Mit sieben Niederlagen aus den vergangenen neun Spielen empfingen die Löwen den KSC nicht gerade mit viel Selbstbewusstsein. Dem enttäuschenden 0:2 gegen den FSV Frankfurt vor zwei Wochen folgte das verdiente 1:2 beim 1. FC Nürnberg. Die Karlsruher hingegen waren seit sieben Partien ungeschlagen und manövrierten sich am letzten Spieltag durch ein 1:0 gegen Erstliga-Absteiger Braunschweig auf den Aufstiegsrelegationsplatz.
Entgegen aller Erwartungen war es 1860, die das Spielgeschehen im ersten Abschnitt dominierten und so auch verdient in Führung gingen. Youngster Maximilian Wittek erzielte mit einem 28-Meter-Traumtor das 1:0. Bis zur Pause schien unklar, welcher der beiden Vereine in der Tabelle oben und welcher unten liegt. Die zuletzt so starken Karlsruher kamen kaum zur Entfaltung und konnten den aggressiven Sechzigern nichts entgegensetzen. Doch eine Systemumstellung beim KSC brachte von Ahlens Schützlinge nach der Halbzeit aus dem Konzept. Als nach gut einer Stunde der Ausgleich fiel, ging es für die Löwen dahin. Zehn Minuten später war die Partie zugunsten der Badener entschieden. Hiroki Yamada und Doppeltorschütze Rouwen Hennings stellten mit ihren Treffern auf 3:1. Der Anschlusstreffer von Rubin Okotie kam zu spät.
Bis er Punkte holt.
Sportchef Gerhard Poschner will an Trainer von Ahlen festhalten
Dementsprechend bedient zeigte sich der Top-Torjäger der 2. Liga: "Wir geben das Spiel in zehn Minuten aus der Hand, völlig unnötig", schimpfte Okotie. Auch der für Christopher Schindler eingesprungene Aushilfskapitän Daniel Adlung haderte mit dem KSC-Dreierpack zwischen der 59. und 69. Minute: "Die Tore kassieren wir wieder mal zu einfach. Dass du dann erst mal wieder am Boden liegst, ist klar."
Die Zahlen zur Dauerkrise sind alarmierend: In der schwächsten Halbserie seit 20 Jahren holten die Löwen nur 15 Punkte, kassierten zwei Gegentore pro Spiel und verprellten ihr Fans mit der, das Pokal-Aus gegen Freiburg mitgerechnet, fünften Heimspielpleite hintereinander, die auch der Cheftrainer nicht mehr schönreden kann.
Intern soll es bereits Diskussionen geben, ob von Ahlen weiterhin der richtige Mann ist, um den Traditionsverein vor dem Abstieg in die 3. Liga zu bewahren. Sportchef Gerhard Poschner antwortete auf die Frage "Wie lange hält man an einem Trainer fest, der keine Punkte holt?" lapidar: "Bis er Punkte holt." Doch auch Poschner ist längst nicht mehr unumstritten. Erstmals seit seinem Einstieg im April musste er "Poschner raus"-Rufe aus der Nordkurve erdulden.
Weitere Wechsel stehen bevor
Immerhin: Finanziell scheint in dieser Saison kein Unheil mehr zu drohen. Hauptanlass für Ismaiks ersten München-Besuch seit Februar war nicht, dass der Multimillionär mal wieder bei einem Zweitligaspiel auf der Tribüne frieren wollte. Bereits am Donnerstag, direkt nach seiner Landung, fand eine Sitzung des Aufsichtsrats statt. Nachrangige Darlehen wurden in Genussscheine umgewandelt, um die Bilanz den DFL-Anforderungen anzupassen (Stichwort negatives Eigenkapital).
Erster Besuch seit Februar: Investor Hasan Ismaik (mi.) sorgt zumindest in finanzieller Hinsicht für Zufriedenheit bei den Löwen. imago
Fragt sich bloß, mit welchen Eindrücken Ismaik die Rückreise nach Abu Dhabi angetreten hat. Ergibt sein Investment noch Sinn? Sind fast 50 Millionen Euro für immer verloren, wenn der Niedergang des Traditionsklubs weitergeht? Ismaik war für die Medien wie immer nicht zu sprechen. Zu ahnen ist, dass er in Kürze Taten sprechen lässt.