Regionalliga

Riedle: "Ein zweites Standbein ist mir wichtig"

Vikt. Köln: Eine Verletzung wirft den 23-Jährigen vorerst zurück

Riedle: "Ein zweites Standbein ist mir wichtig"

Lief aufgrund einer Verletzung noch nicht für seinen neuen Arbeitgeber auf: Alessandro Riedle.

Lief aufgrund einer Verletzung noch nicht für seinen neuen Arbeitgeber auf: Alessandro Riedle. imago

Riedle zu heißen ist nicht im­mer einfach für ihn. "Die Öffentlichkeit", sagte Riedle, "erwartet automatisch viel mehr von mir. Dabei bin ich doch nur ein Fußballer wie viele andere." Sein Vater Karl-Heinz "Kalle" Riedle, der Weltmeister und Champions-League-Sieger, war zu aktiven Zeiten hingegen eine Lichtgestalt. "Er hat so viel erreicht, dass es für mich eigent­lich unmöglich ist, an seine Er­folge anzuknüpfen", meint Riedle Junior. "Trotzdem werde ich häu­fig mit ihm verglichen. Das ist eher belastend für mich."

Nur ganz selten gelingt es Söh­nen herausragender Fußballer, in die großen Fußstapfen ihrer Väter zu treten. Oft liegt das im fehlenden Spitzentalent be­gründet, manchmal aber auch an der Erwartungshaltung, die wegen des glanzvollen Nachna­mens auf dem Trikot noch ein­mal größer ist. Bei Alessandro Riedle, der vom Boulevard den Spitznamen "Klein Kalle" ver­passt bekam, spielt das Verletzungspech sicherlich auch eine Rolle. Trotzdem hofft der 23-Jäh­rige weiter auf den dauerhaften Sprung ins Profigeschäft.

Spielersteckbrief Riedle
Riedle

Riedle Alessandro

Regionalliga West - 12. Spieltag
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Regionalliga West - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
FC Viktoria Köln FC Viktoria Köln
27
2
1. FC Köln II 1. FC Köln II
23
3
Alemannia Aachen Alemannia Aachen
21
FC Viktoria Köln - Vereinsdaten
FC Viktoria Köln

Gründungsdatum

22.06.2010

Vereinsfarben

Schwarz-Weiß-Rot

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Dieser soll nun mit Viktoria Köln gelingen, bei dem der Mittelstür­mer seit wenigen Wochen unter Vertrag steht. Der von Mäzen Franz-Josef Wernze gesponserte Tabellenführer der Regionalliga West setzt sich den Profifußball zum Ziel. "Es wäre super, wenn wir in die 3. Liga aufsteigen würden", betonte Riedle, der bei diesem Vorhaben bislang allerdings noch nicht durch Einsätze mithelfen konnte. Nach wenigen Trainingseinhei­ten verletzte sich der 23-Jähri­ge. "Ich habe mich gut gefühlt, war in guter Form. Ein bitterer Rückschlag für mich", so Riedle mit bedrückter Stimme. Seitdem schuftet er im Kraftraum für sein Comeback. Schon bald will er wieder auf dem Rasen stehen.

Ich habe mich gut gefühlt, war in guter Form.

Alessandro Riedle über die Verletztung

Den Kopf in den Sand zu ste­cken, das ist nicht die Art des ge­bürtigen Allgäuers. Schließlich hat er gerade erst damit begon­nen, sich in Köln wohlzufühlen. Nach Jahren des Umzugs will Riedle am Rhein endlich sess­haft werden. "Ich bin in den vergangenen Jahren viel her­umgekommen. Nun aber habe ich eine Frau und einen Sohn. Deshalb habe ich nach einer si­cheren Stadt gesucht, in der ich mir etwas aufbauen kann", er­zählte Riedle. Um auch für die Zeit nach dem Fußball gewappnet zu sein, will er bald den Studiengang International Business in Köln aufnehmen: "Ein zweites Stand­bein ist mir wichtig."

Trotz seiner erst 23 Jahre blickt Riedle bereits auf eine bewegte Vita zurück. Als sein Vater 1997 von Borussia Dortmund zum FC Liverpool wech­selte, ging Riedle junior mit auf die Insel. Dort wurde er in den Jugendabteilungen der "Reds" und des FC Fulham auf höchs­tem Niveau ausgebildet. "Es war einfach nur klasse", schwärmte der Angreifer, dessen Herz heu­te noch für Liverpool schlägt. "An der Anfield Road herrscht eine Hammer-Atmosphäre. Ich war noch nie in einem besseren Stadion." Nachdem Karl-Heinz Riedle seine Karriere 2001 be­endet hatte, zog die Familie in die Schweiz. Der Junior schloss sich dort dem Nachwuchs der Grasshoppers Zürich an – und fand sich plötzlich im Kader der ersten Mannschaft wieder. Hans­peter Latour, der später auch den 1. FC Köln trainierte, war von den Qualitäten des Nachwuchsstür­mers überzeugt. Mit drei Tref­fern in zehn Spielen weckte der 17-Jährige das Interesse anderer Klubs.

Alessandro Riedle (li.) will nicht am Erfolg seines berühmten Vaters Karl-Heinz "Kalle" Riedle gemessen werden.

Alessandro Riedle (li.) will nicht am Erfolg seines berühmten Vaters Karl-Heinz "Kalle" Riedle gemessen werden. imago

2009 entschied er sich für ei­nen Wechsel zum VfB Stuttgart, wo er über die zweite Mannschaft an die Profis herangeführt wer­den sollte. "Es war aufregend, nach Deutschland zu wechseln, um hier den Durchbruch zu schaffen", sagte Riedle. Doch als er sich an der Leiste operieren las­sen und sein Fürsprecher Markus Babbel gehen musste, wurde es immer schwieriger für ihn. Bab­bels Nachfolger Christian Gross setzte auf andere Spieler. Ried­le kehrte zu den Grasshoppers zurück, hatte aber mit fehlender Spielpraxis zu kämpfen und ließ sich an den Schweizer Zweitli­gisten AC Bellinzona verleihen. "Dort lief es super für mich – doch nach zwei Jahren ist der Verein in Konkurs gegangen."

Erneut musste er sich einen neuen Klub suchen. Als der türkische Erstligist Akhisar Be­lediyespor ein Trainingslager in Deutschland abhielt, mach­te Riedle mit, überzeugte – und erhielt einen Zweijahresvertrag. "Dort zu leben war eine riesige Umstellung", gibt der Familien­vater zu. Trotzdem wäre er ger­ne länger geblieben, doch nach einem Jahr war vorzeitig Schluss.

Nun ist er zurück in Deutsch­land. Und träumt weiter den Traum, dauerhaft den Sprung in den Profifußball zu schaffen. Die Vergleiche mit seinem Vater wür­de er dafür sicherlich auch gerne in Kauf nehmen.

Tobias Carspecken