Da standen sie nun auf dem Platz, oder vielmehr sie stützten sich auf ihren Knien ab und keuchten: Jeremy Toljan, Pavel Kaderabek, Niklas Süle oder auch Kevin Volland. Gerade hatte Schiedsrichter Tobias Welz die Partie gegen Borussia Dortmund abgepfiffen und den Spielern der TSG Hoffenheim war deutlich anzusehen, wie viel Energie sie das 1:1 gegen den Tabellenzweiten der Liga gekostet hatte. 90 Minuten klappte spielerisch nicht immer alles, doch die TSG kämpfte leidenschaftlich, haute sich in jeden Zweikampf rein und hatte so den BVB zwischenzeitlich am Rande einer Niederlage.
Paradigmenwechsel in Hoffenheim: "Kompaktheit first" hieß es am Mittwochabend; die teilweise naiven defensiven Auftritte zuletzt sollten der Vergangenheit angehören. Mit der Hereinnahme des eher brachial spielenden Ermin Bicakcic statt des Schweizer Nationalspielers Fabian Schär hatte Trainer Markus Gisdol ein deutliches Zeichen gesetzt.
Baumann über die Leistung: "So muss es jetzt weitergehen"
Die Spieler setzten die Vorgaben vom Engagement jedenfalls bestens um. Nach der Partie lobten alle Hoffenheimer das geschlossene Auftreten des Teams. "Jeder hat alles gegeben", erkannte Torschütze Sebastian Rudy. "Wir haben voll dagegengehalten." Sein Torwart Oliver Baumann forderte deshalb: "So muss es jetzt weitergehen." Trainer Markus Gisdol ging sogar so weit zu sagen, dass die Phase kurz nach der Halbzeit "das Beste war, was wir bisher in dieser Saison gespielt haben".
Gisdol selbst erlebte die letzten 40 Minuten allerdings nur auf der Tribüne, nachdem Schiri Welz ihn dorthin beordert hatte. Gisdol hatte sich bitterböse über den falschen Abseitspfiff gegen Stürmer Eduardo Vargas aufgeregt, der in der 52. Minute alleine auf Torwart Roman Bürki zugelaufen war. Nachdem Gisdol den Assistenten berührte, schickte ihn Welz auf die Tribüne.
Gisdol und Rosen schimpfen auf den Referee
Konnte die Entscheidung nicht fassen: Markus Gisdol (rechts: Wolfgang Stark). Getty Images
Für Gisdol ein Unding: "Den Fehler macht er so noch schlimmer. Das ist überhaupt nicht zu begreifen. Ich berühre den Assistenten und der sagt sofort zu seinem Chef: Er hat mich angefasst, schick ihn auf die Tribüne. Das kann ich nicht so stehenlassen", ereiferte sich Gisdol auf der Pressekonferenz. "Ich verstehe das nicht: Wenn Guardiola zehnmal den Schiedsrichter anfasst und den Linienrichter umarmt und die Bibiana Steinhaus in Arm nimmt und ihr was ins Ohr flüstert, egal was, dann wird nicht reagiert und ich fasse einmal kurz den Assistenten an und werde auf die Tribüne geschickt. Das sind zwei unterschiedliche Maßstäbe, das können wir Trainer uns nicht bieten lassen." Gisdol sprach von einer "skandalösen Situation".
Das war eine katastrophale Schiedsrichter-Entscheidung. Das war eine glatte Sechs. Da hätte ich mir im Spiel einen Wechsel gewünscht.
TSG-Manager Alexander Rosen
Sein Manager Alexander Rosen pflichtete ihm bei: "Das war eine katastrophale Schiedsrichter-Entscheidung. Das war eine glatte Sechs. Da hätte ich mir im Spiel einen Wechsel gewünscht, alles hat gepasst, nur der Welz hat gestört", so Rosen.
Dabei hatte sein Team Glück, dass der Referee in der 59. Minute beim Handspiel von Jeremy Toljan nicht auf Elfmeter entschied (59.). Gisdol jedenfalls versprach: "Ich werde meine Mannschaft weiter aktiv coachen." Das kann er schon am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de) tun, wenn sein siegloses Team im Kellerduell beim FC Augsburg antritt. "Die Leistung gegen Dortmund wird uns Auftrieb geben", schaut der Hoffenheimer Trainer optimistisch nach vorne.