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117.000 Insulaner - eine "Herausforderung" für Klinsmann und die USA

Nordamerikaner starten in die WM-Qualifikation

117.000 Insulaner - eine "Herausforderung" für Klinsmann und die USA

Zielrichtung Russland: Jürgen Klinsmann und die US-Nationalmannschaft starten in die WM-Qualifikation.

Zielrichtung Russland: Jürgen Klinsmann und die US-Nationalmannschaft starten in die WM-Qualifikation. Getty Images

Seit 1990 ist die Reihe der WM-Teilnahmen der US-Amerikaner nicht abgerissen. Die Erwartungshaltung ist somit klar: Klinsmann muss mit seiner Mannschaft das Ticket für 2018 lösen. Los geht es am Freitag mit einem Heimspiel in klarer Favoritenstellung.

Denn die USA treffen auf den Inselzwergstaat St. Vincent/Grenadines. Und da muss sicher der eine oder andere erst einmal auf die Landkarte blicken, um zu erfahren, woher der Gegner eigentlich zum Spielort St. Louis anreist. 180 Kilometer westlich von Barbados liegt die Inselgruppe um die Hauptinsel St. Vincent, 117.000 Menschen leben in dem Zwergstaat, der hauptsächlich vom Tourismus lebt, aber auch Bananen und Reis ausführt.

Sprachbarrieren wird es bei diesem Premierenduell auf dem Platz nicht geben, die Gäste gehören schließlich dem Commonwealth of Nations an, ihr Staatsoberhaupt heißt Queen Elizabeth II.

In der FIFA-Weltrangliste werden St. Vincent/Grenadines auf Rang 129 geführt (USA: 33.), es gibt also kaum Argumente für Klinsmann, dieses Spiel nicht zu gewinnen. Zumal die Gäste aus der Karibik keine namhaften Akteure in ihren Reihen haben - ihr "Stürmerstar" Tevin Slater (21) spielt zwar für Chelsea, allerdings Camdonia Chelsea, einen Klub von der Hauptinsel. Oalex Anderson und Myron Samuel suchen derzeit in der zweiten Mannschaft der Seattle Sounders ihre Chance, Flügelstürmer Cornelius Stewart spielt für den finnischen Zweitligaspitzenreiter PS Kemi.

Analyse "ein wenig kompliziert"

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Die Gedanken sind vielleicht schon beim darauffolgenden Gegner Trinidad und Tobago (54. der Weltrangliste), dessen Stärken und Schwächen besser bekannt sind. Die etwas komplizierte Vorbereitung auf den Gegner ist deshalb auch eine "Herausforderung" für Klinsmann: "Wir haben uns zwar ihre letzten Spiele angeschaut und analysiert. Aber wir haben trotzdem nicht diesen großen Gesamteindruck, wie zum Beispiel von Trinidad und Tobago."

Eigentlich können nur zwei Siege die Kritik an Klinsmann leiser werden lassen. Nach Platz vier beim Gold-Cup im Sommer sowie dem verlorenen Qualifikations-Match zum Confederations Cup 2017 gegen Erzrivale Mexiko wackelt der Stuhl des Deutschen. ESPN spekulierte bereits, dass Verbandspräsident Sunil Gulati trotz aller Treueschwüre Richtung Klinsmann anfangen könnte, sich nach Optionen umzuschauen, sollte es in den beiden Partien nicht mindestens vier Punkte geben.

Seit dem WM-Aus hat Klinsmann viel probiert, gleich 27 neue, junge Akteure eingesetzt. Und beispielsweise auch auf Torjäger Clint Dempsey verzichtet, der bei der WM schon 35 Jahre alt wäre. Doch bis auf Offensivspieler Gyasi Zardes konnte sich keiner aus der nächsten Generation einen Stammplatz erkämpfen. Und so vertraut Klinsmann - notgedrungen - weiterhin oftmals erfahrenen Leuten wie dem Ex-Schalker Jermaine Jones (34). Mit dem begnadigten Gladbacher Fabian Johnson und Zweitliga-Profi Bobby Wood (1. FC Union Berlin) stehen nur zwei Deutschland-Legionäre im Aufgebot.

Keller: "Letztlich zählen nur Ergebnisse"

"Wir stecken in dem Dilemma, dass einige Spieler älter sind und einige jüngere Spieler sich nicht so aufgedrängt haben, um jetzt einen Platz im Team zu fordern", betont Ex-Nationaltorwart Kasey Keller. Der frühere Bundesliga-Profi von Borussia Mönchengladbach sieht dies jedoch nicht als möglichen Freibrief für Klinsmann. "Letztlich kommt es nur darauf an, Ergebnisse zu erzielen. Und wenn du der gut bezahlte Nationaltrainer bist, bist du auch derjenige, der diese schwierigen Entscheidungen treffen und trotz der Umstände Resultate liefern muss", so Keller.

Bobby Wood gegen Christian Gamboa (Costa Rica, li.)

Einer von zwei Deutschland-Legionären: Bobby Wood, hier gegen Christian Gamboa (Costa Rica, li.) Getty Images

Resultat hieße: Platz eins oder zwei in der Gruppe C, zu der auch Guatemala gehört. Denn dann würden die USA in die Qualifikations-Endrunde der CONCACAF-Gruppe vorstoßen. Ein Ziel, das auch Klinsmanns Landsmann Winfried Schäfer mit Jamaika vor den Duellen trifft mit Panama, Costa Rica und Haiti hat. In der Sechser-Endrunde werden anschließend drei WM-Tickets vergeben. Der viertplatzierte erreicht die Play-offs.

Das Aufgebot der USA für den Start in die WM-Qualifikation

Torwart: Brad Guzan (Aston Villa), Bill Hamid (D.C. United), Tim Howard (FC Everton)
Abwehr: Ventura Alvarado (Club America), Matt Besler (Sporting Kansas City), Geoff Cameron (Stoke City), Fabian Johnson (Borussia Mönchengladbach), Matt Miazga (New York Red Bulls), Michael Orozco (Club Tijuana), Tim Ream (FC Fulham), Brek Shea (Orlando City SC)
Mittelfeld: Kyle Beckerman (Real Salt Lake), Michael Bradley (Toronto FC), Mix Diskerud (New York City FC), Miguel Ibarra (Club Leon), Jermaine Jones (New England Revolution), Darlington Nagbe (Portland Timbers), DeAndre Yedlin (FC Sunderland)
Angriff: Jozy Altidore (Toronto FC), Alan Gordon (LA Galaxy), Jordan Morris (Stanford), Bobby Wood (1. FC Union Berlin), Gyasi Zardes (LA Galaxy)

aho/dpa