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Abkommen mit La Liga: Warum neun Nationalspieler Saudi-Arabiens nach Spanien verliehen werden

Spanischer Ligaverband verteilt Leihspieler an neun Teams

Seltsames Geschäft: Warum neun Saudis in La Liga landen

Bei der WM dabei und jetzt in La Liga: Salem Al-Dawsari wurde an Villarreal verliehen.

Bei der WM dabei und jetzt in La Liga: Salem Al-Dawsari wurde an Villarreal verliehen. imago

Salem Al Dawsari schießt Tore wie am Fließband. Ob mit links, mit rechts, mit dem Kopf oder akrobatisch per Seitfallzieher. Dieser 26-jährige Rechtsaußen, so sagt es sein Profil, ist ein begnadeter Techniker mit dem nötigen Tempo - das suggeriert zumindest sein Youtube-Video. In Wahrheit glänzt Salem Al Dawsari nicht zwingend als Torjäger, in 90 Pflichtspielen für seinen Jugendverein Al-Hilal Riad traf er 16-mal. Ein 26-jähriger Rechtsaußen ist er trotzdem.

Am vergangenen Sonntag schaute der viermalige Nationalspieler Saudi-Arabiens plötzlich etwas schüchtern an der Kamera vorbei. Links und rechts neben ihm positionierten sich die Bosse des FC Villarreal, die Al Dawsari gerade unter Vertrag genommen hatten. Wobei das nicht ganz stimmt.

Spielersteckbrief S. Al-Dawsari
S. Al-Dawsari

Al-Dawsari Salem

FC Villarreal - Vereinsdaten
FC Villarreal

Gründungsdatum

10.03.1923

Vereinsfarben

Gelb-Blau-Rot

mehr Infos
Saudi-Arabien - Vereinsdaten
Saudi-Arabien

Gründungsdatum

01.01.1959

mehr Infos
La Liga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
FC Barcelona FC Barcelona
57
2
Atletico Madrid Atletico Madrid
46
3
FC Valencia FC Valencia
40

Der Tweet, in dem die Submarinos bekanntgeben, dass sie diesen bis dato gänzlich unbekannten 26-jährigen Rechtsaußen bis zum Saisonende ausgeliehen haben, wird über 33.000 Mal geteilt. Wer sich nicht regelmäßig auf dieser Plattform bewegt: Das ist sehr viel. Im späteren Statement heißt es, der Klub habe nun einen Spieler in seinen Reihen, "der helfen wird, in der arabischen Welt, in der La Liga der meistbeachtete Wettbewerb ist, mehr Bekanntheit zu erlangen".

Wer nimmt wen? Neun Spieler werden an neun Klubs verteilt

Nur ein Marketing-Transfer also? Zumindest teilweise. Denn eigentlich ist Salem Al Dawsari nur einer von neun Spielern aus Saudi-Arabiens erster Liga, der am vergangenen Wochenende nach Spanien verschifft wurde. Sie sind Teil eines Abkommens zwischen dem saudi-arabischen Fußballverband, dem saudi-arabischen Sportministerium und dem spanischen Ligaverband. Tatsächlich haben die Vereine, denen diese neun Akteure zugeteilt (!) wurden, fast nichts damit zu tun.

Denn der Deal sieht wie folgt aus: Um die Chancen der Nationalmannschaft, die bei der WM im kommenden Jahr in Gruppe A auf Gastgeber Russland, Ägypten und Uruguay trifft, zu erhöhen, hätte es das saudi-arabische Sportministerium gerne gesehen, dass sich ihre Akteure bis dahin auch mal in einem höherklassigen Wettbewerb messen. Denn bis dato war jeder einzelne A-Nationalspieler in der eigenen Liga aktiv.

Keine Kosten für die Klubs, doch wer profitiert wirklich?

Deswegen der Deal mit La Liga: Neun Spieler werden an neun verschiedene Klubs verliehen. Die Vereine zahlen nichts, weder Leihgebühr noch Gehalt. Auch eine Einsatzgarantie musste keiner der Klubs aussprechen. Heißt also: Villarreal & Co. erhalten für ein halbes Jahr einen Spieler, der einerseits nichts kostet und dazu noch Vermarktungspotenzial für den arabischen Markt mitbringt. Real oder Barça haben das natürlich nicht mehr nötig, deswegen halten sie die Füße still.

Die Spieler bekommen im Umkehrschluss die Möglichkeit - zumindest in der Theorie -, Spielpraxis auf allerhöchstem Niveau zu sammeln und somit im Sommer selbstbewusster nach Russland zu reisen. "Ich habe vollstes Vertrauen in die Fähigkeiten unserer Spieler", begründete Turki Al-Alshaikh, Chef des Sportministeriums, den äußerst umstrittenen Schritt. "Es ist unsere Aufgabe, sie bei dieser Erfahrung zu unterstützen. Denn sie sind der Anfang von vielen weiteren Transfers nach Europa."

"Die Entwicklung unserer Jugendspieler fällt dem Geschäft zum Opfer"

Wahrscheinlicher ist es eher, dass sich die ersten Neun mit Trainingseinheiten und Tribünenplätzen begnügen müssen. An diesem Wochenende kam keiner von ihnen zum Einsatz, auch Salem Al Dawsari, der 26-jährige Rechtsaußen, nicht.

"Das wird irgendwann ein Problem", wusste ein kritischer Verantwortlicher des Verbandes schon vorher. "Jeder weiß, dass saudi-arabische Spieler irgendwann den Schritt nach Übersee gehen müssen, aber das kann nicht der Weg sein. Wir sind in der Mitte der Saison und unsere Vereine verlieren ihre besten Spieler."

Ganz so begeistert ist auch die spanische Spielervereinigung nicht: "Dieses neue Business-Modell priorisiert den ökonomischen Aspekt und nicht den sportlichen. Die Entwicklung und Förderung unserer Jugendspieler fällt dem Geschäft zum Opfer." Wie es für die Saudis ausgeht? Das wird die deutsche Nationalmannschaft bei der WM-Generalprobe in jedem Fall erfahren .

mkr