Die Stuttgarter haben es zuletzt fast perfektioniert: das Spiel gegen den Ball und für das reine Ergebnis. In sieben Partien unter Tayfun Korkut hat der lange Zeit abstiegsgefährdete Aufsteiger 17 Zähler geholt und sich ungeschlagen an die Europapokalplätze herangepirscht. Ergebnisorientiert ist das neue Schön. Korkut ist es herzlich egal, wie sein Team die Zähler gegen den Abstieg ranschafft. "Ich sehe es eher als Kompliment für die Mannschaft", sagt der 43-Jährige, der Wert darauf legt, "dass wir fast immer die meisten Torschüsse hatten". Wenn man die Statistiken der Partien unter seiner Regie zu Rate zöge.
Kritik von Löw
Was Jogi Löw nicht davon abhält, die Spielweise vieler Klubs zu kritisieren. Es sei "ein Kernproblem, dass man in der Bundesliga immer gegen den Ball arbeiten will. Aber was passiert, wenn ich den Ball habe? Das ist das Allerwichtigste". Die Klubs, bei denen verständlicherweise das heutige und künftige Bestehen in der Erstklassigkeit von größerer Bedeutung ist, sehen dies anders. Auch die Stuttgarter, deren Kapitän eine Lanze für alle Trainer bricht. "Es gibt nur ganz, ganz wenige Mannschaften, die wirklich immer attraktiven Fußball zeigen", sagt Gentner. "Das liegt sicher auch an der Entwicklung in den vergangenen Jahren. Für Trainer ist der Druck extrem groß geworden, viele haben nicht die nötige Zeit, ihre Ideen in Ruhe umzusetzen. Deswegen ist es nachvollziehbar, dass man erst einmal ergebnisorientiert arbeitet, bevor man versucht, das Spiel attraktiver zu gestalten."
Spielersteckbrief Gentner
VfB Stuttgart - Die letzten Spiele
Trainersteckbrief Korkut
Wenn man sieht, wie wichtig die Ergebnisse werden, ist es klar, dass auch ergebnisorientiert agiert wird.
VfB-Kapitän Christian Gentner
Das gilt auch für Korkut, der ganz im Sinne seiner Dienstpflicht gegenüber seinem Arbeitgeber erst einmal auf eine stabile Defensive achtet. "Was heißt defensiv heutzutage?", fragt der Coach. "Es gibt viele Teams, die damit sehr, sehr erfolgreich sind. Es geht um die Ordnung, es geht nicht um die Defensive. Wir haben auch viele Phasen, in denen wir vorne draufgehen und den Gegner nicht haben spielen lassen. Vor allem zuhause." Der gebürtige Schwabe, der zudem in der Türkei und in Spanien aktiv war, hält "die Bundesliga für top top". Er müsse es durchaus wissen, schließlich habe er "auch andere Ligen erlebt, auch aus der Nähe".
Der 42-fache türkische Nationalspieler pflichtet seinem Kapitän Gentner bei. Die Spielweise in der Bundesliga sei Spiegelbild einer "generellen Entwicklung. Wenn man sieht, wie wichtig die Ergebnisse werden, ist es klar, dass auch ergebnisorientiert agiert wird." Der Unterschied zur Nationalmannschaft liege außerdem auf der Hand. Jogi Löw, den er persönlich gut kennt und auch schätzt, sei in einer anderen, glücklicheren Situation als viele der Vereinstrainer. "In der Nationalmannschaft sind die Topspieler der Topspieler vertreten."
Im großen kicker-Interview am Montag spricht Gentner unter anderem auch über die Erfolgsserie der Schwaben, über den neu verpflichteten Mario Gomez und über die zweckmäßige Spielweise des Aufsteigers.
