Bergamo ist eine ruhige Stadt im Norden Italiens, die eine bewegte Geschichte hinter sich hat. Ein Auszug: Zwischen 1000 und 1300 wird Bergamo, die Stadt der Tausend (Città dei Mille) Bischofsstadt und schließlich eine freie Stadt.
Tolle Bauwerke aus früheren Jahrhunderten prägen das heutige Bild des beinahe 120.000-Einwohner-Ortes, in dem es besinnlich zugeht. Die alte Oberstadt (Bergamo alta) liegt auf einem Hügel, die Unterstadt (Bergamo bassa) und einige Vorstädte erstrecken sich ins Flachland.
Atalanta Bergamo - Vereinsdaten
Gründungsdatum
01.10.1907
Vereinsfarben
Blau-Schwarz
AC Mailand - Vereinsdaten
Gründungsdatum
16.12.1899
Vereinsfarben
Rot-Schwarz
Inter Mailand - Vereinsdaten
Gründungsdatum
09.03.1908
Vereinsfarben
Blau-Schwarz
Trainersteckbrief Gasperini
Atalanta Bergamo - Die letzten Spiele
AC Mailand - Die letzten Spiele
Inter Mailand - Die letzten Spiele
Serie A - Tabelle
Die Überraschung: Atalanta Bergamo
Sportliches Aushängeschild und zugleich der beste Fußballklub des "Örtchens" ist Atalanta, der 1907 als "Societa Bergamasca di Ginnastica e Sport Atletici Atalanta" gegründet wurde. Ein Verein, der meist in der Serie A spielt und bislang genau einen großen Titel, die Coppa Italia 1963, gewonnen hat.
Auf einen Scudetto müssen die Schwarz-Blauen, die der ersten italienischen Liga wieder seit 2011 angehören, auch weiterhin warten. Allerdings sind sie drauf und dran, in die Europa League zu stürmen. Die Überraschungsmannschaft dieser Saison liegt derzeit mit stolzen 65 Punkten (nur acht Niederlagen) auf dem fünften Tabellenrang. Besser sind da nur Lazio (70), Neapel (77), die Roma (78) und natürlich Rekord- und Serienmeister Juventus Turin (85).
Atalanta Bergamo ist nach starken Leistungen schon jetzt die Überraschung der Serie-A-Saison 2016/17. picture alliance
Doch das ist nicht entscheidend. Viel beeindruckender ist, welche Klubs die Stadt Bergamo, die 50 Kilometer nordöstlich von Mailand am Fuße der Alpen an der Grenze zur Po-Ebene liegt, hinter sich lässt: Mit Milan (59 Zähler) und Inter Mailand (56) rangieren die großen und mit etlichen Titeln geschmückten großen Klubs der Lombardei ein gutes Stück hinter Atalanta.
Das Erfolgsgeheimnis
Doch woher nimmt Bergamo die Kraft, solch vermeintlich übermächtige Fußball-Adressen ohne das nötige Kleingeld hinter sich zu lassen? Was ist das Geheimnis hinter einer weiteren Episode von "David vs. Goliaths"?
Ganz einfach: In dieser vergleichsweise kleinen Stadt steht eine der besten Talentschmieden Europas. Eine, die gerne mit Barcelonas La Masia, der Ajax-Akademie oder dem Nachwuchs-Campus des FC Basel verglichen wird. Schützlinge wie Roberto Donadoni, Riccardo Montolivo, Giacomo Bonaventura, Manolo Gabbiadini oder Giampaolo Pazzini sind der Schmiede entsprungen.
Die Philosophie dahinter: Atalanta will ausdrücklich ein Ausbildungsklub sein und damit als Zulieferer für die großen Adressen fungieren. Mit diesem Konzept erhofft man sich auf lange Sicht natürlich selbst Erfolg - mit Erfolg.
Gagliardini weg? Kein Problem!
Inzwischen bei Inter Mailand aktiv: Roberto Gagliardini. imago
Es scheint, als könne Bergamo plötzlich sogar Rückschläge verkraften: Im Januar 2017 schlug der lombardische Nachbar Inter Mailand in Bergamo zu und verpflichtete Roberto Gagliardini (23), einen der Top-Spieler der Hinrunde. Der Jung-Nationalspieler wurde zunächst für eineinhalb Jahre für zwei Millionen Euro ausgeliehen. Ein tiefer Einschnitt? Mitnichten! Akteure wie Alejandro Gomez (29, 14 Saisontore), Remo Freuler (25), Alberto Grassi (22), Jasmin Kurtic (28) oder Leonardo Spinazzola (24) fingen den Aderlass im Mittelfeld prächtig auf.
Der famose Ertrag daraus: Seit der Jahreswende hat Bergamo nur zwei Saisonspiele verloren - 1:2 bei Lazio Rom und 1:7 nach einem rabenschwarzen Auftritt gegen Inter Mailand. Bemerkenswert ist außerdem, dass die Schwarz-Blauen sowohl in der Heim- als auch in der Auswärtstabelle auf Rang fünf liegen. 36 Punkte sind zu Hause im Atleti Azzurri d'Italia eingefahren worden, 29 in der Fremde - bärenstark.
"Gasp ist genau der richtigen Mann am richtigen Platz"
Hat das Gespür für Talente - und führt Atalanta Bergamo höchstwahrscheinlich in die Europa League: Trainer Gian Piero Gasperini. picture alliance
Einer der entscheidenden Personen, die die Fäden zieht, ist Mino Favini. Als Leiter des "Settore Giovanile" (Nachwuchsbereich) trägt der Macher seit 15 Jahren die Verantwortung für den Unterbau des Klubs. Favini erklärt, dass Atalanta sich zum Beispiel bewusst die Ajax-Akademie zum Vorbild genommen hat: "Wir mögen es wirklich, wie Ajax mit den jungen Spielern umgeht. Dort geht es nicht um die Ergebnisse auf dem Rasen. Der Verein ist nur daran interessiert, den jungen Leuten zu zeigen, wie man spielen muss." Dieser Stil hat sich bewährt: Zwischen 1991 und 2014 gewannen Junioren-Mannschaften von Bergamo bereits 17 nationale Meisterschaften.
Damit der Erfolg aber auch in der ersten Mannschaft Einzug findet, ist ein entscheidendes Bindeglied vonnöten - und da kommt Gian Piero Gasperini ins Spiel. Der aktuelle Atalanta-Trainer trägt das Vereinskonzept voll mit und integriert immer wieder Nachwuchsspieler ins Training und ins Team. Wie passend, dass Gasperini seinen Vertrag am Donnerstag verlängert hat: Der 59-Jährige, der nach schwachem Saisonstart (nur drei Punkte nach fünf Spieltagen) schon kurz vor der Entlassung gestanden haben soll, unterschrieb in Bergamo einen neuen Dreijahresvertrag bis 2020. "Gasp ist genau der richtigen Mann am richtigen Platz", freut sich Vereinspräsident Antonio Percassi über den Verbleib des Trainers. "Wir sind alle extrem zufrieden damit, was er hier leistet. Wir fühlen uns geehrt, dass er geblieben ist. Das ist das Beste für Atalanta."
