Regionalliga

Schweinsteiger: Vom Schnee auf den Rasen

Der Kapitän des FC Bayern II im Porträt

Schweinsteiger: Vom Schnee auf den Rasen

Früher Fan von 1860 München, heute Kapitän beim FC Bayern II: Tobias Schweinsteiger feiert den Derbysieg.

Früher Fan von 1860 München, heute Kapitän beim FC Bayern II: Tobias Schweinsteiger feiert den Derbysieg. imago

Gemeinsam mit Bastian wuchs Tobias in Oberaudorf auf, einer Gemeinde mit rund 5000 Einwohnern an der Grenze zu Österreich. Lange Zeit machte der zwei Jahre jüngere Bastian seinem Bruder alles nach - bis er ihn überholte. Zumindest beim Fußball. Nicht beim Skifahren. Als sich die beiden entscheiden mussten, trennten sich ihre Wege erstmals: Bastian besiegte in einem Rennen zwar einst Felix Neureuther, heute einer der besten Skirennläufer, entschied sich dann aber für den Fußball. Tobias hingegen für den Wintersport.

Da war er in mehreren Disziplinen top: in der Abfahrt, im Riesenslalom. Auch im Slalom. Für ganz oben reichte es aber nicht. Schweinsteiger erkannte das und wollte nicht Mitte 20 neu anfangen. So brach er die Karriere ab, schloss seine Ausbildung in der Bundespolizeischule ab und kickte nebenbei für Falke Markt Schwaben. Auch wenn er in den Vorjahren fast nur noch auf der Piste stand, konnte er es noch - und zwar richtig gut.

Spielersteckbrief Schweinsteiger
Schweinsteiger

Schweinsteiger Tobias

Regionalliga Bayern - 8. Spieltag
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Regionalliga Bayern - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Würzburger Kickers Würzburger Kickers
19
2
1860 München II 1860 München II
17
3
FC Ingolstadt 04 II FC Ingolstadt 04 II
16

Bald flatterte ihm ein Angebot des damaligen Zweitligisten Jahn Regensburg ins Haus. Über die zweite Mannschaft kam Schweinsteiger aber nicht hinaus. Erst als er über den Umweg Ismaning in Lübeck landete, wurde er erstmals öffentlich wahrgenommen: In der drittklassigen Regionalliga traf er elfmal. Dann der Wechsel in die 2. Bundesliga zu Eintracht Braunschweig.

Tobias Schweinsteiger

Das Tattoo seines Bruders Bastian zeigt diesen nach dem verlorenen CL-Finale und nach dem Triple-Sieg. imago

Ein Kind läuft über die Straße, sein Auto erfasst es

In seiner Zeit beim BTSV erlebte er den wohl traurigsten Tag in seinem Leben: Als Schweinsteiger im September 2006 auf dem Weg zum Training war, rannte auf einmal ein Kind über die Straße und lief vor sein Auto. Einen Tag später erlag es im Krankenhaus seinen Verletzungen. Wenig später fuhr er zwar wieder Auto, wählte aber einen anderen Weg zum Trainingsgelände. Ein Seelsorger kümmerte sich wochenlang um ihn, inzwischen weiß der 32-Jährige mit dem Vorfall umzugehen. Geholfen hat ihm auch der Fußball. Ebenso wie die Familie. Diese bedeutet ihm viel. Im einem Interview verriet der gebürtige Rosenheimer einmal, dass er sich von allen für ihn wichtigen Leuten ein Tattoo hat stechen lassen. So auch von seinem Bruder. Auf seinem Bauch prangt Bastian: erst in geknickter Pose nach dem verlorenen Champions League-Finale gegen Chelsea, dann jubelnd ein Jahr später nach dem Triple-Gewinn.

"Das ist ein Privileg"

Auch wenn es für ihn nie zum großen Durchbruch reichte: Schweinsteiger ist stolz auf das, was er in seinem Leben erreicht hat. Heute ist der frühere Fan von 1860 München der Leitwolf im jungen Team des FC Bayern II. Obwohl er sich in der Vorbereitung eine schwere Verletzung einhandelte, einen Haarriss im Fuß, traf er in der laufenden Saison in sieben Partien schon dreimal. Dass er die Mannschaft führen darf, macht ihn stolz: "Das ist ein Privileg." Sportlich läuft es für die Elf von Trainer Erik ten Hag noch nicht rund: sieben Spiele, nur neun Punkte. Trotzdem ist sich Schweinsteiger sicher: "Je länger die Saison geht, desto stärker werden wir."