Regionalliga

Koschinat bei Nichtaufstieg arbeitslos?

Fortuna Köln: Trainer in der Zwickmühle

Koschinat bei Nichtaufstieg arbeitslos?

Besitzt nur einen Vertrag für die dritte Liga: Fortuna-Coach Uwe Koschinat.

Besitzt nur einen Vertrag für die dritte Liga: Fortuna-Coach Uwe Koschinat. Imago

Die Zahlen klingen prächtig. Nach satten 105 Ligaspielen als Trainer von Fortuna Köln kann Koschinat einen Punkteschnitt von 1,9 pro Partie vorweisen. Vor drei Jahren übernahm er die Mannschaft als Regionalliga-Aufsteiger und führte sie gleich in seiner ersten Saison als Chefcoach auf den siebten Tabellenplatz. Im zweiten Jahr unter dem 42 Jahre alten Fußball-lehrer wurde seine Mannschaft Zweiter hinter den Sportfreunden Lotte, in der laufenden Saison steuert die Fortuna auf die Meisterschaft zu.

Alles prima also im Kölner Süden? Nicht unbedingt. Vor ein paar Tagen musste Uwe Koschinat den Gang zum Arbeitsamt antreten. Ein Trainer in der Zwickmühle!

Regionalliga West - 34. Spieltag
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Regionalliga West - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Fortuna Köln Fortuna Köln
71
2
Sportfreunde Lotte Sportfreunde Lotte
66
3
Rot-Weiß Oberhausen Rot-Weiß Oberhausen
60
Trainersteckbrief Koschinat
Koschinat

Koschinat Uwe

Koschinat bewies Loyalität - wird ihm das zum Verhängnis?

Im März verlängerte er seinen Vertrag bei der Fortuna um zwei weitere Jahre, das neue Arbeitspapier gilt aber lediglich für die 3. Liga. Sollte also die Fortuna den Aufstieg verpassen, droht Koschinat in wenigen Wochen die Jobsuche. "Ich hatte das Gefühl, dass ich vorangehen musste, um zu zeigen, wie sehr ich an das Projekt Aufstieg glaube", sagt der Coach. Und bewies damit ungewohnte Loyalität, für die er jedoch möglicherweise bald bezahlen muss.

Es gilt als sicher, dass die Hauptinvestorengruppe der Fortuna um den Internetunternehmer Michael Schwetje ihr finanzielles Engagement reduzieren wird, sollte es nichts werden mit dem Aufstieg in die 3. Liga. Den Kölnern droht in diesem Falle eine Zukunft als mittelmäßiger Regionalligist - wenn überhaupt.

Die Fortuna ohne Titelambitionen zu trainieren - für Koschinat wäre dies ein kaum zu verkraftender Rückschritt nach diesen so erfolgreichen Jahren. Trotzdem unterschrieb er den neuen Kontrakt - und machte sich damit zunächst einmal uninteressant für andere Vereine.

Ich habe mir oft die Frage gestellt, wieso die Auswahl des Kandidatenkreises permanent an mir vorbeigegangen ist.

Uwe Koschinat wundert sich, dass er nie von anderen Vereinen kontaktiert wurde

"Die Wahrscheinlichkeit, dass ich im nächsten Jahr Trainer der Fortuna bin, ist aktuell bestenfalls genauso groß wie die, dass ich keinen Job haben werde", erklärt Koschinat. Und: "Manche Vereine schrecken aufgrund unserer Situation vielleicht davor zurück, sich bei mir zu melden, weil sie damit rechnen müssen, dass mein Vertrag in Kraft tritt."

Die Entscheidung bereut er dennoch nicht, sie habe schließlich für Ruhe innerhalb des Teams gesorgt. Generell wundert sich Koschinat aber darüber, nie von anderen Klubs kontaktiert worden zu sein. Bei der Fortuna mögen ihn die Menschen für seine geradlinige Art und für sein Gefühl, richtige Entscheidungen zu treffen. Seine sportliche Bilanz spricht ohnehin für ihn. "Aber", sagt Koschinat, "ich habe mir oft die Frage gestellt, wieso bei offenen Stellen die Auswahl des Kandidatenkreises permanent an mir vorbeigegangen ist."

Seinen Lehrgang zum Fußballlehrer schloss er als Drittbester ab. Mit dabei waren heutige Bundesligatrainer wie Sascha Lewandowski, Markus Gisdol und Markus Weinzierl. Koschinat, das weiß die Branche, ist ein absoluter Fachmann. Doch wohin führt sein Weg?

Im schlimmsten Fall arbeitslos - Keine Sorge um Spieler

Am liebsten möchte er bei der Fortuna bleiben. Mit der Meisterschaft sieht es nicht schlecht aus, vor dem Topspiel gegen Siegen am morgigen Freitag hat die Fortuna bei drei Punkten Vorsprung ein Spiel weniger absolviert als Verfolger Lotte. Nach der Liga gibt es für die Meister der Regionalliga bekanntlich noch die Relegation. Und im für ihn schlimmsten Fall steht fest, dass Uwe Koschinat Anfang Juni möglicherweise arbeitslos sein wird. Zu einem Zeitpunkt also, in dem alle attraktiven Stellen besetzt sein dürften. "Eine Mannschaft immer auf den nächsten Höhepunkt vorzubereiten, das muss man vorleben", sagt er. "Und dann parallel der Gang zum Arbeitsamt - das sind emotionale Achterbahnfahrten."

Um die Zukunft seiner Spieler sorgt er sich immerhin nicht auch noch: "Die haben es leichter. Der Posten eines Trainers ist nur einmal zu besetzen", sagt Koschinat. Aber: "Jeder unserer Spieler wäre für die meisten Regionalligisten sofort eine Verstärkung. In puncto Arbeitsmoral, Einstellung und Siegeswillen kann man sich keine besseren Jungs wünschen."

Eine Situation, die Uwe Koschinat als Trainer entscheidend zu verantworten hat. An der eigenen Situation jedoch ändert das nichts.

Philip Sagioglou