Bundesliga

Unverhofft im Mittelpunkt: Ulreich wichtiger denn je

Bayern-Ersatzkeeper steht wieder in der Verantwortung

Unverhofft im Mittelpunkt: Ulreich wichtiger denn je

Bayern-Keeper Sven Ulreich pariert den Schuss von Schalkes Guido Burgstaller.

Bayern-Keeper Sven Ulreich pariert den Schuss von Schalkes Guido Burgstaller. picture alliance

Sven Ulreich ging strammen Schrittes vorbei an den wartenden Journalisten in der Mixed Zone der Schalker Arena. Doch die Geste war keine Unhöflichkeit gegenüber der schreibenden Zunft, Ulreich erfüllte nur seine Pflicht. Die übertragenden TV-Anstalten hatten den Bayern-Keeper nach dem deutlichen 3:0-Sieg der Münchner für ein Interview angefragt - und die genießen im strikt regulierten Treiben nach Spielschluss Vorrecht.

Natürlich stellte sich Ulreich - inzwischen frisch geduscht und emotional abgekühlt - vor der Abreise aus Gelsenkirchen auch noch den Fragen der anderen Journalisten. Und das waren zahlreiche, war doch Ulreich neben dem überragenden James Rodriguez der Münchner, auf dem am Dienstag alles blickte. Nach dem erneuten Fußbruch von Stammkeeper Manuel Neuer steht Ulreich in der Verantwortung. Bis zur Winterpause soll der 29-Jährige im Tor der Bayern stehen. In der Bundesliga, im DFB-Pokal, und natürlich auch in der Champions League, wo in der kommenden Woche das Superstar-Ensemble von Paris Saint-Germain auf die Bayern wartet. Wollen die Münchner ihre Saisonziele erreichen, sind sie auf gute Leistungen von Ulreich angewiesen.

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Ulreich lieferte auf Schalke

Auf Schalke lieferte Ulreich. Kurz vor dem Münchner Angriff, der zum viel diskutierten Handelfmeter führte, parierte der frühere Stuttgarter klasse gegen Schalkes Amine Harit und Bastian Ozicpka. Weil letzterer im Abseits stand, gab es Freistoß für den FCB – Ulreich führte schnell aus, am Ende des im Münchner Strafraum angeschobenen Spielzugs flog der Ball an Naldos Hand. Es war die beste Szene des Neuer-Vertreters, der von Schalke nur noch einmal in der zweiten Hälfte geprüft wurde, als Guido Burgstaller durchgebrochen war. Viel mehr gab es für Ulreich nicht zu tun. Und das dürfte ihm gar nicht so Unrecht gewesen sein, um erst einmal wieder den Spiel-Rhythmus aufzunehmen.

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Denn Ulreich weiß natürlich, dass das, was von ihm in den nächsten Wochen verlangt wird, eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit ist. "Manu ist der Weltmeister-Torwart. Es ist schwierig, ihn zu vertreten", sagt der Keeper, "es gibt nur wenig, was ich besser machen kann als er." Doch Ulreich hat in der vergangenen Saison, als er schon einmal für Neuer einspringen musste, seine Klasse bewiesen – und tat das auch auf Schalke. "Sven", urteilte Sebastian Rudy am Dienstag, "hat das herausragend gemacht." Thomas Müller strich heraus, "dass wir uns auf ihn verlassen können".

Ausgangs der vergangenen Saison plante Ulreich trotz eines noch bis 2018 gültigen Vertrages seinen Abschied aus München. Der vormalige VfB-Torhüter wollte sich zu einem Klub verändern, der ihm dauerhaft Einsätze garantieren konnte. Der FC Bayern hätte zugestimmt, weil sich Ulreich immer höchst anständig verhalten hatte in den zwei Jahren auf der Bayern-Bank. Doch eine unwillkommene Zwangspause, ausgelöst durch eine Bänderverletzung im rechten Ellenbogen, erschwerte einen Wechsel, Ulreich konnte zum Saisonfinale nicht mehr für sich werben - und akzeptierte letztlich seinen Verbleib. "Ich fühle mich wohl beim FC Bayern."

Ulreich will mithelfen, "unsere Ziele in der Hinrunde zu erreichen"

Unverhofft kommt er jetzt in München dauerhaft zum Einsatz. Zum Leidwesen von Neuer, an den Ulreich Worte des Mitgefühls übermittelt. "Es war schön, wieder zu spielen2, sagt er, "trotzdem fühle ich natürlich mit Manu mit. Wir verstehen uns gut. Von der menschlichen Seite ist es sehr enttäuschend, dass er so einen Rückschlag hinnehmen musste. Ich hoffe, dass jetzt alles gut geht und er schnell wieder zurückkommt." Bis es so weit ist, "kann ich ihn hoffentlich gut vertreten, damit wir unsere Ziele in der Hinrunde erreichen". Den Anfang hat Ulreich auf Schalke gemacht.

Matthias Dersch