Regionalliga

Wolf: "Mir fehlte die Konstanz"

Havelse: Denis Wolf im kicker-Interview

Wolf: "Mir fehlte die Konstanz"

Dynamisch am Ball: Stürmer Denis Wolf spielt seit 2013 beim TSV Havelse.

Dynamisch am Ball: Stürmer Denis Wolf spielt seit 2013 beim TSV Havelse. imago

kicker: Herr Wolf, denken Sie zuweilen an den 18. Oktober 2003 zurück?

Denis Wolf: Ich nicht. Aber zu dem Zeitpunkt lief gerade ein Turnier mit der Auswahl des Niedersächsischen Fußballverbandes. Es ist schon erstaunlich, wie viele damals im Stadion waren und mich auf dieses Tor ansprechen.

Spielersteckbrief D. Wolf
D. Wolf

Wolf Denis

Trainersteckbrief Gehrke

Gehrke Stefan

TSV Havelse - Vereinsdaten
TSV Havelse

Gründungsdatum

05.08.1912

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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kicker: War dieser geglückte Bundesligaeinstand ein Moment, in dem man ins Träumen gekommen ist?

Wolf: Auf jeden Fall. Das war, glaube ich, die beste Zeit, die ich bei Hannover 96 hatte. Da gerät man schon ins Träumen, dass es mit einer Erstligakarriere etwas werden könnte.

"Ich bin froh, dass ich noch spielen kann"

kicker: Wie würden Sie Ihre Karriere zwölf Jahre später beschreiben?

Wolf: Ich bin damit zufrieden. Schaue ich auf die Ligen, Mannschaften und Stadien, in denen ich gespielt habe, das kann nicht jeder von sich behaupten. Deswegen bin ich stolz darauf. Ich hätte erfolgreicher sein können, aber sehe eher das Positive als das Negative. Es hätte auch viel früher wegen einer Verletzung zu Ende sein können. Ich bin froh, dass ich noch spielen kann.

kicker: Aber hat Ihre Karriere denn Ihren Erwartungen entsprochen?

Wolf: Das würde ich schon sagen. Nach meinem ersten Jahr bei 96 II hatte ich mit meiner Karriere schon abgeschlossen, wollte mit einem Studium beginnen. Von daher wurden meine Erwartungen übertroffen. Dass ich dann bei den Amateuren viele Tore schoss und in der Bundesliga zum Einsatz kam, damit hatte ich nicht mehr gerechnet.

kicker: Sie haben fußballerisch vieles mitgebracht, was hat gefehlt?

Wolf: Von den Anlagen her hätte ich das Potenzial für die Bundesliga gehabt, aber die Konstanz fehlte. Es ist wichtig, dass man mental stark ist. Fußball wird auch im Kopf entschieden.

Stephan Schröck und Manuel Ott als philippinische Mitspieler

kicker: Wie kam es zu Ihrem Wechsel zu Global FC auf den Philippinen?

Wolf: Die philippinische Nationalelf hatte damals einen deutschen Trainer und berief deutsche Spieler mit philippinischen Wurzeln. Als Michael Weiß anrief, wollte ich es probieren. Dort habe ich mit dem Fürther Stephan Schröck oder Ingolstädter Manuel Ott zusammengespielt.

kicker: Womit hat Weiß gelockt?

Wolf: Grundsätzlich braucht man die Nationalelf nicht schmackhaft zu machen. Das erste halbe Jahr habe ich auch gar nicht für Global, sondern nur für die Auswahl gespielt. Dort gibt es einen Manager, dem der Klub gehört, und der sponsert auch die Nationalelf. Der wollte mich für die Auswahl, und da war es natürlich besser, vor Ort zu sein.

kicker: Und worin bestand der Reiz?

Wolf: Neugierde, auch Abenteuerlust. Ich wusste nicht, worauf ich mich einlasse, und als ich das erste Mal dort war, hätte ich mir nicht vorstellen können, dort zu leben. Doch ich habe mich umgehört und es wurde ein schönes Jahr.

kicker: Und erfolgreich, mit der Auswahl erreichten Sie 2012 das Halbfinale der Asien-Meisterschaft.

Wolf: Auf jeden Fall war es hochinteressant. Man weiß hier ja gar nicht, dass etwa Thailand ein Stadion mit 80 000 Plätzen hat, das wie das Camp Nou in Barcelona aussieht.

Ein schlechtes Spiel ist für mich kein Beinbruch mehr. Es gibt Schlimmeres.

Denis Wolf über seine Entwicklung als Spieler

kicker: 2013 wechselten Sie zum TSV Havelse. War das ein Einschnitt?

Wolf: Havelse war der Start ins richtige Leben. Ich habe eine Ausbildung absolviert, bin glücklich, diese Chance bekommen zu haben. Vorher wars eher ein Traumleben, sich sein Geld mit seinem Hobby zu verdienen und viel Freizeit zu haben.

kicker: Mit Umstellungsschwierigkeiten?

Wolf: Das erste Jahr war ziemlich durchwachsen. An Fußball und Arbeit musste ich mich erst mal gewöhnen. Dann bekam ich eine Thrombose, die mich völlig aus der Bahn warf. Das war eine sehr schwierige Zeit. Ich betrachte nun das Leben ganz anders.

kicker: Sind Sie erwachsen geworden?

Wolf: Vielleicht auch. Ich bin lockerer geworden und sehe Fußball nicht mehr so ernst. Ein schlechtes Spiel ist für mich kein Beinbruch mehr. Es gibt Schlimmeres. Ich hätte nie gedacht, dass ich meine letzten Fußballerjahre so genießen könnte. In der vergangenen Saison wurden wir Vierter. Es war eines meiner schönsten Jahre. Solange ich gesund bin, will ich weiterspielen.

Dieter Kösel