Nationalelf

"Du kannst dribbeln!" Hummels' Appell an Götze

Was Deutschlands Offensivkräfte wieder beherzigen müssen

"Du kannst dribbeln!" Hummels' Appell an Götze

Soll mal wieder Verteidiger "nerven": Mats Hummels (l.) über Mario Götze (r.).

Soll mal wieder Verteidiger "nerven": Mats Hummels (l.) über Mario Götze (r.). Getty Images

Der Trend, er ist bei dieser EM kein Freund der deutschen Nationalmannschaft. "Es ist doch ein ganz klarer Trend dieser EURO", sagt nämlich Mats Hummels in der "Süddeutschen Zeitung", "dass viele Mannschaften sehr tief stehen und sehr gut verteidigen. Und gut zu verteidigen ist eben fünfmal leichter als gut anzugreifen. Platt gesagt: Etwas zu zerstören ist immer leichter als etwas aufzubauen."

Das ist eine Erklärung dafür, dass sich Deutschland im zweiten Gruppenspiel gegen Polen so schwer tat. Hummels' einzige Erklärung ist es nicht. Dass dem 0:0 eine ausgiebige Diskussion über Joachim Löws Offensive folgte, kann auch er nachvollziehen - er beteiligt sich aktiv an ihr.

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"Ich bin fest davon überzeugt, dass man gegen tief stehende Mannschaften Dribbler braucht, und davon haben wir bei der Nationalmannschaft eben nicht allzu viele", gibt der Innenverteidiger zu bedenken. Das deutsche Offensivspiel dominieren inzwischen eher Pässe und Kombinationen.

Dribblings? "Dieser Ansatz ist ein bisschen raus aus der Mannschaft"

Er könne sich noch gut an Götzes Anfänge in Dortmund erinnern, so Hummels: "Ich habe vor ein paar Tagen erst zu ihm gesagt: Du hast damals Super-Dribblings gehabt, du hast 90 Minuten lang deinen Außenverteidiger genervt, mach' das doch wieder. Du kannst das." Aber: "Dieser Ansatz ist irgendwie ein bisschen raus aus der Mannschaft. Zuletzt haben es unsere Jungs da vorne dank ihrer überragenden Kombinationsfähigkeiten halt meistens über Passspiel und über Spielverlagerungen gelöst, wir spielen ja eigentlich schon seit Jahren ohne große Eins-gegen-eins-Duelle."

Hummels' Appell an die Offensivkräfte: "Sie müssen es wieder mehr im Kopf haben. Die Jungs müssen wieder mehr in Eins-gegen-eins-Duelle gehen, sie dürfen sich das ruhig zutrauen. Wir brauchen wieder mehr Risiko im letzten Drittel. Julian Draxler hat das ein paarmal ganz gut versucht, wie ich fand, aber er war ein bisschen allein damit."

Hummels fordert: "Die Läufe dürfen ruhig auch mal weh tun!"

Gegen Polen wurde das allerdings vor allem deswegen zum Problem, weil auch die Alternative nicht funktionierte. Hummels: "Wenn solche Dribblings fehlen, bleibt gegen tief stehende Abwehrreihen halt nur noch das zweite Mittel: Laufwege in die Tiefe. Die Läufe dürfen ruhig auch mal weh tun, man muss auch mal umsonst sprinten, auch wenn man den Ball vielleicht gar nicht bekommt."

So könne man "Räume aufreißen und in den Strafraum vordringen", erklärt der Bald-Münchner. "Auch das ist ein großes Thema bei uns: dass wir mehr Präsenz im Strafraum brauchen. Da müssen einfach mehr Leute sein, so wie der FC Bayern das macht, mindestens mit Müller und Lewandowski." Aber "keine Sorge", sagt Hummels, "wir sind da im Training dran."

jpe