Bundesliga

Keine "Entmachtung des Vorstandes" bei 96

Hannover: Mitglieder-Kontroverse

Keine "Entmachtung des Vorstandes" bei 96

Lebhafte Debatten: Martin Kind bei der Mitgliederversammlung von Hannover 96.

Lebhafte Debatten: Martin Kind bei der Mitgliederversammlung von Hannover 96. picture alliance

Eine kontroverse, lebhafte, mitunter polemische Debatte, dazu der Rücktritt eines externen Versammlungsleiters und ein Bild der Zerstrittenheit - vor diesem Hintergrund wendeten die stimmberechtigten Mitglieder des eingetragenen Vereins (e.V.) Hannover 96 am Donnerstagabend eine Satzungsänderung ab, nach der künftig der Vorstand in allen Belangen nur noch nach vorherigem Beschluss der Mitgliederversammlung handeln darf. Zwar erhielt der Antrag 576 Befürworter und damit 51,4 Prozent der Stimmanteile, verfehlte jedoch angesichts von 544 Gegenstimmen die erforderliche Zweidrittelmehrheit.

"Ich will nicht, dass der klare Wille einer großen Mehrheit des Vereins für den Vorstand nur eine Empfehlung ist", hatte Jens Boldt, einer der zwei Antragsteller, zuvor argumentiert. Ziel war es, "Sololäufe des Vorstandes" künftig verhindern zu wollen. Es gehe um mehr Demokratie und Umsetzung des Willens der Basis im Verein. Vor allem die der vereinsinternen Opposition zuzuordnenden Anwesenden unterstützten den - letztlich jedoch erfolglosen - Vorstoß.

Auswirkungen auf die Übernahmepläne Martin Kinds hat der Ausgang der Abstimmung somit direkt nicht. Ob die am Donnerstag nach wie vor sichtbare, tiefe Zäsur im Verein den Kurs beeinflusst, bleibt indes abzuwarten. Der Klubboss hatte im Zusammenhang mit dem brisanten Antrag bereits im Vorfeld vor einer "Entmachtung" des Vorstandes gewarnt.

Aufsichtsratschef Valentin Schmidt hatte darüber hinaus auf die bestehende Satzung verwiesen, die eine "angemessene Aufgabenverteilung zwischen den verschiedenen Organen des Vereins" vorsehe. Diese sei für die Handlungsfähigkeit des Vereins zwingend nötig. "Die Entmachtung der Handlungsfähigkeit des Vereins ist schädlich", warnte Schmidt - letztlich folgte der notwendige Teil der Versammlung dieser Auffassung.

Folglich war auch Kind zufrieden. "Es deutlich zu begrüßen, es hätte zu einer drastischen Änderung der Strukturen geführt und letztlich auch zu einer klaren Trennung von Breitensport und Profifußball bei 96", sagte der 73-Jährige, der sich keine großen Gedanken darüber macht, dass er und der Vorstand des Muttervereins von Hannover 96 nicht entlastet wurde (543 Mitglieder stimmten für eine Entlastung, 548 dagegen). "Das ist nur unbedeutend und nur optisch relevant", sagte Kind. Weniger erfreut war er über die Atmosphäre auf der Versammlung und über die zerrissene, teilweise sehr polemisch geführte Debatte. Dies sei "bedauerlich, weil die wesentlichen Themen nicht diskutiert wurden".

Michael Richter