen Jahren?

Gersdorff: Die Konstanz der Bayern und anderer großer Klubs hat Hertha nicht. Hertha kann jede Saison gegen den Abstieg spielen, aber auch positiv überraschen. Momentan sind meines Erachtens zu viele Spieler da, die auf dem Sprung sind.

kicker: Was erwarten Sie von Herthas Gastspiel am Samstag in München?

Spielersteckbrief

Gersdorff: Wer das 6:1 gegen Porto gesehen hat, kann nicht davon ausgehen, dass die Bayern einen Gang zurückschalten. Von einem knappen Ergebnis bis zu einem 5:0 für Bayern ist alles drin.

kicker: Hat Pal Dardais Team eine Chance zu punkten?

Gersdorff: Man soll die Hoffnung nicht aufgeben, aber realistisch sehe ich keine Chance.

Interview: Andreas Hunzinger

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