Schon in Durchgang eins hatten die Kraichgauer tollen Offensivfußball gezeigt. Einziges Manko war die mangelnde Chancenverwertung - neben etlichen weiteren Hochkarätern blieb auch ein Elfmeter des ansonsten fast unfehlbaren Schützen Sejad Salihovic in seinem 150. Bundesligaspiel für die TSG ungenutzt. Effizienz zeigten die Gastgeber dafür bald nach Wiederanpfiff, als ein Doppelschlag in die scheinbar sichere 2:0-Führung mündete.
Danach allerdings erlebten Team und Trainer zum wiederholten Male ein Déjà vu - zum fünften Mal in dieser Spielzeit verspielte 1899 eine Zwei-Tore-Führung, beim 4:4 gegen Bremen "gelang" dies den Kraichgauern sogar gleich zweimal. Der Unterhaltungswert ist bei Spielen mit Hoffenheimer Beteiligung ungebrochen hoch, ein kurioses Torverhältnis von aktuell 54:56 Treffern spricht Bände.
Klar, dass das erneute Versagen - Mainz drehte den Spieß binnen acht Minuten um - Kopfschütteln auslöste: "Von einer auf die andere Sekunde", erlebte Kevin Volland den Einbruch. Seine Kollegen betrieben Ursachenforschung, die langsam aber sicher schwer fällt. "Es liegt definitiv nicht an der Fitness oder am Können, also muss es Kopfsache sein", so die Erklärung von Jannik Vestergaard.
Auch Gisdol rätselt
Eugen Polanski beurteilte den Konzentrationsabfall so: "Wir haben gemeint, das Spiel ist entschieden. Wir haben mit allem aufgehört: Fußball zu spielen, zu pressen, Zweikämpfe anzunehmen, nach vorne zu spielen, geil darauf zu sein, unsere Siegprämie einzufahren." Nach dem ersten Gegentor "kommt auch die Angst dazu".
Warum seine Elf urplötzlich die Ordnung verliert, Räume bietet und anfängerhafte Fehler begeht, bleibt auch für Gisdol fraglich: "Ich kann nicht erklären, warum wir das Spiel hergegeben haben", so der Fußballlehrer zum erneuten Spektakel. Viel Arbeit also für den 44-Jährigen auf der Suche nach des Rätsels Lösung. Auch, um die Ängste aus den Köpfen seiner Spieler zu bekommen. "So gewinnen wir kein Spiel mehr", stellt Vestergaard fest. "Mit 29 Punkten steigt man ab", zeichnet Volland gar ein noch düstereres Zukunftsbild.