Bundesliga

Waldschmidts Bewerbung - Niederlechners Rückraumschwäche

Wer spielt in Wolfsburg als hängende Spitze?

Waldschmidts Bewerbung - Niederlechners Rückraumschwäche

Schlusspunkt im Derby: Luca Waldschmidt erzielt das 3:3.

Schlusspunkt im Derby: Luca Waldschmidt erzielt das 3:3. imago

"Das hat dem Luca jetzt total gut getan", freute sich Christian Streich über den Premierentreffer seines Sommer-Zugangs, der den Punktgewinn beim 3:3 gegen Stuttgart sicherte. Der SC-Trainer hatte den zuvorderst für die offensiven Außenbahnen eingeplanten 22-Jährigen in der 68. Minute für Florian Niederlechner als hängende Spitze gebracht. 13 Minuten später bedankte sich Waldschmidt für diese Chance. Einen Flachpass von Dominique Heintz nahm der Techniker in Strafraumnähe an, drang mit einigen Ballkontakten in die Box ein und zog ab - drin das Ding. Dass Stuttgarts Benjamin Pavard die Kugel wohl unhaltbar abfälschte, interessierte hinterher keinen mehr.

Angesprochen auf seinen Pflichtspiel-Premierentreffer grinste Waldschmidt nur schelmisch und sagte: "Ich fühle mich wohl in der Mitte, das habe ich letzte Woche schon gesagt." Da bot der Offensivmann beim 3:0-Testspielsieg der deutschen U 21 gegen Mexiko eine starke Vorstellung zentral hinter den Spitzen. Dass es wenige Tage danach trotzdem nicht für den 18er Kader im EM-Quali-Spiel in Irland (6:0) reichte, sei "schon eine große Enttäuschung" gewesen. "Aber ich akzeptiere die Entscheidung vom Nationaltrainer und probiere mich im Verein so anzubieten, dass ich mir meinen Platz in der U 21 hole."

Die "schwimmende Neuneinhalb"

Dazu muss sich Waldschmidt aber wohl erst einmal im Verein einen festen Platz sichern. Auf dem Flügel wie im Pokal und am ersten Spieltag oder neuerdings als hängende Spitze, auf der "schwimmenden Neuneinhalb", wie das SC-Trainerteam diese Position gerne nennt?

Im Angriff könnte der Neue davon profitieren, dass Niederlechner seiner Topform aus der Saison 2016/17, als er elf Ligatore schoss, noch hinterläuft. "Das habe ich gewusst, das geht ja nicht anders nach so vielen Monaten", zeigt Streich Nachsicht mit dem Angreifer, der weite Teile der vergangenen Spielzeit wegen eines Kniescheibenbruchs verpasste. Er wird Niederlechner sicher weitere Chancen geben, sich zurückzukämpfen. Aber vielleicht ist auch mal eine Pause angebracht?

Niederlechner-Patzer bei Insuas Treffer

Jedenfalls leistete sich Niederlechner gegen Stuttgart eine vermeidbare, aber schmerzhafte Unzulänglichkeit im Defensivverhalten. Nachdem Stuttgart fast bis zum Seitenwechsel keine Torchance verzeichnet hatte, verwertete Pablo Insua einen Eckball mit einem Distanzhammer - auch, weil Niederlechner als eingeteilter "Wächter des Rückraums" ungünstig stand und den Ball nicht aus der Gefahrenzone bugsierte. Es war nicht das erste Mal, dass der Angreifer seinen Job rund um die Strafraum-Grenze, wo er bestenfalls Schüsse aus der zweiten Reihe verhindern soll, nicht ausreichend erfüllte. Am 12. Spieltag der Saison 2016/17 ließ Leipzigs Naby Keita nach einer kurz ausgeführten Ecke Niederlechner spielend leicht wie eine Slalomstange stehen und versenkte den Ball wie Insua aus der Ferne im Winkel. Der Anfang einer bitteren 1:4-Niederlage. Diesmal reicht es wenigstens zu einem Punktgewinn.

Carsten Schröter-Lorenz