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Kroatien: Konsequent! Inkonsequent?

Vukojevic muss nach Hause, Vida darf bleiben

Kroatien: Konsequent! Inkonsequent?

Während Vukojevic das kroatische Team verlassen muss, darf er bleiben: Domagoj Vida.

Während Vukojevic das kroatische Team verlassen muss, darf er bleiben: Domagoj Vida. imago

Nach dem emotionalen Viertelfinal-Erfolg über Gastgeber Russland (4:3 i.E.) hatten Vida und Team-Betreuer Vukojevic in der Kabine ein Video aufgenommen, auf dem sie den Sieg der Ukraine widmeten und diesen unter anderem mit den Worten "Ruhm der Ukraine" feierten. Dabei handelt es sich um eine umstrittene Parole. Diese wurde nämlich nicht nur im Rahmen der Maidan-Proteste 2014, als Präsident Viktor Yanukovych gestürzt wurde, verwendet, sondern eben auch während des 2. Weltkriegs von ukrainischen Nationalisten, die gemeinsame Sache mit Nazi-Deutschland gemacht hatten. Auch deshalb reagiert man in Russland empfindlich auf diese Parole.

Dementsprechend verärgert fielen die Reaktionen in Russland aus. "Solche Handlungen sollten bestraft werden", forderte Dimitri Svishchev (Mitglied im Sportausschuss des russischen Parlaments) in der staatlichen Nachrichtenagentur RIA Novosti. "Politische, nationalistische und rassistische Slogans" hätten bei der WM nichts zu suchen. Die FIFA bestrafte Vida dann auch, allerdings beließ man es bei einer Verwarnung.

Vida und Vukojevic äußern sich

Vida, der auf Klubebene vom 1. Januar 2013 bis zum 2. Januar 2018 bei Dynamo Kiew spielte, war dann auch um Schadensbegrenzung bemüht, beteuerte in russischen Medien, dass seine Äußerung keine Beleidigung Russlands darstellen sollte. "Ich liebe das russische Volk. Das war nur ein Scherz", wurde der 29-jährige Ex-Leverkusener zitiert.

Eine Entschuldigung gab es auch von Vukojevic. Dieser hatte "für Dynamo, für die Ukraine" skandiert - und war nun um Aufklärung bemüht. "Ich hatte nie die Absicht, eine politische Aussage zu machen, ich wollte mich nur bei meinem Klub bedanken", beteuerte der 34-Jährige, der 2008 und 2015 für Dynamo Kiew gespielt hatte und seit 2017 als Scout für den ukrainischen Traditionsklub tätig ist. "Ich verstehe, dass man meine Aussagen auch anders interpretieren kann. Es tut mir leid und ich will mich dafür bei der russischen Öffentlichkeit entschuldigen."

Einer muss gehen, der andere kann bleiben

Eine Entschuldigung gab es auch vom kroatischen Verband HNS - und auch Konsequenzen, allerdings fielen diese ziemlich unterschiedlich aus. Am Montag wurde via eigener Website verkündet, dass Vukojevic, der als Scout in der Gegneranalyse tätig war, nicht mehr Teil des Teams sei und dass ihm auch die Akkreditierung entzogen wurde. "Der kroatische Verband entschuldigt sich auf diesem Wege bei der russischen Öffentlichkeit für das Verhalten seines Teammitglieds", heißt es.

Im Gegensatz zu Vukojevic wird Vida aber nicht nach Hause geschickt. Eine Erklärung, warum es eine derartige Ungleichbehandlung beim Strafmaß gebe, lieferten die Kroaten nicht. Auch werden keine Fragen zu diesem Thema beantwortet. Die Vermutung liegt aber nahe, dass Innenverteidiger Vida sportlich schlicht zu wichtig ist. Immerhin ist er unter Trainer Zlatko Dalic Stammspieler bei der WM (vier Spiele, ein Tor, kicker-Notenschnitt 3,13) und dürfte auch am Mittwoch gegen England (LIVE! ab 20 Uhr bei kicker.de) beim Anpfiff auf dem Platz stehen.

drm