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Inter stützt Ultras: "Clown" Icardi rudert zurück

Schlammschlacht zwischen Mailands Kapitän und den Anhängern

Inter stützt Ultras: "Clown" Icardi rudert zurück

Bei Inter Mailand derzeit Thema Nummer eins: Stürmer Mauro Icardi.

Bei Inter Mailand derzeit Thema Nummer eins: Stürmer Mauro Icardi. imago

Nach der Veröffentlichung seiner Autobiografie ist der Streit zwischen dem argentinischen Nationalspieler Mauro Icardi und den Fans von Inter Mailand eskaliert. Laut "Gazzetta dello Sport" sollen Ultras nun vor Icardis Haus ein Banner mit üblen Beleidigungen ausgerollt haben.

Hintergrund des wilden Streits ist besagte Autobiographie, die seit Anfang Oktober erhältlich ist: In "Sempre Avanti" ("Immer vorwärts") berichtet Icardi über Drohungen der Ultra-Gruppierungen im vergangenen Jahr. Er hätte sich davon aber nicht einschüchtern lassen. "Vielleicht wissen sie nicht, dass ich in dem Viertel mit Südamerikas höchster Kriminalitätsrate aufgewachsen bin", schreibt Icardi.

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"Meinst du, du bist hart?"

Damals hatte es für Inter eine 1:3-Auswärtspleite bei Sassuolo gesetzt. Die Anhänger waren hernach kaum zu bändigen, riefen die Mannschaft zu sich. "Als ich näher kam, beleidigten sie mich auf jede mögliche Art und Weise", berichtet Icardi in seinem Buch. "Hinter der Absperrung stand ein Junge, der mir zurief, dass er mein Trikot wolle. Ich zog meine Hose und mein Shirt aus und warf es ihm als Geschenk zu. Ich war froh, ihn so glücklich zu sehen." Dies wiederum sei bei einem Ultra der Interisti sauer aufgestoßen. Dieser schnappte sich laut Icardi das Trikot und schmiss es zurück aufs Feld. Das brachte den Stürmer in Rage: "Du benutzt einen Jungen, um vor dem Rest der Kurve anzugeben. Meinst du, du bist hart?"

Nun am Sonntag beim 1:2 gegen Cagliari pfiffen die Anhänger den Inter-Kapitän gnadenlos aus und nannten ihn auf Spruchbändern einen "Clown" oder "Feigling". Ein weiterer Schriftzug lautete: "Du bist kein Mann". Zu allem Überfluss verschoss Icardi dann sogar einen Elfmeter. Mailands Vizepräsident Javier Zanetti erklärte, dass der Klub Maßnahmen gegen Icardi ergreifen werde. "Die Fans verdienen Respekt", sagte die Vereinsikone. Am Montagabend sprach der Klub dann eine Geldstrafe gegen Icardi aus, ohne dabei näher auf die Höhe der Summe einzugehen. Die Kapitänsbinde darf der 23-Jährige behalten, allerdings wird das Buch selbst zensiert: Die umstrittensten Inhalte sollen entfernt werden.

Inter-Fans

Nicht gut auf Mauro Icardi zu sprechen: die Interisti. imago

Icardi beteuert: "Ich liebe Inter!"

Trainer Frank de Boer versuchte zuvor schon verständlicherweise die Wogen zu glätten: "Icardi ist normalerweise ein ruhiger und konzentrierter Spieler." Sportlich können die Nerazzurri auf den Angreifer nicht verzichten: Icardi zählt mit sechs Saisontoren zu den absoluten Leistungsträgern und hatte Anfang Oktober seinen Vertrag trotz etlicher Wechselgerüchte bis 2021 verlängert.

Der Argentinier hat sich inzwischen auch entschuldigt. Auf Instagram beteuert er, nie die Kurve habe beleidigen wollen. "Die Kapitänsbinde repräsentiert das Wahrwerden meines Kindheitstraums. Ich liebe Inter." In Bezug auf seine Biographie bat er um Verständnis, die Passagen seien "instinktiv" verfasst worden und der gewählte Ton sei auf einer der Seiten "unangemessen" gewesen. Er bedauere, dass die Tifosi sich beleidigt gefühlt hätten. "Ich werde künftig mehr darauf achten, was meine Rolle in der Mannschaft erfordert." Schöne Worte - von denen man nicht weiß, wie die hartgesottenen Mailänder Fans darauf reagieren werden. Wird das Kriegsbeil begraben oder geht der Streit weiter? Die Antwort darauf wird die Zukunft geben.

mag/sid