Bundesliga

Dardai lässt Stocker ran und muss Brooks aufbauen

Hertha: Wie schnell kriegt der US-Nationalspieler die Auswahl-Tiefschläge aus dem Kopf?

Dardai lässt Stocker ran und muss Brooks aufbauen

Rückkehr in die Startelf: Herthas Trainer Pal Dardai bringt Valentin Stocker nach dessen verbüßter Rotsperre.

Rückkehr in die Startelf: Herthas Trainer Pal Dardai bringt Valentin Stocker nach dessen verbüßter Rotsperre. picture alliance

Der Schweizer Stocker, dem zuletzt ein Comeback in der Nationalmannschaft gelang, hat seine Rotsperre von drei Ligaspielen abgesessen - und soll sofort in die Startelf des Bundesliga-Vierten zurückkehren. "Valentin hat hier auch letzte Saison nie aufgegeben und war immer motiviert, das zahlt sich jetzt aus", sagte Dardai am Donnerstagmittag. "Er ist torgefährlich, ein guter Fußballer, ein Gewinner-Typ, ein giftiger Junge. Wenn er so spielt wie zuletzt, kann man ihn nicht aus der Mannschaft nehmen."

Stocker, der in der Vorsaison nur eine Randfigur war, hat im ersten Saisondrittel die Ausfälle von Stammkräften wie Salomon Kalou und Vladimir Darida sowie die Verletzungsmalaise von Neuzugang Ondrej Duda (Knochenödem im Knie) für sich genutzt. "Er hat seine Spielweise geändert", erklärte Dardai. "Er nimmt jetzt weniger Risiko, sondern hat sich besser unserem Ballbesitz-Fußball angepasst mit seinem Passspiel."

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Kalou und Stocker hinter Ibisevic

Der Plan des Ungarn: Er will in Augsburg hinter Center Vedad Ibisevic sowohl Stocker als auch Kalou von der Leine lassen. "Wer zentral und wer auf links startet, müssen wir sehen", so Dardai. "Salomon und Valentin können beide Positionen spielen und sollen immer wieder wechseln. Dann sind sie schwer zu verteidigen."

Auch Alexander Esswein, der zuletzt auf der Bank saß, darf gegen seinen Ex-Klub mit einer Rückkehr in die Anfangsformation rechnen. Dardai legte sich am Donnerstag im Grunde fest: "Alex wird zu 90 Prozent von Anfang an spielen. Das erste Spiel gegen den alten Klub ist für Spieler immer etwas Besonderes, sie machen dann oft Tore oder ein Riesenspiel."

"Genki ist ein Spieler, der uns die letzte halbe Stunde helfen kann"

Damit zeichnet sich ab, dass die bisherige Stammkraft Genki Haraguchi in Augsburg die Joker-Rolle einnehmen wird. Der Japaner hatte am Dienstag gegen Saudi-Arabien (2:1) bereits sein fünftes Tor in der laufenden WM-Qualifikation erzielt, wirkte aber bereits vor dem jüngsten Trip zur Nationalmannschaft etwas überspielt. "Genki ist ein Spieler, der uns die letzte halbe Stunde helfen kann", sagte Dardai, der erwartungsgemäß auf Mittelfeldspieler Vladimir Darida noch verzichtet: "Wenn Vladi gut drauf ist, ist er unsere Nummer zehn. Aber das Spiel in Augsburg kommt zu früh. Er hatte schon seine Schuhe vorbereitet und wollte mit. Er ist fit, aber wir lassen ihn noch ein bisschen trainieren. Ein Bundesliga-Wettkampf ist gefährlich." Der Tscheche, der Mitte September einen Außenbandriss im Sprunggelenk erlitten hatte, war am Montag wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen und präsentiert sich körperlich bereits wieder in einem sehr guten Zustand.

Hinter der Verfassung von John Anthony Brooks gibt es derweil zumindest ein kleines Fragezeichen. Wie Teamkollege Haraguchi hatte er enormen Reisestress, anders als der Japaner kehrte Brooks mit zwei Misserfolgs-Erlebnissen in seine Heimatstadt Berlin zurück: Mit dem US-Team hat der Innenverteidiger in Columbus (1:2 gegen Mexiko) und in Costa Rica (0:4) zwei schmerzhafte Niederlagen in der WM-Qualifikation bezogen, in beiden Spielen hatte Brooks unglückliche Szenen. Vor allem beim zwischenzeitlichen 0:3 gegen Costa Rica gab der Abwehrspieler gegen Joel Campbell eine schlechte Figur ab, auch beim ersten und beim vierten Gegentor war er beteiligt. Inzwischen ist der US-Nationalspieler zurück bei Hertha und bestritt am Donnerstag eine Laufeinheit. Am Freitag will Dardai ausführlicher "mit ihm reden", er sagt: "Die Szenen aus den Länderspielen habe ich gesehen. Bei uns hat er es bisher gut gemacht. Zu dieser Form muss er wieder zurück. Er lebt von seiner Spannung und seiner mentalen Frische. Ich werde sehen, ob er beides hat."

Brooks droht die Bank

Da sich mit der Rückkehr von Sebastian Langkamp (nach muskulären Beschwerden am Oberschenkel und am Rücken) und Fabian Lustenberger (nach Adduktorenproblemen) namhafte Optionen bieten und Niklas Stark zuletzt in der Abwehr sehr stabil wirkte, droht Brooks in Augsburg die Bank.

Er ist nicht der einzige Berliner, bei dem es im Nationalteam nicht nach Wunsch läuft. Herthas Norweger Per Skjelbred und Rune Jarstein bekommen nach dem missglückten Auftakt in die WM-Qualifikation und der Trennung von Coach Per-Mathias Högmo einen neuen Nationaltrainer. Auch rund ums Team USA und Trainer Jürgen Klinsmann ist die Unruhe greifbar. Dennoch befürchtet Manager Michael Preetz nicht, dass die Tiefschläge auf internationaler Bühne Spuren hinterlassen bei Herthas Profis: "Das sind alles erfahrene Spieler, die das Procedere schon länger kennen. Wir haben es zuletzt geschafft, mit besseren Ergebnissen aus der Länderspielpause zu kommen. Klar ist aber auch: Es ist ein Spagat, die Jungs in ganz kurzer Zeit - im Fall von John in nur einer Einheit - auf das zu programmieren, was bei uns am Samstag gefragt ist."

Steffen Rohr