...die Schwere, den Schlussstrich ziehen zu müssen: Das war ein langer Weg. Natürlich wusste ich um die Schwere der Verletzung. Das habe ich bei meinen zwei Kreuzbandrissen schon mal mitgemacht. Damals bin ich jeweils gut zurückgekommen. Genauso positiv hatte ich auch diese Geschichte angegangen – leider sollte es nicht sein. Mein letztes Spiel ist elf Monate her – eine lange Zeit, um mich damit zu beschäftigen, was ich danach möchte. Natürlich ist das keine Entscheidung, die man von jetzt auf gleich trifft, um letztendlich einen Schlussstrich zu ziehen. Aber es ging einfach nicht anders.
...seine Ziele: Ich will meine Trainerscheine machen, B- und A-Lizenz im nächsten Jahr. Natürlich ist es mein Ziel auch als Trainer weiter hochzukommen. Stand jetzt ist das die perfekte Herausforderung für mich. Perspektivisch ist es nicht mein Ziel 20 Jahre Co-Trainer zu sein. Als Profi hast du immer die Gier nach oben zu kommen. So ist es bei mir auch. Wenn das nicht der Fall wäre, wäre ich in diesem Fall falsch.
...das, was er vermitteln möchte: Natürlich kann ich von der Erfahrung, die ich gesammelt habe, vieles weitergeben. Ich hatte das Glück, dass ich wahrscheinlich mit vier der größten Trainer gearbeitet habe: Jupp Heynckes, Christoph Daum, Jogi Löw und auch Felix Magath. Da kannst Du von jedem etwas mitnehmen.
...die Perspektiven von Top-Talent und U-19-Nationalspieler Lucas Cueto, den er ab sofort trainiert: Ich habe schon viele Talente gesehen, doch den letzten Schritt muss man selbst gehen. Ich habe genug Talente gesehen, die nicht den letzten Schritt nach oben geschafft haben. Wir als Trainer – das klingt schon komisch, wenn ich das jetzt sage - können nur Wege aufzeigen, die Tür aufstoßen muss der Spieler selbst. Das gilt bei Lucas wie bei jedem anderen. Jeder der gut ist, wird automatisch hoch kommen. Wenn Lucas das bestätigt, was er kann, und das weiter ausbaut, wird er noch weiter hochkommen.
Ich war oft etwas lockerer drauf, aber wenn es darum ging, war ich schon fokussiert. So wird es auch als Trainer sein.
Patrick Helmes
...die Notwendigkeit, das Image als Spaßvogel abzulegen: Natürlich bleibe ich vom Wesen grundsätzlich wie ich bin. Aber ich weiß auch, dass ich eine Position habe. Nur lustig sein allein geht natürlich nicht. Aber so war ich schon als Spieler: Ich war oft etwas lockerer drauf, aber wenn es darum ging, war ich schon fokussiert. So wird es auch als Trainer sein. Ich muss mir vieles neu angewöhnen. Es geht nicht mehr nur dieses Kumpelhafte wie mit den Teamkollegen. Das ist schon etwas anderes. Es wird für mich mega-spannend.
...den Zeitpunkt, als ihm bewusst wurde, dass es als Spieler nicht mehr weitergeht: Natürlich hoffst Du die ganze Zeit, dass es wieder wird. Ich habe nicht jeden Tag in der Reha trainiert, mit dem Wissen, dass ich heute hier stehe. Jetzt ist es so. Ich gehe jetzt einen neuen Weg in meiner Karriere – hoffentlich. Da freue ich mich schon drauf. Aber es ist nicht einfach zu sagen: Das war's als aktiver Spieler. Ein bisschen kicken konnte ich ja schon. Das hätte ich gerne noch zwei, drei Jahre gezeigt. Aber es sollte nicht sein. Ich hätte es noch ein Jahr weiter versuchen können, doch dann wäre ich wieder hier gestanden. Diese ganzen Diskussionen tun mir und dem Verein nicht gut. Deshalb haben wir es so klar kommuniziert. Auch wenn das sehr traurig ist.
Denn so schön der Fußball auch ist, ist es doch schade, wenn er dir den Alltag so erschwert.
Patrick Helmes über seine Schmerzen
... seine Schmerzen: Inzwischen bin ich auch wieder im Alltag frei von Problemen. Vor ein paar Monaten hatte ich auch im Alltag fiese Probleme. Das ist nach und nach besser geworden, dass ich ab und an wieder Tennis oder ein paar Golfbälle spielen kann. Aber sobald ich an die richtige Belastung im Fußball wollte, hat die Hüfte, so sehr ich es auch wollte, leider nicht mitgemacht. Natürlich würde ich gerne nochmal bei den Jungs im Training mitkicken. Vielleicht kann ich im Eck mitspielen, aber da muss ich abwarten, wie die Hüfte reagiert. Denn so schön der Fußball auch ist, ist es doch schade, wenn er dir den Alltag so erschwert.
...seine Entscheidung für den Trainer-Job und gegen eine Aufgabe im Marketing: Fußball ist mein Leben gewesen. Ich brauche niemanden erzählen, dass Reha keinen Spaß macht. Da habe ich gemerkt, dass mir der Zusammenhalt der Mannschaft fehlt. Das geht heutzutage sehr schnell. Du bist außen vor als Verletzter. Das ist einfach so. Da habe ich gemerkt, dass ich diesen Teamspirit brauchte, dass ich wieder dazugehören will. Die zweite Möglichkeit war, eventuell ins Marketing zu gehen, weil ich einen guten Umgang mit Sponsoren habe. Aber ich habe schnell gemerkt, dass ich auf den Platz muss, statt den ganzen Tag im Büro zu sitzen.
