WM

Kroatiens Lovren oder Englands Henderson: Es kann nur einen geben

WM-Finale winkt einem der beiden Liverpool-Spieler

Lovren oder Henderson: Es kann nur einen geben

Im Verein Seite an Seite, nun Gegner: Dejan Lovren und Jordan Henderson (v.li.).

Im Verein Seite an Seite, nun Gegner: Dejan Lovren und Jordan Henderson (v.li.). Getty Images

Aus Moskau berichtet kicker-Reporter Jörg Wolfrum

Müsse er nicht extra erwähnen, die Jungs da auf der anderen Seite. Könne doch jeder Woche für Woche sehen, "was die draufhaben", grummelte der Kroate Dejan Lovren vor dem zweiten Halbfinale an diesem Mittwoch in Moskau gegen England. "Wir müssen keine Zeit verlieren, deren Qualität zu loben. Sie wollen gewinnen, aber wir auch", erklärte der Abwehrspieler des FC Liverpool. Doch nun sei er für Kroatien am Start. Und überhaupt: "Wir sind ein kleines Land, aber auch wir haben viele große Sportler", sagte der 29-Jährige.

Eine gute Stunde zuvor hatte an dem Platz, an dem dies der Abwehrchef der Kroaten sagte, sein Teamkollege bei den Reds, Jordan Henderson, gesessen. Und der 28-Jährige hatte schon mal klargestellt: Lovren sei ein "fantastischer Verteidiger, ein massiger Typ, gut in der Luft, ein Leader" und auch generell ein vorzüglicher Junge. "Ich wünsche ihm alles Gute." Nur eines, sagte der Mittelfeldmann des FC Liverpool und der Three Lions, sei auch klar: "Jetzt geht seine Reise bei dieser WM zu Ende."

Doch nicht nur Lovren, speziell auch die "fantastischen Mittelfeldspieler" Luka Modric und Ivan Rakitic müsse England im Blick haben. Nicht zuletzt ja auch er selbst im Mittelfeld. Man könne nur hoffen, dass "Weltklassemann" Modric einen schwachen Tag habe. Doch selbst dann brauche es "eine fantastische Leistung. Es wird eine riesige Aufgabe für uns."

Identität entwickelt

Was ihn, Henderson, so sicher mache, dass es gut geht aus Sicht der Three Lions: "Wir fühlen uns als Team wohl." Man habe "vom ersten Tag an zusammengefunden, eine Identität entwickelt". "So eng" wie bei diesem Turnier, wie diese Mannschaft, das habe er in seiner Karriere in der Nationalelf mit nun auch schon über 40 Länderspielen zuvor nicht gekannt. "Ich will gewinnen", erklärte er daher, betonte aber bewusst auch: "Ich will als Team gewinnen."

Wir wissen, was zu Hause los ist. Wir haben hier jetzt schon einen Erfolg errungen. Aber wir wollen noch mehr.

Dejan Lovren

Es sei "aktuell eine aufregende Zeit für den englischen Fußball". Angesichts junger Spieler sehe die "Zukunft definitiv gut aus", zumal "wir dabei sind, uns zu verbessern". Ähnlich hatte dies vor dem Halbfinale auch schon sein Nationaltrainer Gareth Southgate erklärt: "Diese Mannschaft ist noch nicht an dem dran, was sie eigentlich zeigen kann." Er sei "erfreut, was die Zukunft bringen" könne. Und Henderson? Habe, so Southgate, eine erstaunliche Entwicklung genommen seit seinem Wechsel 2011 von Sunderland zu Liverpool, wo er "den vielleicht größten Leader ersetzte", gemünzt war das auf Steven Gerrard. "Jordan ist ein Anführer", auf und neben dem Platz, einer, der das Spiel lese, Pässe vorhersehe, kurz gesagt: "Ich bin froh, ihn zu haben."

Lovren unbeeindruckt

All das beeindruckt einen Dejan Lovren nicht: "Wir wissen, was zu Hause los ist. Wir haben hier jetzt schon einen Erfolg errungen. Aber wir wollen noch mehr." Dass er es nun im Luschniki-Stadion mit dem Sechs-Tore-Stürmer Harry Kane zu tun bekommt? "Er ist einer der besten Stürmer der Premier League, er macht Tore, er ist konstant in seiner Leistung". Aber, Lovren ist das wichtig: "Er ist nicht allein." Die offensiven Mittelfeldspieler Jesse Lingard und Alli trafen je einmal, letzterer zuletzt beim 2:0 gegen Schweden auf Vorarbeit Lingards, dazu die Verteidiger John Stones (gleich doppelt) und Harry Maguire. Lovrens Schlussfolgerung: "Wir müssen so kompakt stehen wie gegen Argentinien."

Dalic macht den Unterschied

Dass es aktuell so gut laufe mit einem Kader, der sich auf den Schlüsselpositionen ja nicht wirklich unterscheidet von dem der letzten Jahre? Läge an Nationaltrainer Zlatko Dalic, sagt Lovren. "Er vertraute uns, als dies wenige taten." Daraus habe sich diese nun in Russland gezeigte Leistung entwickelt. Ähnliches hatten am Vortag am auch schon der Ex-Münchner und -Wolfsburger Mario Mandzukic sowie der Hoffenheimer Andrej Kramaric erklärt. Dass Kroatien zuletzt zweimal über 120 Minuten gehen musste, sei im Übrigen kein Problem, so Lovren: "Wir hatten Zeit, uns zu erholen. Ich bin fit, ich bin ready." Man stehe vor einem "once-in-a-lifetime-moment".

Henderson oder Lovren: Ein großer Titel winkt

Sein Liverpool-Kollege Henderson hatte zuvor im Bauch des Luschniki-Stadions sogar bereits davon geträumt, in Zukunft "ein paar Trophäen" gewinnen zu wollen. Zuletzt hatte es an der Seite von Lovren mit Liverpool im Champions-League-Finale in Kiew gegen Real Madrid nicht geklappt. Noch immer aber besteht in Moskau die Chance auf einen noch viel größeren Titel. Für Henderson und England. Aber auch für Lovren und Kroatien.

nik