Regionalliga

Steegmanns Sahnetag - Blamierte Alemannen

Aachen geht in Köln mit 0:6 unter

Steegmanns Sahnetag - Blamierte Alemannen

Einer von sechs Tiefschlägen für die Alemannen: Julius Reimerink trifft zum 2:0 gegen Frederic Löhe (li.) und Jannick Löhden (30).

Einer von sechs Tiefschlägen für die Alemannen: Julius Reimerink trifft zum 2:0 gegen Frederic Löhe (li.) und Jannick Löhden (30). imago

1:2 beim 1. FC Köln II, 1:3 in Wattenscheid, 0:1 in Velbert, 1:3 bei Fortuna Düsseldorf II und nun das Debakel bei der Viktoria - die Aachener Alemannia bringt seit Wochen auswärts kein Bein auf den Boden.

Alle fanden deutliche Worte. Kapitän Timo Staffeldt nannte es "niederschmetternd", "indis­kutabel", sagte Trainer Chris­tian Benbennek. Und für Tor­hüter Frederic Löhe war das 0:6 bei Viktoria Köln eine "Blamage" und "das schlechteste Spiel, seit­dem ich hier spiele" – also seit zweieinhalb Jahren. Es fehlten Grundtugenden wie kompaktes Auftreten und unbedingter Wille. Benbennek kündigte Konsequenzen an, nachdem einige offenbar etwas länger brauchen, "das zu kapieren". "Ich werde mit Sicherheit nicht müde wer­den, diesen Weg weiterzu­gehen. Und wer das nicht kann oder möchte, der kann eben nicht mehr mitspielen."

Knackpunkt erstes Gegentor

Früh lagen die Gäste durch Kölns Routinier Marcus Steegmann (34) im Hintertreffen. "Ein Knackpunkt", der die folgende Leistung der Mannschaft beeinträchtigte, wie Staffeldt feststellen musste. Nicht zum ersten Mal. Vor allem auswärts zeigt die Alemannia sich wiederholende Verhaltensmuster.

Fortan fehlten Kampf und Herz, Mut und Leidenschaft, so Jannik Löhden. Der Abwehrhüne weiß, dass man "immer den Stolz haben" müsse, al­les in die Waagschale zu werfen für den Verein. "Aber das hat heute alles gefehlt." Die Alemannia ist vorerst im Mittelmaß versunken, kann sich jedoch mit zwei Heimspielen gegen Primus Lotte und Abstiegskandidat Ahlen noch versöhnlich von den Fans in die Winterpause verabschieden.

Der an den Rhein mitgereiste Anhang war ob des Debakels logischerweise erzürnt. Tim Jerat, der in der abge­laufenen Saison noch für Aachen auflief, brachte es auf den Punkt: "Ich bin froh, dass ich nicht dort drüben stehen muss." Der 33 Jah­re alte Kölner empfand Mitleid mit der Alemannia, hatte als Taktgeber in der Viktoria­-Zentrale jedoch das beste Saisonspiel für die Rechtsrheinischen absolviert und daher großen Anteil am Aachener Untergang.

"Spiritus Rector" Jerat

Jerat erfüllte endlich die ihm zugedachte Rolle, brachte Ruhe in die Aktionen und entwickelte sich zum "Spiritus Rector" einer überzeugenden Höhenber­ger Mannschaft. Auch ein anderer ge­bürtiger Kölner freute sich diebisch: Doppeltorschütze Steegmann, der überraschend in die Startformation rückte und somit die etablierten Angreifer Sven Kreyer (24) und Freddy Mom­bongo (30) auf die Bank degra­dierte, erwischte einen Sahnetag: Dem Ex-Profi, der seine Karriere im letzten Sommer eigentlich schon beendet hatte, gelangen nicht nur zwei Treffer; er hatte darüber hinaus seinem ehema­ligen Mitspieler Löhden einen ungemütlichen Nachmittag be­reitet. "Unabhängig von meinen beiden Toren haben wir heute ein Statement abgeliefert. Es war unser bestes Saisonspiel", lobte der Routinier.

Holger Richter/Oliver Löer/aho