WM

Xhaka und Shaqiri: Erst Tor, dann Provokation

Schweiz: Comeback und Sieg gegen Serbien

Xhaka und Shaqiri: Erst Tor, dann Provokation

"Das war Emotion pur!": Die Schweizer Torschützen Granit Xhaka (l.) und Xherdan Shaqiri (r.) beim Torjubel.

"Das war Emotion pur!": Die Schweizer Torschützen Granit Xhaka (l.) und Xherdan Shaqiri (r.) beim Torjubel. Getty Images

Die bislang recht torarme WM 2018 konnten Serbien und die Schweiz zwar auch "nur" mit drei Treffern aufwerten - in Sachen Unterhaltungswert, Intensität, Spannung und Leidenschaft dürfte diese Begegnung zumindest in der Gruppenphase nur schwer zu toppen sein: Beide Teams warfen alles in die Zweikämpfe und führten diese rassig und feurig. Der deutsche Schiedsrichter Dr. Felix Brych hatte viel zu tun, leitete die hitzige Partie aber souverän. Und auch spielerisch hatte die Paarung viel zu bieten: Beide Mannschaften spielten vertikal und zumeist schnell nach vorne, gaben insgesamt 33 Torschüsse ab (Schweiz 20, Serbien 13) und spielten von der ersten bis zur 90.+7. Minute mit Haut und Haaren voll auf Sieg.

Ausgerechnet Xhaka und Shaqiri

Dass diesen am Ende die Eidgenossen bejubeln durften, lag an Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri. Xhaka glich mit einem wuchtigen Distanzknaller in der 52. Spielminute auf 1:1 aus. Shaqiri schockte die weißen Adler kurz vor Schluss in der 90. Minute, als er über den halben Platz sprintete und dann zum 2:1-Endstand einschob.

Schweiz - Vereinsdaten
Schweiz

Gründungsdatum

01.01.1895

mehr Infos
Spielersteckbrief Shaqiri
Shaqiri

Shaqiri Xherdan

Spielersteckbrief G. Xhaka
G. Xhaka

Xhaka Granit

Weltmeisterschaft - Vorrunde, 2. Spieltag
mehr Infos
Weltmeisterschaft - Tabelle - Gruppe E
Pl. Verein Punkte
1
Brasilien Brasilien
4
2
Schweiz Schweiz
4
3
Serbien Serbien
3
Trainersteckbrief Petkovic
Petkovic

Petkovic Vladimir

Ausgerechnet Xhaka und Shaqiri! Das Duo wurde genauso wie Mittelfeldmann Valon Behrami bei jeden Ballkontakt gnadenlos von den serbischen Fans ausgepfiffen. Der Grund: Das Trio hat seine Wurzeln im Kosovo. Die Antwort darauf gaben die Spieler dann mit Toren auf dem Platz und sorgten beim erlösenden Torjubel für eine zusätzliche Provokation: Sowohl Xhaka als auch Shaqiri formten mit ihren Händen den doppelköpfigen Adler, das Symbol, das auch auf der albanischen Fahne zu finden ist. Eine Geste, zu der sich nach dem Spiel Vladimir Petkovic, Trainer der "Nati", so äußerte: "Zu der Aktion von Xhaka und Shaqiri kann ich nur sagen, dass man den Sport nicht mit der Politik mischen sollte, man soll Respekt haben und fair bleiben."

Dieser Sieg war für meine Familie, die mich immer unterstützt. Der Jubel war keine Message an den Gegner.

Granit Xhaka

"Die Leute haben es sehen können, das war aus der Emotion heraus", erklärte Shaqiri im Anschluss: "Es geht hier nicht um Politik, sondern um Fußball." Und auch Xhaka versuchte, das Thema herunterzuspielen. "Für mich war es ein ganz spezielles Spiel", sagte der ehemalige Profi von Borussia Mönchengladbach. "Tausende Leute, Familie aus der Schweiz, aus Albanien, aus dem Kosovo haben zugesehen. Dieser Sieg war für meine Familie, die mich immer unterstützt. Der Jubel war keine Message an den Gegner."

Viel Geschrei in der Kabine

Spielbericht

Vor dem schlussendlichen Erfolg war aber viel Arbeit zu verrichten. Die Eidgenossen verschliefen den Start und mussten nach nur fünf Minuten einem Rückstand hinterherlaufen. Aleksandar Mitrovic hatte Fabian Schär im Luftkampf übersprungen und köpfte eine Flanke zum 1:0 ins Tor. "Ich muss ehrlich sein: Mit der ersten Hälfte waren wir gar nicht zufrieden", gestand Xhaka hinterher am ZDF-Mikrofon. "In der Kabine hat jeder etwas gesagt, jeder hat rumgeschrien, auch der Trainer." Das Chaos in der Kabine führte dann aber zu deutlich mehr Durchschlagskraft in der Offensive. "Ich bin überglücklich, dass wir das Spiel am Ende noch gewonnen haben", so Xhaka. "Wir waren gegen Brasilien, gegen eine Top-Mannschaft, 0:1 hinten und haben eine Reaktion gezeigt ( Endstand 1:1 , d. Red.). Wir waren heute nach einer schlechten ersten Hälfte mit 0:1 hinten und gewinnen gegen so ein starkes Serbien. Das war Emotion pur. Es ist ein unglaubliches Gefühl, heute zu gewinnen!"

Ein Punkt reicht für das Achtelfinale

Durch den Dreier zieht die Schweiz punktemäßig mit Spitzenreiter Brasilien gleich (beide vier Punkte). Am letzten Spieltag reicht der helvetischen Auswahl somit ein Remis gegen das bereits ausgeschiedene und zählerlose Costa Rica am Mittwoch (20 Uhr, LIVE! bei kicker.de) in Nischni Nowgorod. "Ich träume viel", verrät Xhaka. "Das erste Ziel ist, die Gruppenphase zu überstehen. Wir haben noch ein wichtiges Spiel gegen Costa Rica und dann schauen wir weiter." Vor allem mental sieht der 25-Jährige seine Mannschaft gut gerüstet: "Wir sind viel weiter als noch vor zwei Jahren."

cru/sid/dpa