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Löw: "Handschlag-Vertrag nicht gegeben"

Zwanziger reagiert gelassen

Löw: "Handschlag-Vertrag nicht gegeben"

Team-Manager Oliver Bierhoff, DFB-Präsident Theo Zwanziger und Bundestrainer Joachim Löw.

Fehlstart ins WM-Jahr: Team-Manager Oliver Bierhoff, DFB-Präsident Theo Zwanziger und Bundestrainer Joachim Löw. picture alliance

Bei eisigen Temperaturen treffen Bundestrainer Joachim Löw und Teammanager Oliver Bierhoff auf der einen und DFB-Präsident Theo Zwanziger und sein Generalsekretär Wolfgang Niersbach auf der anderen Seite zur Auslosung der EM-Qualifikationsgruppen aufeinander. Bei minus zehn Grad in der polnischen Hauptstadt wird auch die Atmosphäre recht frostig sein.

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Was ist passiert? Per Handschlag hatten sich Zwanziger und Löw ja bereits im letzten Jahr auf eine Verlängerung des Vertrages geeinigt, so wurde es zumindest von Zwanziger in die Öffentlichkeit getragen. Dabei geht es nicht nur um die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit dem Bundestrainer, sondern eben auch mit dem Assistenten Hans Flick sowie dem Torwarttrainer Andreas Köpke nebst weiterer Mitarbeiter im Trainerstab sowie natürlich Manager Oliver Bierhoff.

Löw: "Handschlag-Vertrag nicht gegeben"

Joachim Löw

"Einen Handschlag-Vertrag hat es nicht gegeben": Bundestrainer Joachim Löw. imago

Am Freitag folgte dann prompt eine überraschende Stellungnahme von Löw, womit er für weitere Spannungen sorgen wird. "Ganz bewusst haben wir uns in den vergangen Wochen nicht konkret zur Vertragssituation geäußert. Umso verwunderter sind wir über die plötzlich in der Öffentlichkeit diskutierten angeblichen Vertragsdetails. Dadurch sind viele Unwahrheiten in Umlauf gekommen. Einen Handschlag-Vertrag hat es zum Beispiel nicht gegeben", hieß es in der schriftlichen Stellungnahme des Bundestrainers. "Von unserer Seite wurde ein verhandelbarer Vorschlag vorgelegt, uns dagegen wurde ein nicht-verhandelbares Angebot zugestellt, über das ich innerhalb von 48 Stunden entscheiden sollte. Unsere ganze Konzentration gilt seit sechs Jahren dem Erfolg der Nationalmannschaft – auch im Sinne der Entwicklung und Reputation des deutschen Fußballs. Dabei stehen Teamwork, Loyalität und Respekt an erster Stelle für mich. In diesem Sinne werden wir uns in den nächsten Wochen intensiv auf die WM in Südafrika vorbereiten", hieß es in dem Statement weiter.

DFB-Boss Zwanziger reagierte gelassen auf die Äußerungen des gerade 50 Jahre alt gewordene Badeners und bezog sich in einer Stellungnahme am Abend ebenfalls nur auf die WM: "Ich habe die Aussagen des Bundestrainers zur Kenntnis genommen und freue mich darüber, dass er es genauso sieht wie wir, dass wir die volle Konzentration auf die WM legen müssen."

zum Thema

Am Sonntag wird Löw zwar wissen, wie es mit der DFB-Auswahl nach der WM (11. Juni bis 11. Juli) ab September in der EM-Quali weitergeht, ob er selbst dann aber noch auf der Bank sitzt, steht nunmehr in den Sternen.

Während sich, was die Kompetenzen für die U21 betrifft, eine klare und einvernehmliche Lösung erarbeiten ließ, sind bei den Gesprächen im Januar für uns überraschend neue Vorstellungen entwickelt worden, die aus der Sicht des DFB-Präsidiums zum Teil auch im Blick auf die Satzung nicht zu akzeptieren sind. Ein Alternativvorschlag des DFB fand nicht die Zustimmung der sportlichen Leitung. Deshalb setzen wir die Gespräche nicht fort.

Theo Zwanziger, DFB-Präsident

In der DFB-Zentrale in Frankfurt/Main war man im Laufe des Freitags um Schadenbegrenzung bemüht, eine Lösung war aber nicht in Sicht. Die Stellungnahme von Löw wird wenig dazu beitragen, die Atmosphäre zu entspannen. Auf den Fluren machte der Vorwurf einer "unmoralischen Forderung" an die sportliche Führung die Runde.

Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" forderte die sportliche Leitung eine Bonus-Zahlung bei Vertragsunterschrift. Zwanziger und seine Präsidiumskollegen, die eine aus ihrer Sicht angemessene Gehaltsaufstockung vorgesehen hatten, sollen von dieser Nachforderung regelrecht geschockt gewesen sein. Erst nach dem Turnier in Südafrika sollen die Verhandlungen wieder aufgenommen werden, falls es bis dahin noch eine Schnittstelle gibt. "Wir werden das für uns jetzt in der Arbeit ausblenden", kündigte Bierhoff an. Für reichlich Gesprächsstoff ist jedenfalls gesorgt - nicht die besten Voraussetzungen für eine ruhige WM-Vorbereitung.