Die Mannschaft von Jürgen Klinsmann trat wie erwartet an: Also mit Dietmar Hamann als Staubsauger vor der Abwehr und Christian Wörns als zentralem Innenverteidiger neben Per Metersacker. Das Sturmduo bildeten diesmal Kevin Kuranyi und Miroslav Klose.
Niederlandes Coach Marco van Basten verzichtete ebenso erwartungsgemäß auf Roy Makaay, der an den beiden ersten Bundesliga-Spieltagen für Bayern München eine wahre Tor-Gala hinlegte. Den Dreiersturm bildete Van Nistelrooy, Robben und Kuijt. In der Abwehrzentrale stand Boulharouz vom HSV.
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Von Anbeginn ließ die Mannschaft von Marco van Basten keinen Zweifel daran, wer Chef im Rotterdamer Stadion De Kuip ist. Mit schnellen Ballstafetten und einer unglaublichen Ballsicherheit stürzten die Niederländer die deutsche Hintermannschaft von einer Notsituation in die nächste. Vor allem das Wechselspiel der Außenstürmer Robben und Kuijt brachte Bernd Schneider und Arne Friedrich auf den Verteidigerpositionen mächtig ins Schwitzen.
Schon nach drei Minuten musste Oliver Kahn im deutschen Tor den Ball aus dem Netz holen. Nach einem weiten Ball von Cocu wehrte Wörns zu kurz mit dem Kopf ab, und Robben hämmerte das Leder aus 15 Metern ins linke obere Toreck zur Führung der Niederländer. In der 15. Minute bediente der Linksfuß vom FC Chelsea ManU-Mittelstürmer van Nistelrooy, doch dieser schob die Kugel völlig frei vor Kahn am langen Eck vorbei. Vier Minuten später war der Mittelfeldspieler Landzaat nach einem Zuspiel von Kuijt durchgebrochen und lupfte den Ball nach einer klasse Ballannahme an die Latte - der staunende Kahn wäre chancenlos gewesen.
Nach gut zwanzig Minuten beruhigte sich das Offensivspiel der Niederländer, allerdings gaben sie die Spielkontrolle keineswegs aus der Hand. In der 27. und de 33. Minute hatten Mertesacker und Ballack erste Annäherungsversuche auf das Tor von van der Sar gewagt, doch der Jubilar (der 34-Jährige wurde vor dem Spiel von seinem ehemaligen Teamkollegen Frank de Boer für sein 100. Länderspiel geehrt) entschärfte die Situationen ohne Mühe. Unmittelbar vor der Pause hatte Arne Friedrich im Anschluss an eine Ecke eine gute Chance, doch der Berliner drosch das Leder aus sieben Metern drüber (45.) So ging es in die Halbzeit, wobei die deutsche Mannschaft diese nutzen muss, um sich neu zu sammeln. Der 0:1-Rückstand muss demnach als schmeichelhaft bezeichnet werden.
Doch offensichtlich zeigte die Halbzeitansprache von Jürgen Klinsmann nicht allzu viel Wirkung. Schon 40 Sekunden nach Wiederbeginn musste die deutsche Mannschaft den nächsten Tiefschlag verdauen: Der gerade erst eingewechselte van der Vaart bediente den losgesprinteten Robben, der gegen Wörns erst verzögerte und dann aus spitzem Winkel den Ball im linken Eck versenkte.
Nach dem 0:2 allerdings war der deutschen Elf anzumerken, dass sie eine Reaktion zeigen wollte. Nach einer Ecke des ebenfalls eingewechselten Deislers stellte einmal mehr Michael Ballack seine Torjäger-Qualitäten unter Beweis und köpfte aus sechs Metern wuchtig ein (50.) - der niederländische Routinier Cocu konnte den deutschen Kapitän in dieser Szene nicht stoppen. Doch es sollte einer der wenigen Chancen für die DFB-Elf bleiben. Kuranyi und Klose, wie auch lange Zeit Asamoah im zweiten Abschnitt, waren bei der niederländischen Defensive bestens aufgehoben.
Auf der Gegenseite wirbelte dafür Robben die deutschen Gegenspieler reihenweise durcheinander, vor allem Bernd Schneider erlebte gegen Chleseas Dribbler eine Lehrstunde. Auch Roy Makaay, der im zweiten Abschnitt van Nistelrooy ersetzte, hätte bei einigen Chancen das dritte oder vierte Tor für die "Elftal“ erzielen können.
Weil die van-Basten-Elf den Vorsprung aber nicht ausbaute, blieb die deutsche Mannschaft stets im Spiel. In der 81. Minute wurden die Bemühungen durch eine der wenigen durchdachten Offensivpässe belohnt. Der eingewechselte Bremer Borowski setzte sich auf rechts durch und spielte gut getimt auf Asamoah. Der Schalker umkurvte van der Sar und schob den Ball gekonnt aus spitzem Winkel über die Linie.
Nachdem die Niederländer über weite Strecken die deutsche Mannschaft klar beherrschten, mussten sie in der Schlussphase noch das 2:2 hinnehmen. Das "Oranje“-Team bewies einmal mehr, dass sie seine teils traumhafte Vorstellung nicht mit Effektivität verbinden kann. Die Klinsmann-Elf zeigte speziell gegen Ende der Partie Charakter und kam zu einem - freilich schmeichelhaften - Remis.