2. Bundesliga

FSV: Inkompetenz, Imageschaden, Hoffnung

Kommentar von kicker-Redakteur Julian Franzke

FSV: Inkompetenz, Imageschaden, Hoffnung

Mussten am Montag beide ihren Hut nehmen: Geschäftsführer Sport Uwe Stöver (li.) und Trainer Benno Möhlmann (re.).

Mussten am Montag beide ihren Hut nehmen: Geschäftsführer Sport Uwe Stöver (li.) und Trainer Benno Möhlmann (re.). imago

Schon die Maßnahme, den erfahrenen Trainer Benno Möhlmann, der sich für die Hessen jahrelang als Glücksfall erwies, einen Spieltag vor dem Ende zu feuern, lässt den Klub in keinem guten Licht erscheinen. Nach elf sieglosen Spielen in Serie ist diese Entscheidung legitim, man hätte sie aber früher treffen müssen. Allein schon, um dem alten und neuen Trainer Tomas Oral mehr Zeit für die Rettung zu geben.

Der Trainerwechsel ist die letzte Patrone, nachdem alle Maßnahmen wie Kurz-Trainingslager, Brandreden, Einzelgespräche und Aufmunterungsversuche fehlschlugen. Zwölf Punkte betrug der Vorsprung auf Platz 16 nach dem 26. Spieltag. Die Mannschaft ließ es anschließend gemütlich angehen, schaltete mehrere Gänge zurück in den Leerlauf, fand aber nicht mehr den Vorwärtsgang, als es wider Erwarten doch noch einmal brenzlig wurde.

Trainersteckbrief Oral
Oral

Oral Tomas

Trainersteckbrief Möhlmann
Möhlmann

Möhlmann Benno

FSV Frankfurt - Vereinsdaten
FSV Frankfurt

Gründungsdatum

20.08.1899

Vereinsfarben

Schwarz-Blau

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Oral ist es zuzutrauen, die Lebensgeister in der zuletzt seltsam lethargisch wirkenden Truppe zu wecken. Ob das reicht, die für den Ligaerhalt nötigen Ergebnisse zu erzielen, wird sich am Sonntag in Düsseldorf und in der möglichen Relegation zeigen.

Völlig unverständlich ist dagegen Uwe Stövers Entlassung. Der Geschäftsführer Sport bewies seit seiner Amtsübernahme 2009 in etlichen Situationen ein glückliches Händchen bei der Kaderzusammenstellung. Von teils unterklassigen Klubs holte er Spieler wie Mölders, Heubach, Gaus, Leckie, Wunderlich, Görlitz, Stark oder zuletzt Engels und Grifo, die sich hervorragend entwickelten. Mit einem Lizenzspieleretat, der jährlich nur fünf bis sechs Millionen Euro betrug, stellte er stets einen konkurrenzfähigen Kader zusammen.

kicker-Redakteur Julian Franzke

kicker-Redakteur Julian Franzke

Dass ihm seit dem vergangenen Sommer der ein oder andere Fehlgriff zu viel unterlief und er im Winter mit Ballas, Golley und Schorr drei Profis holte, die keine Verstärkungen darstellen, ist ihm anzulasten. Es ändert aber nichts an der Einschätzung, dass er in knapp sechs Jahren viel mehr richtig als falsch gemacht hat. Dass er dem Präsidium nun aus eigenem Antrieb die Vertrauensfrage stellte, ehrt ihn. Seine Entlassung offenbart dagegen die sportliche Inkompetenz in diesem wichtigen Gremium. Anders als der FSV muss sich Stöver um seine Zukunft keine Sorgen machen. Er kann davon ausgehen, dass seine seriöse Arbeit in der Branche mehr Anerkennung findet als im eigenen Verein.

Julian Franzke