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Europa League: Skripnik bremst - Eichin will angreifen

Bremen: Die Bosse sind sich nicht ganz einig über die Pläne

Europa League: Skripnik bremst - Eichin will angreifen

Konnte sich gegen Mainz kaum in Szene setzen: Werder-Angreifer Franco di Santo.

Konnte sich gegen Mainz kaum in Szene setzen: Werder-Angreifer Franco di Santo. imago

Es sagte Viktor Skripnik nach dem trostlosen 0:0 gegen Mainz: "Wir sind noch nicht so weit, nach oben zu schauen." Es sagte Thomas Eichin zwei Tage später am Ostermontag: "Wir müssen eine Mentalität entwickeln, unsere Chance zu nutzen. Wir müssen versuchen, nach oben anzugreifen."

Der Trainer bremst, der Manager drückt aufs Gaspedal. Werder, nach der Nullnummer gegen die Rheinhessen im Niemandsland platziert, befindet sich weiter im Zwiespalt der Gefühle. Der Klassenerhalt ist noch nicht restlos gesichert, aber in Sichtweite sieben Spieltage vor dem Saisonende. Auf der anderen Seite lockt, erst recht über den Umweg 7. Tabellenplatz, die Europa League. Theoretisch ebenso in greifbare Nähe gerückt und bei eigenem Erfolg und gleichzeitigem Nachlassen der Konkurrenz aus Hoffenhein und Frankfurt sowie selbst der etwas weiter enteilten Rivalen aus Schalke und Augsburg durchaus machbar.

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Werder sollte die Gunst der Stunde nutzen

"Wir haben nun zehn Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz", ruft Geschäftsführer Eichin die Tabelle in Gedächtnis. Absichern nach hinten und das Bewahren dieses Polsters seien daher weiterhin die erste Bürgerpflicht. Doch, so die Argumentation Eichins, die Gunst der Stunde sollte Werder nutzen: Es darf ein bisschen mehr als der Klassenerhalt.

Vor dem letzten Auswärtsspiel in Köln hatte Trainer Skripnik auf Nachfrage seiner Truppe die Befähigung für den internationalen Wettbewerb zugesprochen. Nach dem Remis am Rhein ruderte der Ukrainer wieder zurück, hat sich nun auf diese Sprachregelung festgelegt: "Wir sind noch nicht so weit."

Skripnik: "Nicht das Werder, das wir sehen wollen"

Im "komischen Spiel gegen Mainz" (Eichin), das der Coach lange Zeit wie einen Sommerkick empfunden hat, wusste Werder tatsächlich nicht zu überzeugen. Es sei nicht "das Werder gewesen, das wir sehen wollen", fällt Skripnik ein in jeder Hinsicht zutreffendes Urteil. Raphael Wolf, der Keeper, der mit guten Paraden zum Rückhalt avancierte und den Punkt festhielt, schloss sich an: "Wir haben einfach zu wenig gemacht. Es war nicht so ein Heimspiel, wie man es von uns kennt. Wir haben nicht das gespielt, was wir können."

Ohne zwei der Routiniers waren die Norddeutschen angetreten. Clemens Fritz hatte sich im Abschlusstraining eine Verletzung am Nacken zugezogen und fiel aus. Auch Zlatko Junuzovic fehlte in der Startaufstellung. Auf den Österreicher, müde nach den beiden Länderspiel-Einsätzen, hatte Skripnik freiwillig verzichtet. Belanglos, von wem der Anstoß bei diesem Verzicht ausgegangen ist. Während der Standardspezialist andeutete, dass es die Idee des Trainers gewesen sei, gab Skripnik diese Version ab: "Der Spieler war ehrlich und hat gesagt, dass es besser sei, wenn er zunächst auf der Bank bliebe."

Doppelspitze war weitgehend abgemeldet

Werder fand gegen aggressive und früh störende Mainzer ohne das Duo im Mittelfeld nicht ins Spiel. Natürlich, so analysierte Skripnik, könne es daran gelegen haben, dass die eingespielte Raute nicht zur Verfügung gestanden hatte. Zudem war die Doppelspitze weitgehend abgemeldet: Franco di Santo, der Mann des Hinspiels, konnte sich kaum in Szene setzen, Nebenmann Davie Selke war nach dem durch seinen Transfer zu RB Leipzig entfachten Wirbel um seine Person ein Ausfall.

"Früher hätten wir solche Spiele noch verloren"

Am Ende waren die Bremer mit dem Punktgewinn sogar zufrieden. Von einem "leistungsgerechten Remis" sprach Eichin, der diese neue erworbene Qualität herausstellte: "Früher hätten wir solche Spiele noch verloren." Doch um den Jäger spielen zu können, der in Richtung Europa angreift, war im Endeffekt diese Punkteteilung zu wenig.

Hans-Günter Klemm

Bilder zur Partie Werder Bremen - 1. FSV Mainz 05