2. Bundesliga

Grifo & Co. ohne Pläne - Streich auf dem Rad

Freiburg könnte "auf dem Sofa" aufsteigen

Grifo & Co. ohne Pläne - Streich auf dem Rad

Ein tolles Kollektiv mit überragenden Einzelkünstlern: Vincenzo Grifo (Mitte) und der SC Freiburg sind dem Ziel ganz nah.

Ein tolles Kollektiv mit überragenden Einzelkünstlern: Vincenzo Grifo (Mitte) und der SC Freiburg sind dem Ziel ganz nah. picture alliance

In den ersten 22 Minuten fand der SC Freiburg gegen sehr defensiv eingestellte Duisburger kein Mittel. "Dass der MSV sehr kompakt stehen würde, das wussten wir", ließen sich Nils Petersen & Co. nicht aus der Ruhe bringen. Denn: "Auf unsere Standardstärke ist halt Verlass." Speziell bei Freistößen läuft es gegnerischen Trainern zumeist kalt den Rücken herunter. Dass Grifo für seine ruhenden Bälle gut und gerne einen Gehaltszuschlag verlangen könnte, stellte der 23-Jährige am Freitagabend einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis. Aus 28 (!) Metern versenkte der gebürtige Pforzheimer die Kugel zauberhaft im rechten unteren Eck.

Für die Kollegen kam der neuerliche Geniestreich wenig überraschend. "Da sind wir immer wieder für ein Tor gut", sagte Petersen am Sky-Mikrofon. Das 2:0 des umtriebigen Maximilian Philipp bereitete Grifo erneut vor. Natürlich per Freistoß. Dem 3:0-Endstand , den Petersen vom Punkt besorgte, ging eine Notbremse voraus. Der geniale Grifo wurde von Enis Hajri bei einer klaren Torchance gehindert. Drei Tore nach Standards, die auch Petersen gut schmeckten: "Da sind wir momentan ganz schwer auszurechnen."

SC Freiburg - Die letzten Spiele
SV Darmstadt 98 Darmstadt (A)
0
:
1
RB Leipzig Leipzig (H)
1
:
4
Spielersteckbrief Grifo
Grifo

Grifo Vincenzo

Spielersteckbrief Petersen
Petersen

Petersen Nils

Spielersteckbrief Philipp
Philipp

Philipp Maximilian

2. Bundesliga - 31. Spieltag
mehr Infos
2. Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
SC Freiburg SC Freiburg
66
2
RB Leipzig RB Leipzig
63
3
1. FC Nürnberg 1. FC Nürnberg
59

"Wenn du defensiv so gut arbeitest, klappt es auch mit dem Ball"

Durch den am Ende überzeugenden und souveränen Dreier hat Freiburg neun (!) seiner letzten zehn Spiele gewonnen, spielte lediglich am vergangenen Montag beim 2:2 in Braunschweig remis. An der Bundesliga-Reife der Breisgauer gibt es schon jetzt keine Zweifel mehr. Matchwinner Grifo, der durch sein Tor und die zwei Vorlagen nun Top-Scorer der 2. Liga ist (14 Treffer, 13 Assists), wollte aber vorerst in der Gegenwart bleiben. "Wir haben heute ein klasse Spiel gemacht. Es ist immer gefährlich, wenn der Erste gegen den Letzten spielt."

Ein letzter Gruß ans Unterhaus? Freiburgs Spieler feiern den Dreier.

Ein letzter Gruß ans Unterhaus? Freiburgs Spieler feiern den Dreier. picture alliance

Sein "Dosenöffner" (Grifo) half dem Favoriten ungemein. Streich lobte seine Nummer 32 aber nicht in erster Linie für seine bekannten Standard-Qualitäten oder technischen Fähigkeiten: "Vince hat heute das beste Spiel gegen den Ball gemacht seit er hier ist. Das sagt alles. Und dann ist er noch an allen drei Toren beteiligt. Wenn du defensiv so gut arbeitest, klappt es auch mit dem Ball." Der SC-Coach verteilte im gleichen Atemzug an sein komplettes Offensivquartett große Komplimente für "sehr starke" Defensivarbeit.

Ich hoffe sie verlieren. Wenn nicht gewinnen wir eben nächste Woche in Paderborn.

Amir Abrashi über das Nürnberg-Spiel

Einige Freiburger waren zu diesem Zeitpunkt mit ihren Gedanken schon einen Schritt weiter. Der eine verbarg sie mehr, der andere weniger. Denn: Verliert der 1. FC Nürnberg am Samstag (13 Uhr, LIVE! bei kicker.de) sein Heimspiel gegen Union Berlin, ist der Aufstieg des SC perfekt. Gegen diesen Fall hätte Amir Abrashi nichts einzuwenden: "Wir schauen mal, was Nürnberg macht. Ich hoffe, sie verlieren. Und wenn nicht, gewinnen wir eben nächste Woche in Paderborn und feiern dann dort." Der Sechser ist froh, im Fernduell endlich mal vorgelegt zu haben: "Wir hatten zuletzt immer den Druck. Jetzt genießen wir mal den Sieg am Freitagabend. Morgen, wenn ich das Spiel schaue, werde ich sicher aufgeregter sein."

Spielbericht

Am Samstagvormittag ist für alle SC-Profis erst einmal Regenerationstraining angesagt. Und danach? Während Mike Frantz beteuerte, es gäbe noch keine Planungen, gingen Grifo und Abrashi schon von Rudelgucken vor der großen Leinwand in den Stadion-Räumlichkeiten aus. Petersen, Maximilian Philipp und der verletzte Kapitän Julian Schuster müssen an dieser Stelle passen, stehen für eine Autogrammstunde in einem Mode-Geschäft im Wort. Sollte "das Wunder" (Grifo) eintreten, wären sie bei einer Spontan-Feier dann aber wohl wieder dabei. "Sollte es so kommen, werden wir sicher was unternehmen. Wenn nicht, wäre etwas falsch", kündigt Abrashi an.

Coach Streich: Handy aus und ab aufs Fahrrad

Christian Streich

Tut lieber etwas für die eigene Figur, als das Nürnberg-Spiel live zu verfolgen: Freiburgs Trainer Christian Streich. imago

Ob dann auch der Trainer involviert wäre, darf stark bezweifelt werden. Christian Streich macht mal wieder sein eigenes Ding. Das Nürnberg-Spiel anschauen? Von wegen! "Ich mach' Video, und alles, was ich arbeiten muss. Und wenn ich fertig bin mit der Arbeit, hock' ich mich aufs Fahrrad und fahre ein bissle rum. Und wenn ich irgendwann heimkomme, sagt mir meine Lebensgefährtin, wie das Nürnberg-Spiel ausgegangen ist. So machen wir es schon seit Monaten." Auch für den Fall, dass unliebsame Nachrichten auf dem Handy vorgreifen könnten, hat der 50-Jährige ein Gegenmittel: "Ich habe das Handy sowieso aus. Habe es nur dabei, dass wenn ich auf den Ranzen fliege, ich nicht irgendwo im Wald liege."

Und was passiert, wenn Streich nach Hause kommt und sein Team aufgestiegen ist? Geht er dann nochmal aus dem Haus? "Wieso?", fragt der SC-Coach. "Ich war doch dann schon vor der Tür. Wir kochen dann zusammen und essen schön." Wenn die Spieler beim Feiern ihren Trainer dabei haben wollen, stehen die Chancen nächste Woche in Paderborn besser. Auf dem Rasen kann sich Streich schlechter entziehen. Um eine Aufstiegsparty wird er in dieser Saison so oder so aller Wahrscheinlichkeit nicht herum kommen.

msc/Carsten Schröter