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Klopp: Herzattacke, Terminstress, Unwort des Jahres

Nach verdientem 1:0-Erfolg gegen Leicester

Klopp: Herzattacke, Terminstress, Unwort des Jahres

Eine Umarmung für den Kapitän: Jürgen Klopp herzt nach intensiven 90 Minuten Jordan Henderson.

Eine Umarmung für den Kapitän: Jürgen Klopp herzt nach intensiven 90 Minuten Jordan Henderson. imago

"Wir hatten eine der größten Chancen, die es im Fußball jemals gab", sagte Klopp nach Spielschluss und meinte diese Szene weit in der Nachspielzeit: Bei einem Einwurf für Leicester auf Höhe des Strafraums war Gäste-Keeper Kasper Schmeichel mit nach vorne geeilt, seine Teamkollegen verloren allerdings den Ball. Liverpool griff an und stürmte - nachdem der Schiedsrichter weiterlaufen ließ, obwohl vier Reds-Akteure meterweit im Abseits standen - mit vier Spielern alleine auf das Tor der Gäste zu, das nur noch von einem Verteidiger beschützt wurde. Benteke brachte es jedoch irgendwie fertig, Verteidiger Morgan anzuschießen. Leicester klärte die Situation und kam Sekunden später auf der anderen noch einmal zum Flanken. "Da hatte ich fast eine Herzattacke", gestand Klopp.

Der Schlüssel zum Erfolg: Keep it simple!

Wenig später stand der verdiente 1:0-Erfolg gegen den Überraschungs-Tabellenführer nach 90 intensiven Minuten bei windigen Bedingungen jedoch fest. "Wir sind nicht wirklich unter Druck geraten", sagte der Reds-Coach, dessen Team die Partie fast über die komplette Spieldauer dominiert hatte. Die Gäste kamen zu keinem Zeitpunkt dazu, ihr schnelles Konterspiel zu entfalten und waren in der Schlussphase nur nach Standards - meist Ecken oder Einwürfe von Christian Fuchs - gefährlich.

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"Jeder Sieg ist wichtig, aber heute haben wir den Spitzenreiter geschlagen. Das ist nicht so einfach. Viele Teams haben es in dieser Saison versucht, die meisten sind daran gescheitert", meinte Klopp, der nicht müde wurde, das simple Erfolgsrezept zu betonen: "Was wir heute machen mussten, war einfach zu spielen. In Watford letzte Woche (beim 0:3, Anm. d. Red.) haben wir viel zu kompliziert agiert und dem Gegner damit in die Karten gespielt. Heute haben wir viel besser gespielt. Vor allem mit der ersten halben Stunde, war ich sehr zufrieden."

Lob und ein kleiner Seitenhieb für Benteke

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Danach brachte die verletzungsbedingte Auswechslung von Divock Origi das Liverpooler Offensivspiel ein wenig aus dem Tritt. Benteke, der sich gar nicht richtig warm gemacht hatte, brauchte ein wenig, um in die Partie zu finden. Spätestens nach der Pause war der Belgier aber voll da und erzielte nach Vorarbeit von Roberto Firmino den Siegtreffer (63.). "Beim Tor haben die Jungs ihre Qualität auf engem Raum gezeigt", freute sich Klopp, der Benteke in einem Vier-Augen-Gespräch vor einigen Tagen noch erklärt hatte, was er von ihm erwarte. "Die letzten Wochen waren hart für uns. Heute haben wir Charakter gezeigt", meinte der Torschütze, der trotz anfänglicher Reservistenrolle zufrieden war: "Wir haben einen großen Kader mit viel Qualität. Man muss geduldig sein." Klopp lobte: "Er hat wirklich hart gekämpft, für das Team gearbeitet und sein Tor erzielt." Einen Seitenhieb mit Augenzwinkern konnte er sich aber nicht verkneifen: "Und er hatte kurz vor Schluss ja noch eine Chance..."

"Für den Rest ist es Spaß, für uns ist es einfach nur harte Arbeit"

Die Frage nach dem psychologischen Effekt, den der Sieg für sein Team haben könne, nutzte der Reds-Coach indes um erneut seinen Unglauben angesichts des Terminplans zum Jahreswechsel zum Ausdruck zu bringen: "Wenn ich Zeit hätte mir darüber Gedanken zu machen! Klar ist die Psyche wichtig, aber die Beine sind es auch - und wir spielen alle drei Tage. Für den Rest ist das Spaß, für uns ist es einfach nur harte, harte Arbeit", meinte Klopp, der am Boxing Day mit Lovren und Sakho zwei Innenverteidiger aufbieten musste, die nach Verletzungen gerade erst zurückgekehrt und längst nicht fit gewesen waren: "Wir müssen uns schnell erholen. Und nicht einmal so schnell wie die anderen, weil die schon am 28. wieder spielen. Ich kann das nicht glauben."

Acht Spiele des 19. Spieltags steigen in der Tat schon am Montag, das Topspiel Leicester gegen Manchester City am Dienstagabend. Klopps Schützlinge dürfen sich sogar vier Tage ausruhen, am Mittwochabend (30. Dezember, 20.45 Uhr) steht das Auswärtsspiel in Sunderland an.

Immer nur hamstring, hamstring, hamstring

Dann vielleicht ohne Origi, der wegen Oberschenkelproblemen raus musste. Schon wieder ein Oberschenkel (englisch: hamstring). "Ihr seid länger hier als ich, aber ich habe das schon bemerkt, bevor ich überhaupt nach England kam. 'Hamstring' ist das Unwort des Jahres für mich", sagte Klopp den Journalisten nach dem Spiel: "Es ist immer nur hamstring, hamstring, hamstring. Das liegt an der Intensität der Spiele, dem Spielplan und so weiter."

Immerhin: Angreifer Daniel Sturridge erklärte sich via Twitter fit für das Spiel in Sunderland. Die Halbwertszeit seiner Fitness stellte sich in den vergangenen Jahren allerdings immer wieder als gering heraus - gerade beim Wahnsinn um Weihnachten.

ski