Bundesliga

Ibisevic: "Normal ist es nicht, dass wir Dritter sind"

Herthas Kapitän über seine Stärke, Kalou und die Schiedsrichter

Ibisevic: "Normal ist es nicht, dass wir Dritter sind"

Äußerte sich im Trainingslager auf Mallorca: Hertha-Kapitän Vedad Ibisevic.

Äußerte sich im Trainingslager auf Mallorca: Hertha-Kapitän Vedad Ibisevic. picture alliance

Aus Berlins Trainingslager in Palma de Mallorca berichtet Steffen Rohr

In den Tagen zuvor bot die Sonne auf der Terrasse des Mannschaftsquartiers Castello Son Vida in Palma de Mallorca ausreichend Wärme. Am Dienstag hat es sich etwas abgekühlt auf der Mittelmeer-Insel, Ibisevic bevorzugt für das Gespräch eine Sitzecke im Hotel. Der Bosnier, seit August Kapitän und mit bislang acht Saisontoren bester Schütze der Berliner, spricht über...

... das am Montag von Team und Trainerstab beschlossene Saisonziel Platz sechs:

" Wir saßen zusammen, jeder hat ein bisschen was gesagt zur Situation . Wir waren uns einig, was unser Ziel für die Rückrunde ist - und das ist wichtig. Jeder hat genug gesagt. Am Ende waren wir alle gleicher Meinung. Ich bin eher der Typ, der - was Ziele angeht - auf dem Boden und realistisch bleibt und Schritt für Schritt macht."

... über Platz drei und die bisherige Saison:

"Normal ist es nicht, dass wir da stehen, wo wir stehen, wenn man sieht, wie die anderen Klubs investiert haben. Unsere Stärke ist die Mannschaft und die Zusammenarbeit, nach vorn und nach hinten. Wir machen es sehr gut alle zusammen. Jeder hat in diesem Rahmen auch die Möglichkeit, selbst mal zu glänzen. Aber im Vordergrund bleibt immer die Mannschaft."

... die vergangene Saison:

"Wir wollten auch letztes Jahr die Rückrunde so gut wie möglich bestreiten, aber es ist uns einfach nicht gelungen. Warum, ist schwer zu sagen. Wir waren am Ende der Rückrunde alle nicht mehr so gut, wir hatten nicht mehr die Power. Was wir am Montag gemacht haben, ist nur der erste Schritt. Alles andere müssen wir auf dem Platz zeigen. Das ist der schwerere Part. Was im letzten Jahr passiert ist, haben wir im Hinterkopf. Das wollen wir diesmal vermeiden."

... das erste Trainingslager als Kapitän:

"Ich musste nachträglich ein Essen ausgeben, sonst ist nicht viel anders. Unabhängig von der Binde bin ich der älteste Spieler in der Mannschaft. Da schaut man ohnehin mit einem Auge auf die jungen Spieler. Ich bin kein Polizist, sondern gebe acht, dass sie auf dem Platz ein paar Dinge mitnehmen und beim gemeinsamen Essen nicht zuerst aufstehen."

... seine Effizienz:

"Ich bin fast daran gewöhnt, dass ich im Spiel nicht viele Möglichkeiten bekomme. Ich versuche, die erste, die kommt, gleich reinzumachen. Man arbeitet sehr viel und will sich im Spiel belohnen. Das ist nicht immer einfach, man muss konzentriert bleiben. Das gelingt mir ganz gut. Nach einer vergebenen Torchance muss man weiter die Meter und Kilometer machen für die nächste Chance, auch das habe ich gelernt. Es geht einfach immer weiter, bis zur nächsten Chance. Tore zu schießen, ist das beste Gefühl, was es gibt. Es ist schwer zu beschreiben. Ich habe einen Traumjob, den sich viele Jugendliche wünschen. Und das Toreschießen ist eine Sache, die ich sehr genieße."

... sein Erfolgsgeheimnis:

"Ich fühle mich wohl und bin fit. Ich habe das Vertrauen vom Trainerstab und von der Mannschaft. Das sind die Sachen, die ich brauche für mein Spiel. Dann kann ich auch etwas zurückgeben."

Vedad Ibisevic, Salomon Kalou, Mitchell Weiser (v.l.)

Ibisevic und seine Teamkollegen Kalou (M.) und Weiser (r.). picture alliance

... das Fehlen seiner besten Zuarbeiter Salomon Kalou und Mitchell Weiser:

"Beide sind wichtige Spieler für unsere Offensive. Ich hoffe, dass sie so schnell wie möglich zurück und fit sind und uns helfen. Aber wir haben dahinter ein paar Jungs, die noch nicht ihr ganzes Potenzial gezeigt haben. Die brennen darauf, ihre Chance zu bekommen."

... die Vertragsverhandlungen mit Kalou:

"Er ist ein Spieler, der immer wieder den Unterschied macht. Ich spiele sehr gern mit Salomon, wir verstehen uns sehr gut auf dem Platz. Es wäre wichtig, dass er bleibt."

... seine eigene Vertragsverlängerung bis 2019:

"Ich habe vor meiner Unterschrift auf beides gehört - auf meinen Kopf und meinen Bauch."

... den entspannteren Umgang mit den Schiedsrichtern, seit er Kapitän ist:

"Ich freue mich darüber, dass es besser geworden ist. Es geht gar nicht so sehr um mich, sondern um die Mannschaft. Wir bekommen mehr Fouls für uns gepfiffen, ich kann ganz normal mit den Schiedsrichtern reden. Das reicht mir schon."

... die Aufstockung der WM auf 48 Teams:

"Ich bin ein bisschen enttäuscht, dass das nicht schon für 2018 gilt. Dann hätten wir mit Bosnien sehr gute Chancen gehabt (schmunzelt). 2026 ist noch weit weg. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Mehr Teams klingt erstmal gut, aber hoffentlich gibt es nicht zu viele uninteressante Spiele. Ich war 2014 bei der WM dabei, das ist für jeden Spieler ein Highlight. Aber für die Zuschauer muss die WM spannend bleiben. Ich hoffe, die Spannung geht nicht verloren."