Bundesliga

Geld allein macht nicht glücklich

Spieltagskommentar von Thomas Hennecke

Geld allein macht nicht glücklich

Letzter Auftritt: Gegen Schalke saß Kevin De Bruyne nur noch auf der Tribüne.

Letzter Auftritt: Gegen Schalke saß Kevin De Bruyne nur noch auf der Tribüne. Getty Images

Woran krankt ein System, das Kevin de Bruyne nicht länger als eineinhalb Jahre in Deutschland halten kann? In der Weltmeisterliga! Es krankt gar nicht: Die Stadien sind modern, die Zuschauer strömen, die Klubs wirtschaften seriös, und sie zahlen pünktlich. Knapp 900 Millionen Euro überwiesen sie ihren Spielern in der Saison 2014/15, das waren 6,2 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Fußballer leben auch bei uns in einem Schlaraffenland, es fehlt ihnen an nichts, und doch ziehen manche wie die Nomaden der Neuzeit weiter, wenn ihnen andere Klubs den privaten Swimmingpool nicht mit Wasser, sondern mit Pfund- oder Euro-Noten füllen.

Der Macht der Spieler und der Macht des Geldes stehen Klubfunktionäre ohnmächtig gegenüber. De Bruyne und Ivan Perisic drängten vehement auf ihren Weggang. Beide ließen sich von Angeboten den Kopf verdrehen, die längst nicht mehr mit normalen Maßstäben zu messen sind. Klaus Allofs hat in Wolfsburg zähneknirschend nachgegeben, das ist angesichts des gigantischen Ablösepakets einerseits verständlich, zu so einem ungünstigen Zeitpunkt kurz vor Toresschluss aber auch problematisch.

ManCity raubt Wolfsburg das Herz

Beim 3:0 gegen Schalke demonstrierte Vizemeister und Pokalsieger Wolfsburg, dass er auch ohne De Bruyne und Perisic über ein gestandenes Team verfügt, das ansehnlichen Fußball spielt. Trotzdem gilt es als Irrglaube, den durch den Doppel-Weggang entstandenen Qualitätsverlust innerhalb des Kaders auffangen zu können: Manchester City hat Wolfsburg mit De Bruyne das Herz – sportlich formuliert: den Taktgeber – herausgerissen. Allofs muss nachjustieren. Viel Zeit bleibt ihm nicht.

kicker

De Bruyne war eine der größten Attraktionen der Liga, er folgt dem für 30 Millionen Euro an Tottenham Hotspur verkauften Leverkusener Heung-Min Son auf die Insel. England diktiert die Preise, ob die nun markt- oder leistungsgerecht sind oder nicht, feiert die eigene Premier League als die beste der Welt, verkennt aber, dass der manchmal wahllos anmutende Einsatz unfassbarer Summen allein keinen Erfolg garantiert. Frech hat BVB-Chef Hans-Joachim Watzke deshalb schon einmal prophezeit, dass Englands Nationalelf in den nächsten 50 Jahren keinen Weltmeister-Titel erringen wird. Er hätte auch sagen können: Geld allein macht nicht glücklich.

Kreativ und innovativ

Christian Heidel, Manager von Mainz 05, meint im neuen SPIEGEL, dass zu viel Hype um die Millionen aus der Premier League veranstaltet werde. Sollten in Zukunft noch mehr Profis nach England geholt werden, will er Danke sagen "und das viele Geld erneut in unser Scouting und in unsere Jugendarbeit investieren." Damit beschreibt Heidel den einzig vernünftigen Weg: Augen auf! Kreativ und innovativ sein! Und wenn Branchenführer Bayern München dann doch in den Luxus-Boutiquen shoppen geht und dort für annähernd 70 Millionen Euro Douglas Costa und Arturo Vidal in seinen Einkaufswagen packt, demonstriert das doch nur, welche Anziehungskraft die Bundesliga weiter besitzt.

Spieltagsbilder 3. Spieltag 2015/16