Regionalliga

Chemie gegen Lok: Leipzig fiebert dem Derby entgegen

Traditionsvereine duellieren sich im Sachsenpokal

Chemie gegen Lok: Leipzig fiebert dem Derby entgegen

Spielstätte des Leipziger Derbys: der Alfred-Kunze-Sportpark im Stadtteil Leutzsch.

Spielstätte des Leipziger Derbys: der Alfred-Kunze-Sportpark im Stadtteil Leutzsch. picture-alliance

Auch wenn die Bundesliga nicht pausieren würde: Das Derby zwischen Chemie und Lok würde sicherlich auch dann den Bundesliga-Newcomer RB in den Schatten stellen. Nach über drei Jahrzehnten Pause treffen die beiden Erzivalen am Sonntag mal wieder aufeinander.

Der Fünft- empfängt den Viertligisten im heimischen Alfred-Kunze-Sportpark, nach dem einstigen Meistertrainer benannt. Allein schon die Spielstätte sorgte für Diskussionen. Denn das Stadion ist vom Ordnungsamt auf eine Zuschauerzahl von 4.999 begrenzt. Lok-Trainer Heiko Scholz wäre lieber in die RB-Arena umgezogen, doch Chemie winkte ab. "Klar, dass Heiko Scholz in der Leutzscher Hölle nicht spielen will", sagte Dirk Skoruppa, Sprecher des Chemie-Vorstands, dem SID. "Als ehemaliger Chemie-Spieler weiß er nur zu gut, wie schwer es bei uns für ein Auswärtsteams ist." Und so finden zahlreiche Fußballfans keine Gelegenheit, die Partie vor Ort zu verfolgen. 15.000 bis 20.000 Zuschauer hätten das Duell gerne gesehen, vor allem Lok-Anhänger. Chemie stellte dem Anhang der gegnerischen Mannschaft die gebotenen zehn Prozent (455 Tickets) zur Verfügung und rundete auf 750 auf.

Scholz hofft auf "fantastisches Fußballfest"

Jener Heiko Scholz hat für beide Klubs gespielt, ehe es ihn im weiteren Karriereverlauf über Dynamo Dresden in den Westen verschlug (159 BL-Spiele/11 Tore für Bayer Leverkusen und Werder Bremen). Sein Wunsch war, durch den Umzug in das deutlich größere Stadion für ein "fantastisches Fußballfest" zu sorgen, mit dem man ganz Deutschland zeigen könne, "dass Leipzig mehr Fußball zu bieten hat als nur RB Leipzig". Auch in Leutzsch wird es stimmungsvoll zur Sache gehen, ob es auch friedlich bleibt, muss abgewartet werden. Denn Sticheleien gab es im Vorfeld zur Genüge. So wurden in der Nacht zum Donnerstag an mehr als einem Dutzend Brücken rund um Leipzig lebensgroße Puppen in den grünen Vereinsfarben von Chemie aufgehängt. "Wir sehen einen Zusammenhang zum anstehenden Landespokalderby am kommenden Sonntag", sagte Polizeisprecher Uwe Voigt der "Leipziger Volkszeitung".

Die Attrappen bestanden aus grün angemalten und mit Stroh ausgestopften Maleranzügen, die am Hals aufgehängt über den Straßen baumelten. Viele Autofahrer meldeten sich bei der Polizei, die Ermittlungen aufnahm. "Es hätte ja sein können, dass Lkw an den Puppen hängen bleiben", sagte Voigt.

Für jeden Lokfan wird was dabei sein - egal ob mit oder ohne Karte.

Facebook-Ankündigung der Lok-Fanszene

In der vergangenen Woche waren schon 100 Unbekannte in den Chemie-Sportpark eingedrungen und hatten mit dem Spruchband "Good Night Green White" für die Kamera posiert. Natürlich tauchte das Video dazu bei YouTube auf. Und die Lok-Fanszene kündigte passend hierzu auf ihrer Facebook-Präsenz an: "Für jeden Lokfan wird was dabei sein - egal ob mit oder ohne Karte."

Polizei: "Extrem hoher Personalaufwand"

Auf die Polizei kommt wohl viel Arbeit zu. Am gesamten Wochenende. Denn neben dem Derby wurde unglücklicherweise das Regionalligaspiel zwischen RB Leipzig II und dem BFC Dynamo für Samstag in der Messestadt angesetzt. "Das sind für uns dann zwei absolute Highlights, die einen extrem hohen Personalaufwand abfordern", sagte ein Leipziger Polizeisprecher dem MDR.

Rivalität seit den 60er Jahren

Die Rivalität zwischen Chemie und Lok rührt aus den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Die DDR-Sportführung hatte seinerzeit den Fußball umstrukturiert und seitdem vor allem Lok gefördert. Viele Spieler wurden dorthin delegiert, auch von Chemie. Trotzdem wurde Chemie 1964 Meister. Letztmals trafen die Top-Teams beider Klubs 1985 unter ihrem jetzigen Namen aufeinander und gingen im Anschluss in Nachfolgevereine wie VfB oder Sachsen Leipzig über. Zwar fanden beide Klubs später zu ihrer alten Identität zurück, verloren aber sportlich den Anschluss - gegenüber den 2009 neu gegründeten RasenBallsportlern.

aho/sid