Int. Fußball

Johan Cruyff: Revolutionär des Fußballs

Nachruf zum Tod von Johan Cruyff

Johan Cruyff: Revolutionär des Fußballs

Im Alter von 68 Jahren verstorben: Johan Cruyff.

Im Alter von 68 Jahren verstorben: Johan Cruyff. imago

Erst mit Cruyff und seinem Mentor Rinus Michels betritt der zuvor unbedeutende holländische Fußball die große internationale Bühne. Ajax Amsterdam wird mit drei Siegen im Europapokal der Landesmeister 1971, 1972 und 1973 zum besten Klub Europas und Oranje Anfang der 70-er Jahre zu einem der besten Nationalteams der Welt.

Angeführt von einem fragil wirkenden, dünnen und jungenhaften Kerl mit der längst legendären Rückennummer 14 zwischen den schmalen Schultern, der jedoch den Ball mit einer unglaublichen Eleganz und Lässigkeit führt und spielt, dabei die gegenerischen Verteidiger mit katzenhafter Beweglichkeit wie Slalomstangen umkurvt und als ratlose Statisten zurücklässt. Eine Mischung aus Spielmacher und Torjäger, kaum wirklich zu fassen auf dem Platz.

Aber auch neben dem Spielfeld passt Cruyff in keine Schablone. Er ist ein kantiger Charakter mit unbequemen Meinungen und weiß andererseits auch den Luxusseiten des Lebens durchaus einiges abzugewinnen. Die Zigarette zum Beispiel ist selbst als Profi sein täglicher Begleiter. Doch die Leistung stimmt und seine Fähigkeiten als Führungspersönlichkeit im Klub und im Nationalteam leiden darunter nicht.

Der ungekrönte König

Bei der FIFA-Wahl zum Jahrhundert-Fußballer muss sich Cruyff nur Pelé beugen und belegt Platz zwei, noch vor Franz Beckenbauer oder Diego Maradona. Die Krönung als Spieler bleibt "König Johan" dennoch versagt. Im WM-Finale 1974 gegen Gastgeber Deutschland verliert die von ihm als Kapitän angeführte holländische Mannschaft trotz überlegen geführten Spiels mit 1:2. Noch heute geben selbst viele deutsche Fans zu, dass Oranje damals den mit Abstand schönsten Fußball gespielt hat: Der Begriff "totaler Fußball" ist entstanden und Cruyff wird ihn auch als Trainer mit Leben erfüllen.

Vor allem beim FC Barcelona, wo er bereits als Profi spielte, und der neben Ajax zu seiner zweiten fußballerischen Heimat wird. Zwischen 1988 und 1996 revolutioniert Cruyff mit seiner Philosophie den katalanischen Klub und legt eine Basis, auf der Barca auch seine derzeitigen Erfolge gründet. Noch heute wird er dort fast genauso verehrt wie in Amsterdam.

In den letzten Jahren war Cruyff vor allem Bewahrer seines Erbes bei Barca, Ajax und Oranje und gefiel sich in der Rolle des Elder Statesman oder sehr gerne auch als Kritiker des modernen Fußballgeschäfts. Selbst wenn man nicht immer der gleichen Meinung sein musste, seine Ansichten waren es stets wert gehört zu werden. Sein Vermächtnis als herausragender Spieler und visionärer Trainer geht für alle Zeiten in die Geschichte des Fußballs ein.

Ein Nachruf von Manfred Münchrath

kicker-Redakteur Manfred Münchrath.

kicker-Redakteur Manfred Münchrath. kicker