Bundesliga

Franz: "Das wird mein letzter Angriff"

Berlin: Interview mit dem Abwehrspieler

Franz: "Das wird mein letzter Angriff"

Das Feuer lodert noch: Maik Franz.

Das Feuer lodert noch: Maik Franz. picture alliance

192 Bundesliga-Spiele bestritt der Innenverteidiger insgesamt, für Frankfurt lief er zwischen 2009 und 2011 50-mal im deutschen Oberhaus auf (sechs Tore). Nach dem Abstieg der Eintracht 2011 wechselte er nach Berlin, wo ihn schwere Verletzungen (Knie, Schulter, Nase) immer wieder zurückwarfen. Deshalb bestritt er für Hertha BSC bis zur Vertragsauflösung im Mai 2014 nur sieben Bundesliga- und neun Zweitliga-Spiele. Franz lebt derzeit in Berlin.

kicker: Die Eintracht steht auf Platz acht, Hertha bezwang zuletzt Borussia Dortmund. Ist nach einer Hinrunde mit Höhen und Tiefen bei beiden Klubs jetzt eine Grundstabilität eingekehrt, Herr Franz?

Maik Franz: Bei Frankfurt kann man sicher davon sprechen. Die Mannschaft hat in Hoffenheim unglücklich verloren und zuvor dreimal in Folge gewonnen. Hertha hat nach schwierigen Wochen mit dem Sieg gegen die Borussia ein überfälliges Lebenszeichen gegeben. Da war endlich 90 Minuten lang eine Grundaggressivität zu spüren. Im Verlauf der Hinrunde habe ich mich oft gefragt: Wo ist eigentlich das Feuer in dieser Mannschaft? Wo ist das Leben? Das war zum Teil sehr enttäuschend. Da ist die Eintracht einen Schritt weiter.

kicker: Frankfurt steht derzeit für spektakulären, torreichen Fußball und hat in Alex Meier und Haris Seferovic ein Sturm-Duo, das zusammen schon 16 Tore erzielt hat. Wieviel Spaß macht Ihnen die Eintracht?

Franz: Großen Spaß. Frankfurt bietet Spektakel-Fußball – und hat alle Skeptiker, von denen es im Sommer einige gab, verstummen lassen. Alex Meier ist Mister Frankfurt, er ist die Lebensversicherung dieser Mannschaft. Das hat inzwischen auch Thomas Schaaf eingesehen. Bei Seferovic war ich mir nicht sicher, ob er das Joselu-Erbe schultern kann. Jetzt muss ich sagen: Er macht es hervorragend. Er arbeitet extrem viel für die Mannschaft und trifft.

Herthas Kader ist zu stark, um auf Dauer den Ansprüchen hinterherzuhinken – und das Umfeld ist stabil.

Maik Franz

kicker: Ist Frankfurt am Mittwoch Favorit?

Franz: Für mich ist das Spiel komplett offen. Bei allen Startschwierigkeiten: Herthas Kader ist zu stark, um auf Dauer den Ansprüchen hinterherzuhinken – und das Umfeld ist stabil. Manager Michael Preetz hat auch in den erfolglosen Wochen Ruhe ausgestrahlt. Es gab in Berlin schon ganz andere Zeiten.

kicker: Jetzt scheint sich die Mannschaft allmählich zu finden – ohne die Topstars John Heitinga und Salomon Kalou. Überrascht Sie das?

Franz: Ja, ich bin überrascht. Kalous Torquote passt, auch wenn man das Gefühl hat, dass ihm die 100-prozentige Anbindung noch fehlt. Trotzdem kann Jos Luhukay ihn jederzeit reinwerfen. Heitinga hat in seinen Einsätzen nicht so stabil gewirkt wie gedacht. Von ihm haben sich alle mehr versprochen. Aber auch er wird noch gebraucht, da bin ich mir sicher.

kicker: Ihr Tipp für das Spiel am Mittwoch?

Franz: 3:3.

kicker: Sie sind seit der Vertragsauflösung bei Hertha im Mai 2014 ohne Verein und haben sich im Oktober einer Arthroskopie am rechten Knie unterzogen. Wie fit sind Sie?

Franz: Ich habe im Berliner Reha-Zentrum da Vinci zuletzt sehr konzentriert gearbeitet und liege im Zeitplan. Jetzt geht es um die letzte Stufe, die Rückkehr auf den Trainingsplatz. Das werde ich zeitnah mit einem Privatcoach angehen. Entscheidend ist, dass ich schmerzfrei bleibe.

kicker: Bis wann geben Sie sich Zeit?

Franz: Ich bin Realist. Ich bin jetzt 33 und habe seit meinem Kreuzbandriss im Dezember 2011 nicht mehr über einen längeren Zeitraum kontinuierlich gespielt. Das wird jetzt mein letzter Angriff.

Ich möchte nicht, dass meine Karriere so zu Ende geht.

Maik Franz

kicker: Was treibt Sie noch an?

Franz: Ich möchte nicht, dass meine Karriere so zu Ende geht – und nochmal das Fluidum in der Kabine und auf dem Rasen als Teil einer Mannschaft genießen. Aber ich will es nicht, weil ich muss, sondern weil das Feuer in mir noch lodert.

kicker: Vor einem Jahr hatten Sie im Winter Kontakt nach Cottbus, Utrecht, Aarau, zu Columbus Crew und zu Thomas Dolls Ferencvaros Budapest. Gibt es auch ein Jahr später noch einen Markt für Sie?

Franz: Ich hatte im Sommer sieben Anfragen - aus der 2. und 3. Liga in Deutschland, aus Japan, der Schweiz, den USA. In dieser Anzahl hat mich das positiv überrascht. Wegen der Knie-Problematik konnte ich damals nicht wechseln. Auch jetzt haben sich zwei, drei Klubs schon gemeldet. Ich bin noch nicht runter vom Radar.

kicker: Sie werden in den nächsten Tagen zum ersten Mal Vater. Ist damit ein Wechsel ins Ausland vom Tisch?

Franz: Nein. China muss es nicht unbedingt sein, aber die Schweiz oder Österreich kann ich mir zusammen mit der Familie gut vorstellen. Dieser Schritt ist mit einem Baby vermutlich sogar leichter zu realisieren, als wenn mein Sohn schon drei oder vier Jahre alt wäre.

Interview: Steffen Rohr