Unvergessen: Als San Marino völlig ausrastete

In Oslo lief die 54. Minute als in einem norwegischen TV-Studio die Lichter ausgingen. Mattia Stefanelli von San Marino Calcio drosch einen Ball aus kurzer Distanz in die Maschen. Es war nicht einfach der Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich - es war so viel mehr für den Zwergstaat in der Nähe des italienischen Ortes Rimini. Denn San Marino wartete 15 lange Jahre auf einen Auswärtstreffer in der WM-Qualifikation.

Völlig entsetzt hatten die Experten der Boulevardzeitung VG, die das Spiel vor laufenden Kameras analysierten, den Treffer zum 1:1 mitangesehen. Geschockt die Hände über den Kopf geschlagen - und dann sogar im Dunkeln sitzen müssen: Das Licht im Studio war ausgegangen. Das passte, denn während sich die ganze Welt freute, fand man das Tor in Norwegen wohl weniger lustig.

"Es gab viele schwache Resultate in den letzten 30 Jahren, aber nichts war so peinlich wie die ersten 77 Minuten", schrieb VG. Denn erst in der Schlussphase kamen die schwachen Norweger gegen den körperlich abbauenden Gegner gerade noch so zum 4:1-Sieg. Der viel kritisierte Trainer Per-Mathias Högmo fand das Gegentor sogar "unwirklich". Die Spieler feierten den Treffer schon auf dem Platz, wie den Gewinn des WM-Titels.

"We fucking scored an away goal. Stefanelli you fucking legend!"

Völlig aus dem Häuschen waren auch diverse Twitteraccounts aus San Marino. Torschütze Stefanelli wurde umgehend der Heldenstatus verliehen. "We fucking scored an away goal. Stefanelli you fucking legend!", war einer der zahlreichen Tweets, die abgefeuert wurden. Zudem machte man seine Späßchen mit England oder Argentinien – beide Teams waren in ihren Spielen jeweils ohne Tor geblieben.

Platz 201 in der Weltrangliste

Wer da getroffen hatte, belegt auch ein Blick auf die FIFA-Weltrangliste. Denn – sorry San Marino – viel schlechter geht es nicht in der Welt des Fußballs. Der Fußballzwerg hat seinen Namen verdient, ist er derzeit doch auf Platz 201 gelistet. Die Turks und Caicos Islands, ein britisches Überseegebiet im Atlantischen Ozean, liegen noch vor San Marino, nur zehn Verbände sind schlechter platziert.

Auch die Torbilanz des Mini-Verbandes in der WM-Quali spricht eine klare Sprache. In 59 Spielen erzielte San Marino magere zehn Treffer und kassierte 268 Gegentore, kassierte sechs zweistellige Niederlagen. Die höchste Pleite war übrigens das 0:13 gegen Deutschland in der EM-Qualifikation 2006.

Nächstes Spiel gegen Deutschland

Gerade einmal ein Sieg steht in den Annalen der Länderspielgeschichte San Marinos: 2004 - ein 1:0 gegen Liechtenstein. Seit 2013 gelangen dem Team überhaupt nur zwei Treffer. Bis zu jenem Dienstagabend. Deutschland sollte sich also warm anziehen. Denn am 11. November ist der Weltmeister der nächste Gruppengegner San Marinos. Man mag sich kaum vorstellen, was passiert, wenn sich Marc- André ter Stegen tatsächlich einen Treffer einfängt.