Neuer Trainer, neue Sitten. Und wenn es manchmal nur Kleinigkeiten sind, die verändert werden, können sie eine große Wirkung haben. Wobei: Dass sich Ismael am Freitag bei der Pressekonferenz nicht auf den bisherigen Stammplatz von Vorgänger Dieter Hecking setzte, sondern mit Manager Klaus Allofs die Stühle tauschte, dürfte nicht mehr als eine Randnotiz sein.
Viel spannender ist da schon die Frage, welche Veränderungen der neue Trainer am Team vornimmt. Im Kopf, glaubt Ismael, hat er seine Spieler schon erreicht. "Die Jungs waren sehr offen", berichtet der Coach über die zahlreichen Gespräche der vergangenen Tage. Er erzählt von einem "Vertrauensproblem" bei den Profis und ist sich sicher: "Jeder Spieler ist willig, es besser zu machen."
Trainersteckbrief Ismael
Bundesliga - 8. Spieltag
Bundesliga - 8. Spieltag
Bleibt abzuwarten, welchen Akteuren der 41-Jährige am Samstag in Darmstadt das Vertrauen schenkt. Wer steht im Tor? Spielt Ricardo Rodriguez in der Innenverteidigung? Verändert er die Taktik? "Es ist alles denkbar für alle Spieler", sagt Ismael listig, "ich will mir alles offen lassen."
In einigen Punkten sorgt der neue Mann auf der Wolfsburger Kommandobrücke aber auch schon für Fakten. Im Tor wird erneut Koen Casteels stehen. Das heißt: Der Belgier, der sich im Sommer im Kampf um die Nummer 1 gegen den langjährigen Stammkeeper Diego Benaglio durchgesetzt hat, bleibt die erste Wahl. Trotz seines Sehnenanrisses im Daumen. Am Donnerstag aber hatte der 24-Jährige mit einer Schiene trainiert, "das war sehr positiv", erklärt Ismael.
Und auch im Fall von Julian Draxler bezieht der neue Trainer klar Stellung. Der Nationalspieler, der sowohl in der Bundesauswahl als auch zuletzt meist beim VfL auf dem Flügel eingesetzt wurde, spielt in den Planungen Ismaels eine zentrale Rolle. "Julian ist überall einsetzbar, aber ich sehe ihn als zentralen Spieler."
Julian ist überall einsetzbar, aber ich sehe ihn als zentralen Spieler.
Valerien Ismael
Verzichten muss die Wolfsburger Interimslösung bei seinem Bundesligadebüt auf Jannes Horn. Der Linksverteidiger ist erneut erkrankt und kann die Reise nach Hessen nicht antreten. Ebenfalls fehlen werden Daniel Didavi (nach Meniskuseinriss), Sebastian Jung, Ismael Azzaoui (beide Kreuzbandriss), Josip Brekalo (Muskelfaserriss) und Josuha Guilavogui (Halswirbelbruch).
Für Ismael wird es auch so etwas wie eine Rückkehr auf die große Bühne. Eine Etage tiefer hatte es der Deutsch-Franzose vor zwei Jahren bereits beim 1. FC Nürnberg versucht, nach nur vier Siegen in 13 Punktspielen war er jedoch entlassen worden. Die Erfahrungen, die Ismael damals gesammelt hat, seien rückblickend wichtig gewesen. "Ich nehme sie mit und will es besser machen", sagt er. Mit einem Sieg und einem guten Auftritt in Darmstadt würde er automatisch seine Chancen verbessern, zur Dauerlösung auf der VfL-Bank zu werden. Ismael: "Ich freue ich riesig auf das Spiel und die Bundesliga." Gestern Regionalliga mit dem VfL II, nun das Oberhaus mit den Profis. "Ich werde versuchen, meine Leidenschaft rüberzubringen", sagt der Debütant, "da ist es egal, in welcher Liga man ist."
