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Schürrle: "Wir müssen grundlegende Dinge ändern"

Ex-Dortmunder traut dem BVB die Meisterschaft zu

Schürrle: "Wir müssen grundlegende Dinge ändern"

Traut dem BVB die Meisterschaft zu: André Schürrle.

Traut dem BVB die Meisterschaft zu: André Schürrle. imago

Aus Huddersfield berichtet Carsten Schröter-Lorenz

kicker: André Schürrle, Ihr Team ist als Vorletzter beim Letzten Huddersfield angetreten. Warum hat es in diesem richtungsweisenden Kellerduell nicht mit dem Turnaround geklappt?

Spielersteckbrief Schürrle
Schürrle

Schürrle André

FC Fulham - Vereinsdaten
FC Fulham

Gründungsdatum

01.01.1879

Vereinsfarben

Weiß-Rot-Schwarz

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Borussia Dortmund - Vereinsdaten
Borussia Dortmund

Gründungsdatum

19.12.1909

Vereinsfarben

Schwarz-Gelb

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André Schürrle: Das ist schwierig zu sagen, aber ich glaube, dass es Huddersfield ein bisschen mehr gewollt hat. Gerade in den Mittelfeldduellen hat man gemerkt, die sind heiß, die wollen die Zweikämpfe gewinnen. Da waren wir zu locker. Das ist schon länger unser Problem. Das müssen wir verbessern.

kicker: In der ersten Halbzeit hatte Fulham keine echte Torchance, im zweiten Durchgang wurde es etwas besser. Sie haben ein Tor erzielt, das wegen knapper Abseitsstellung nicht anerkannt wurde. Danach hatten Sie aber noch eine gute Möglichkeit, als sie von links nach innen gezogen sind, aber am langen vorbeigeschossen haben. War da nicht mehr drin?

Schürrle: Das ist eigentlich eine gute Situation für mich. Ich sehe, ich kann Eins-gegen-eins gehen und habe einen freien rechten Fuß. Ich wollte ihn ins lange Eck schlenzen, treffe ihn aber nicht so gut und verziehe. Ich brauche mehr solcher Situationen, um mehr daraus machen zu können.

kicker: Nimmt man das 0:2 gegen ManCity im League Cup dazu, haben sich inzwischen sechs Niederlagen in Serie angehäuft und ihr Klub ist auf den letzten Tabellenplatz gerutscht. Ist das mental noch schwerer zu verarbeiten?

Schürrle: Es macht schon etwas im Kopf, aber auch wenn man Vor- oder Drittletzter ist, ist es eine extrem unbefriedigende Situation. Wir müssen uns aufraffen und grundlegende Dinge ändern. Im Zweikampfverhalten, in der Aggressivität - nur so geht es. In der Premier League ist jedes Spiel ein Kampf, egal ob du gegen den Letzten oder den Ersten spielst. Das haben wir aber noch nicht so ganz verinnerlicht.

Ich glaube nicht, dass es jetzt so schnell einen Wechsel gibt.

André Schürrle zur Kritik an Fulham-Coach Jokanovic.

kicker: In der Tat haben einige Fulham-Akteure nicht die passende Einstellung für solch ein Spiel im Abstiegskampf gezeigt. Aber was muss denn noch passieren, damit das Team den Ernst der Lage begreift?

Schürrle: Es ist nicht erklärlich, es ist schwer. Wir stellen uns auch darauf ein, aber trotzdem denken wir immer, weil wir eine spielerisch veranlagte Mannschaft sind, dass wir spielen, spielen und spielen sollten. Aber in solchen Spielen mit fast nur langen Bällen, wo es um die zweiten Bälle und Zweikämpfe geht – da muss man sein Spiel einfach umstellen. Das haben wir noch nicht ganz verstanden. Trotzdem müssen wir nach vorne schauen und unsere Qualität auf den Platz bringen. Zweifelsohne haben wir eine bessere individuelle Qualität als die letzten fünf, sechs, sieben Mannschaften. Aber das müssen wir einfach auf den Platz bringen. Aber das geht nur, wenn du in allen Mannschaftsteilen in die Zweikämpfe gehst.

kicker: Ihr Trainer Slavisa Jokanovic, der mit dem Klub im Sommer aufgestiegen ist, steht bereits vor allem angesichts der großen Transferausgaben im Sommer von gut 100 Millionen Euro in der Kritik. Beschäftigt das die Mannschaft?

Schürrle: Was man mitbekommt im Umfeld und im Verein, ist es noch relativ ruhig. Deswegen glaube ich nicht, dass es jetzt so schnell einen Wechsel gibt. Trotzdem sind wir gefordert, anzufangen dem Trainer etwas zurückzugeben, weil er uns viel gibt, uns auch viel Freiraum gewährt.

Dortmund Meister? "Absolut, warum nicht?"

kicker: Der Blick nach Deutschland: Mit welchen Gefühlen erleben Sie aus der Distanz die herausragenden Leistungen Ihres Stammvereins Borussia Dortmund?

Schürrle: Das ist sensationell. Ich habe die Spiele gegen Atletico und am Samstag gegen Wolfsburg angeschaut. Sie spielen sehr gut und auch das Spielglück kommt dazu, etwa gegen Atletico kein Gegentor zu fangen. Nach vorne ist eine brutale Qualität vorhanden, derzeit spielen sie das auch sehr gut aus. Es freut mich, das zu sehen und hoffe, dass es weiter so geht.

kicker: Gibt es dabei auch ein weinendes Auge, weil Sie nicht mehr zu diesem Ensemble gehören?

Schürrle: Nein, es bringt nichts zurückzuschauen. Die Jungs sind gut so wie sie sind und der Kader ist immer noch extrem groß. Ich freue mich mit ihnen.

kicker: Kann Dortmund Meister werden?

Schürrle: Absolut, warum nicht? Ich sehe, dass Bayern ein bisschen strauchelt, deswegen ist es auf jeden Fall möglich.