WM

Lob für Lacazette nach dem 2:2 in Deutschland: Die Krux in Frankreichs System

Joker Griezmann beschreibt freundschaftliches Verhältnis

Lob für Lacazette: Die Krux in Frankreichs System

Der Reservist freut sich: Antoine Griezmann (li.) bejubelte mit Alexandre Lacazette dessen 1:0.

Der Reservist freut sich: Antoine Griezmann (li.) bejubelte mit Alexandre Lacazette dessen 1:0. imago

Irgendwo zwischen Stolz, Zufriedenheit und Frust konnte man die Gefühlslage der Franzosen nach der Partie in Köln ansiedeln. Top-Star Antoine Griezmann, der von der Bank kam, übte Kritik: "Wir waren bis zur 93. Minute vorn. Aber dann wurden wir nachlässig, das müssen wir verbessern." Die Tatsache, dass mit ihm einer der weltbesten Angreifer in Köln zunächst als Reservist dabei war, zeigt die unfassbar große Auswahl an Offensiven, die Trainer Didier Deschamps zur Verfügung steht.

Mit seinem Lob für Anthony Martial, Alexandre Lacazette und Kylian Mbappé beschrieb Griezmann die Qual der Wahl für den Trainer: "Die drei da vorne sind sehr schnell. Der Trainer hat viele Möglichkeiten, uns aufzustellen und ich hoffe, dass es so weitergeht, dass wir uns verbessern. Ich freue mich für Lacazette, dass er zwei Tore erzielen konnte und dass er uns so helfen konnte. Er ist sehr schnell, sucht die Räume und hat das Spiel mit beiden Füßen perfektioniert. Er ist ein starker Spieler und wir geben uns gegenseitig Ratschläge. Wir haben eine sehr freundschaftliche Beziehung."

Spielersteckbrief Griezmann
Griezmann

Griezmann Antoine

Spielersteckbrief Digne
Digne

Digne Lucas

Spielersteckbrief Jallet
Jallet

Jallet Christophe

Spielersteckbrief Lacazette
Lacazette

Lacazette Alexandre

Frankreich - Die letzten Spiele
Chile Chile (H)
3
:
2
Deutschland Deutschland (H)
0
:
2
Deutschland - Die letzten Spiele
Niederlande Niederlande (H)
2
:
1
Frankreich Frankreich (A)
0
:
2

Es hat alles seine Vor- und Nachteile.

Christophe Jallet über die hochkarätige Offensive

Kein Stress also zwischen den Stars, auch wenn der eine für den anderen auf die Bank muss? Schenkt man Griezmann Glauben, dann läuft es harmonisch ab. Allerdings: Eine Weltmeisterschaft bietet eine andere nervliche Belastung als ein Testspiel – auch wenn es gegen den Weltmeister geht. Der verblüffte die ungemein schnellen, trickreichen und laufstarken Franzosen mit seiner Moral.

Linksverteidiger Lucas Digne analysierte das späte Gegentor: "Vielleicht hat ein bisschen die Erfahrung gefehlt, ich weiß es nicht genau. Wir haben gedacht, es würde reichen, jedoch haben wir den Deutschen erlaubt, dass sie ihr Spiel aufziehen konnten. Wir haben defensiv lange gut gestanden, dann aber nachgelassen. Trotz allem war es ein sehr gutes Spiel, der späte Ausgleich frustriert mich natürlich. Aber das sind Sachen, die passieren und die muss man annehmen und daraus lernen."

Routinier Jallet sieht viel Positives - aber auch Verbesserungspotenzial

Beibringen kann dies den jungen Spielern in der Equipe Tricolore zum Beispiel der 34-jährige Routinier Christophe Jallet, der ebenso gemischte Gefühle hegte: "Durch das späte 2:2 ist das gute Gefühl natürlich eingedämmt. Wir haben sehr viel für das Spiel getan, jeder hat sehr viel investiert. Wir haben gegen ein Team gespielt, das nicht aus Zufall zwei Tore geschossen hat. Wir haben trotzdem gesehen, wozu wir in der Lage sind und das gibt uns ein gutes Gefühl für die Zukunft. Vom Esprit her war die erste Halbzeit klar die bessere von uns, wir haben sehr früh begonnen, zu attackieren. Wir haben unser Spiel immer weiterentwickelt, leider hat es Deutschland dann immer wieder beeindruckend geschafft, sich davon zu lösen."

Spielbericht

Auch Jallet weiß um das schier unglaubliche Offensivpotenzial der Franzosen, denkt aber auch an die Risiken: "Der Angriff war heute sehr stark, Lacazette war immer anspielbar und sehr gut in den Räumen unterwegs. Er hat gezeigt, dass er sehr wichtig ist für die ganze Mannschaft." Aber, keine Rose ohne Dornen: "Es hat alles seine Vor- und Nachteile. Die Hauptsache in unserem System ist es, das Mittelfeld so schnell wie möglich zu überbrücken, um die Angreifer in Szene zu setzen. Dafür müssen die Außenverteidiger eben sehr hoch stehen und nach vorne arbeiten, um die Gelegenheit zum Flanken zu bekommen." Eine Spielweise, die anfällig machen kann: "Die deutsche Mannschaft hat dann sehr schnell erkannt, welche Risiken das offensive Spiel birgt und hat diese Probleme dann ausgenutzt."

Immerhin: Es dauerte buchstäblich bis zur letzten Sekunde. Mit etwas mehr Glück und Geschick hätte Martial in der 89. Minute allein gegen Trapp die endgültige Entscheidung besorgt. Er scheiterte. Kurze Zeit später brachte Stindl die Franzosen mit dem Ausgleich dann zum Nachdenken. Aber das muss ja nicht schaden.

Eliano Lußem