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Rooney: Vom Sündenbock zum Rekordjäger

England siegt 3:1 in Schottland und feiert seinen Kapitän

Rooney: Vom Sündenbock zum Rekordjäger

Ausgelassener Jubel: Wayne Rooney feiert sein Tor zum 2:0 gegen Schottland mit den Kollegen.

Ausgelassener Jubel: Wayne Rooney feiert sein Tor zum 2:0 gegen Schottland mit den Kollegen. Getty Images

Während der Weltmeisterschaft in Brasilien, die für England mit dem enttäuschenden Vorrunden-Aus endete, hatte sich fast die ganze Nation auf Rooney als Sündenbock eingeschossen. An vorderster Front standen einmal mehr die Boulevard-Blätter, die den Stürmer von Manchester United ins Zentrum der Kritik rückten.

Gut vier Monate nach der WM sieht die Lage etwas anders aus: Rooney, der nach dem Turnier den zurückgetretenen Steven Gerrard als Kapitän ablöste, absolvierte beim 3:1-Erfolg gegen Slowenien in der EM-Qualifikation am Samstag sein 100. Länderspiel für England. Seinen Eintritt in den 100er-Klub, dem noch kein Engländer früher beigetreten war als der 29-Jährige, beging Rooney standesgemäß mit einem Tor.

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Lineker bangt um Platz zwei

Nach zwei weiteren Treffern beim prestigeträchtigen 3:1 beim alten Rivalen Schottland am Dienstagabend feiert die Presse den Angreifer als "Captain Fantastic". Und Gary Lineker bangt um seinen Platz in der ewigen Torschützenliste. "BREAKING NEWS: Wayne Rooney beendet seine internationale Karriere", twitterte Englands einstiger Weltklasse-Stürmer, nachdem Rooney seine Länderspieltore Nummer 45 und 46 erzielt hatte und Lineker damit bedrohlich nahe gerückt ist. Der hat in 80 Länderspielen nämlich 48 Treffer für England erzielt und ist damit zweibester Torschütze hinter dem legendären Sir Bobby Charlton, der noch ein Tor mehr auf dem Konto hat.

"Er war unglaublich stark. Er verbessert sich ständig und lässt nicht nach", lobte Nationaltrainer Roy Hodgson seinen Schützling: "Er wird in Kürze ganz oben auf dieser Liste stehen und kann Rekord-Nationalspieler werden." Die Rekordmarke von Torwart-Legende Peter Shilton liegt bei 125 Länderspiele, Rooney bringt es seit Dienstag auf 101.

"Ich habe einen Lauf zurzeit und hoffe, das geht so weiter", gab sich der Angreifer nach seinem Doppelpack bescheiden. Dass er sein Tor zum 3:1 überschwänglich mit einem Rad auf dem Rasen feierte, ließ allerdings einiges an Genugtuung erahnen. Vom WM-Sündenbock zum - wie der "Telegraph" schrieb - "Anführer, Gehirn, Herzschlag und gewissem Etwas": In Fußball-England geht das oft schnell. In beide Richtungen.

Hodgson sieht bis 2016 noch viel Potenzial

Wayne Rooney

Für die Galerie: Wayne Rooney nach dem Tor zum 3:1. Getty Images

Gleichwohl vermerkte Schottlands Nationalcoach Gordon Strachan: "Besser habe ich England schon seit einer Weile nicht mehr spielen sehen." Und auch sein Gegenüber Hodgson lobte sein Team für die Entwicklung, die es seit der WM durchgemacht habe: "Sie sind hier heute unter dem Brennglas angetreten - und waren bereit dafür", sagte er nach dem 3:1 im Prestigeduell im ausverkauften Celtic Park, der seinem Ruf mit toller Stimmung vollauf gerecht wurde. Bis zur EURO 2016 könne sein Team (Bilanz seit der WM: Sechs Spiele, sechs Siege) noch besser werden, meinte Hodgson, "vor allem, weil viele Spieler noch so jung sind. Bis 2016 werden sie viele Spiele mehr auf dem Buckel haben."

Anti-IRA-Gesänge trüben die Freude

Geschmälert wurde der gelungene Abend für England beim ersten Gastspiel in Schottland seit 1999 von unschönen Gesängen. Dass die vom englischen Fußball-Verband unterstützte "England Supporters' Band" Anti-IRA-Gesänge der 5000 Gästefans in der ersten Hälfte musikalisch begleitete, löste große Irritationen aus. Ein FA-Offizieller forderte die Band während des ersten Durchgangs auf, dies zu unterlassen. Der Verband erwägt Konsequenzen, Hodgson verurteilte die Gesänge.

ski