Regionalliga

"Man sieht sich wohl vor Gericht wieder"

Koch zum Fall Wilhelmshaven

"Man sieht sich wohl vor Gericht wieder"

Glaubt nicht an eine Einigung zwischen dem  NFV und dem SV Wilhelmshaven: DFB-Vizepräsident Rainer Koch.

Glaubt nicht an eine Einigung zwischen dem NFV und dem SV Wilhelmshaven: DFB-Vizepräsident Rainer Koch. imago

Dass man sich außergerichtlich verständigen könne, schließt Koch, der beim DFB für Recht zuständig ist, quasi aus. "Man wird sich wohl vor Gericht wiedersehen", sagte der 58-Jährige beim 2. Vereinsrechtstag, der an diesem Freitag in Frankfurt stattfand. Wenige Stunden, nachdem das DFB-Präsidium die EM-Bewerbung 2024 beschlossen hatte, referierte Koch dort über den Fall Wilhelmshaven und mögliche Regelungsmechanismen im Vereinsverband aus dem Urteil des Bundesgerichtshofs BGH. Dieser hatte genau wie das Oberlandesgericht (OLG) Bremen ein Urteil des Internationalen Sportgerichtshofs CAS und des LG Bremen kassiert, wonach der 2014 angeordnete Zwangsabstieg des SVW korrekt gewesen sei.

Weil der Klub für einen Spieler nicht die von der FIFA geforderte Ausbildungsentschädigung in Höhe von 157.500 Euro an dessen Ex-Klubs überwies, ordnete die FIFA 2012 den Zwangsabstieg an, den DFB und NFV 2014 durchsetzten. Parallel aber stieg der Klub auch sportlich ab. Daher habe sich der NFV laut Koch keine schuldhafte Pflichtverletzung vorzuwerfen, weshalb die Schadenersatzansprüche aus Wilhelmshaven für ihn kaum Chancen auf Erfüllung hätten, zumal der Klub in der darauffolgenden Saison nicht die Lizenz für die Oberliga erhalten habe. Zudem merkte Koch an: "Der BGH hat nur den Zwangsabstieg für ungültig erklärt."

SV Wilhelmshaven - Vereinsdaten
SV Wilhelmshaven

Gründungsdatum

19.07.1972

Vereinsfarben

Gelb-Rot

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Der DFB-Vizepräsident plädiert dafür, dass der weltweite Sport einheitliche und autonome Regelungen von oben nach unten brauche. Also von FIFA an DFB an Landesverbandsebene, die dann für die Klubs gültig seien. OLG und BGH hatten damit argumentiert, dass in der NFV-Satzung kein Passus über einen Zwangsabstieg vorhanden sei und Wilhelmshaven kein Mitglied der FIFA, sondern nur des NFV, der wiederum des DFB und dieser wiederum der FIFA. Dass der Passus in der NFV-Satzung fehlte, "war ein Fehler", räumte Koch ein, wehrte sich aber auch: "Nicht Bremer Landrecht kann ausschlaggebend sein für den Weltsport, sondern international einheitliche Regeln. Und da steht die FIFA an oberster Stelle."

Wilhelmshaven fordert Handlung nach europäischem Recht

In Wilhelmshaven dagegen fordert man, dass der DFB nach deutschem respektive europäischem Recht handle, was die Verantwortlichen in der Otto-Fleck-Schneise jedoch kategorisch ausschließen. Dor arbeitet man derzeit an Musterklauseln, wie die Frankfurter Rundschau am Donnerstag schrieb. Die Vereinsverbände wie der NFV, so erklärt Koch, sollten künftig mit Verweisungen und Unterwerfungen unter die jeweils höhere Verbandsinstanz arbeiten. So wird quasi FIFA-Recht zu DFB-Recht und DFB- zu NFV-Recht. Nur: Mit dem BGH-Urteil harmonisiert dies im konkreten Fall eben nicht.

Für Koch ist klar: Wenn die FIFA in Satzungsfragen Änderungen vornimmt, sollen sich diese automatisch auf die nationalen und deren Unterverbände übertragen. Alles andere, sprich jeden Verein in die Pflicht zu nehmen, gewissermaßen im Jahresrhythmus seine Satzung anzupassen, ist laut Koch wenig praktikabel. Deshalb ist "eine Gesetzesinitiative zur Normierung der Zulässigkeit dynamischer Satzungsverweisungen aus sportpolitischer Sicht anzustreben".

"Man muss sich den Fall nur andersherum vorstellen"

Dass Medien und Öffentlichkeit die FIFA als den Bösen, der den Zwangsabstieg Wilhelmshavens durchgesetzt sehen wolle, darstellten, kann Koch nicht nachvollziehen: "Der SVW hat bis heute die Ausbildungsentschädigung nicht gezahlt, obwohl er rechtskräftig dazu verpflichtet ist. Der FIFA ist nur daran gelegen, dass internationales Transferrecht eingehalten wird. Man muss sich den Fall nur andersherum vorstellen." Denn oft genug seien deutsche Vereine gegenüber ausländischen Klubs in der Gläubigersituation.

Benni Hofmann