Nationalelf

Löw: Signale des Umdenkens

WM-Nominierung in Stuttgart

Löw: Signale des Umdenkens

Joachim Löw bei der EURO 2008 mit Kevin Kuranyi

Vergangenheit: Joachim Löw bei der EURO 2008 mit Kevin Kuranyi. Gibt es für den Schalker noch eine Zukunft im Nationalteam? imago

Der Bundestrainer selbst schweigt seit Tagen zu alldem. Den geplanten TV-Halbzeitauftritt bei Sky während der Champions-League-Partie des FC Bayern gegen ManUnited sagte er ab, ebenso lehnte er alle Interview-Anfragen ab - weil er nicht zu Kevin Kuranyi befragt werden wollte.

Allerdings: Es gibt erste Signale, dass Löw seine bislang starr ablehnende Haltung zumindest überprüft und ein Umdenken nicht mehr ausschließt. So holt sich der Bundestrainer nach kicker-Informationen derzeit die Meinung von führenden Vertretern des deutschen Fußballs und Vertrauten ein. Erstens, um abzuklopfen, ob dort ebenso wie in der breiten öffentlichen Meinung die Rückkehr Kuranyis befürwortet wird. Und zweitens, um sich in der Liga die Solidarität zu sichern, falls er die wegen der Fahnenflucht während des Russland-Spiels vor gut 16 Monaten ausgesprochene Suspendierung aufhebt und Kuranyi für die WM nominiert.

Neue Kuranyi-Fürsprecher im DFB-Team

Der Fall Kuranyi

Auch bei der am Mittwoch beendeten Klausurtagung in München wurde der Fall Kuranyi intern diskutiert. Einigkeit herrscht in der sportlichen Leitung darin, dass der Stürmer sportlich in bestechender Verfassung ist und dass seine Beiträge in der Diskussion um eine Begnadigung wohltuend moderat und souverän sind. Registriert wurde von Löw auch, dass sich innerhalb der Mannschaft neue Kuranyi-Fürsprecher outeten. Nachdem Kapitän Michael Ballack schon seit sieben Monaten für Kuranyis Comeback plädiert, votierten in einer Bild-Umfrage auch Arne Friedrich und Tim Wiese dafür. Während Friedrich die Comeback-Chancen von Kuranyi als gut betitelt, hält dies Wiese allerdings ebenso wie Bastian Schweinsteiger für unrealistisch.

Eine schnelle Entscheidung ist nicht zu erwarten, dafür sieht Löw keinen Grund. So dürfte die Diskussion möglicherweise noch bis zum 6. Mai vor sich hinköcheln. Dann wird - aus Anlass der 20-jährigen Partnerschaft zwischen dem DFB und dem Autobauer - im Stuttgarter Mercedes-Benz-Museum der WM-Kader präsentiert.

Eine Aufnahme in diesen schließt Torsten Frings aus, auch wenn die Personalsituation im zentralen Mittelfeld durch die Verletzungen von Simon Rolfes und Sami Khedira enorm angespannt ist. "Die WM ist für mich kein Thema. Die Wahrscheinlichkeit, dass Joachim Löw auf mich zukommt, tendiert gegen null", so der Bremer im Gespräch mit dem kicker. Auf die Frage, ob er nach der Ausmusterung zu Jahresbeginn nie mehr unter Löw spielen wolle, antwortet Frings so: "Das ist nicht der Punkt. Ich kann schlecht aus der Nationalmannschaft zurücktreten, denn ich bin ja aus dieser Mannschaft entfernt worden."

Oliver Hartmann, Hans-Günter Klemm