Bundesliga

Guardiola bleibt im Meisterrausch bescheiden

FC Bayern: Passrekorde untermauern die Dominanz

Guardiola bleibt im Meisterrausch bescheiden

Genießt den Erfolg eher in Stille: FCB-Trainer Josep Guardiola.

Genießt den Erfolg eher in Stille: FCB-Trainer Josep Guardiola. Getty Images

Meistertrainer Josep Guardiola sah den schier unglaublichen Erfolg im Anschluss an die Partie bei Hertha BSC gegenüber Sky erst einmal gewohnt nüchtern: "Ich bin zufrieden, dass wir es geschafft haben. Glückwunsch an alle in diesem Verein." Auch den Bezug zum letzten Jahr wusste der Spanier herzustellen: "Die Jungs haben sich gegenüber dem großartigen letzten Jahr nochmals verbessert." Auch Sportvorstand Matthias Sammer erhöhte den Füllstand der bayrischen Zufriedenheit noch weiter: "Nach der letzten erfolgreichen Saison haben wir sehr zielstrebig weiter gearbeitet und sind noch früher Meister als im letzten Jahr. Wir sind happy."

Von den Titeln her hinkt der Vergleich zwar noch, da bisher nur die Meisterschaft dingfest gemacht werden konnte, von den Zahlen und Fakten her allerdings nicht. Nach dem 27. Spieltag der Vorsaison stand das Team von Ex-Trainer Jupp Heynckes mit 72 Punkten 20 Zähler vor dem Zweiten Dortmund, ein Jahr später sind es 78 Punkte und 25 Zähler Vorsprung. Auch wenn der Begriff Klassenunterschied teilweise inflationär genutzt wird, in dieser Spielzeit trifft es den Nagel wahrlich auf den Kopf - der FCB, er spielt derzeit in der Bundesliga plus, der Rest in der Bundesliga.

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Diesem Beweis stellten sich die verantwortlichen Spieler auch am Dienstagabend in Berlin gegen die hiesige Hertha. Bereits früh wurden die Weichen gestellt: Toni Kroos und Mario Götze markierten dabei die frühe 2:0-Führung (6. und 14.). Gerade der Treffer des Ex-Dortmunders wurde stark herausgespielt: Nach einer schier endlosen Passstafette durchs Mittelfeld landete das Leder bei Kroos, der einen Diagonalball links raus auf Rafinha schlug. Dieser legte ab ans Strafraumeck für Schweinsteiger. Es folgte der direkte Ball auf Götze, der per Kopf (!) vollstreckte. Im zweiten Durchgang ließ der FCB die Zügel zwar etwas locker, das Elfmetertor von Ramos zum zwischenzeitlichen 1:2 (66.) offenbarte so die derzeit womöglich einzige Schwäche der Bayern: In den letzten sechs Pflichtspielen blieben Neuer & Co. nur einmal ohne Gegentor (2:0 in Mainz). Doch Götze und Ribery narrten die Defensive erneut und erhöhten durch einen Heber des Franzosen sehenswert auf 3:1 (79.) - die Meisterschaft, sie war perfekt.

Die Meisterschaft ist für Uli Hoeneß, die wichtigste Person im Verein!

FCB-Trainer Josep Guardiola

Wie passend, dass die Guardiola-Elf mit Spielschluss neben dem wichtigen Bundesliga-Rekord als frühester Meister aller Zeiten noch weitere folgen ließ. Kapitän Lahm spielte in den 90 Minuten 134 Pässe, brachte davon alle 134 (!) an - Rekord. Die gesamte Passmaschinerie der Münchner fabrizierte insgesamt an diesem Tag 1078 Pässe, 1004 kamen an - auch das ist natürlich absoluter Rekord. Das Ballbesitzverhältnis gegen die "Alte Dame" sprach mit 82:18 Prozent auch Bände. Doch von all dem wollte Trainer Guardiola nichts wissen, dankte lieber einer einzelnen Person - und zwar der, die den Spanier einst nach München lotste: "Die Meisterschaft ist für Uli Hoeneß, die wichtigste Person im Verein."

Thiago, Boateng, Martinez, Alaba und Götze (v.l.n.r.)

Die echte Schale gibt es zwar erst am Ende der Saison, doch Thiago, Boateng, Martinez, Alaba und Götze (v.l.n.r.) feiern notfalls auch mit einer aus Pappe. Getty Images

Es kamen natürlich direkt auch Fragen auf, wie die Bayern künftig in den letzten sieben Partien in der Bundesliga agieren werden. Guardiolas Antwort: "Wir können uns in jedem Training, in jedem Spiel verbessern. Jetzt geht es im Pokal-Halbfinale gegen Kaiserslautern und natürlich im Champions-League-Viertelfinale gegen Manchester United. In der Bundesliga wollen wir auch noch das Bestmögliche erreichen."

Löws Hoffnung

"Gratulation an den FC Bayern, allen voran an Trainer Pep Guardiola! Er hat die Mannschaft noch mal weiterentwickelt, ihr in puncto Dominanz und Ballbesitz klar seinen Stempel aufgedrückt", machte Nationaltrainer Joachim Löw den "Hauptschuldigen" für den bisherigen Erfolg der Münchner aus. "Die Meisterschaft zu so einem frühen Zeitpunkt einzufahren, ist eine unglaubliche Leistung des FC Bayern, zu der man alle Verantwortlichen des Vereins nur beglückwünschen kann." Löw dürfte hoffen, dass die Dominanz vieler FCB-Akteure bis in den Juli anhalten wird, dort nämlich steigt die Weltmeisterschaft. Und schließlich spielen mit Torhüter Manuel Neuer, Jerome Boateng, Kapitän Lahm, Götze, Kroos, Thomas Müller und Bastian Schweinsteiger zahlreiche Nationalspieler tragende Rollen - sowohl in der bayrischen Hauptstadt als auch im Team mit dem Adler auf der Brust.

Gratulationen hagelte es natürlich auch von zahlreichen externen Akteuren. BVB-Trainer Jürgen Klopp nannte den Erfolg der Münchner "hochverdient", fügte zudem an: "Wir sehen sie zwar, aber brauchen tatsächlich ein Fernrohr." Auch Wolfsburgs Geschäftsführer Sport Klaus Allofs reihte sich ein: "Es hätte nicht ganz so früh sein müssen, aber in diesem Jahr sind sie einfach zu stark." FCB-Flügelflitzer Arjen Robben sprach zudem noch eine Warnung aus, für seinen Trainer: "Die Bierdusche kommt noch!"

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