Der Schweizer Nationalspieler, der mit vielen Vorschusslorbeeren für eine Ablösesumme von 4,3 Millionen Euro zu den Hauptstädtern gekommen war, hatte sich schwer getan in den ersten Wochen bei seinem neuen Klub. "Er war mental schon ein bisschen angeschlagen", so Luhukay. Der niederländische Coach baute Stocker so behutsam auf. Auch wenn es natürlich bittere Pillen waren, die der Mittelfeldspieler schlucken musste, als es zu Beginn nicht einmal für einen Bankplatz reichte, weiß er jetzt: "Es hat mir gut getan, diese Zeit zu bekommen, auch wenn ich manchmal nicht wusste, woran ich bin."
Valentin hatte ein sehr dynamisches Auftreten, das uns gutgetan hat.
Jos Luhukay
Sein Startelfdebüt gegen den VfB hatte sich nach Teilzeitarbeit in Freiburg und Augsburg schon angedeutet, groß war die Freude bei Stocker, als Luhukay ihm dies im Vorfeld bestätigte: "Jetzt ist der Zeitpunkt für dich gekommen." Der Schweizer zahlte das Vertrauen sofort zurück. Dass sich Hertha sehr viel dynamischer und zupackender zeigte als zuletzt, lag am aufgebotenen Offensivquartett, aus dem Stocker noch herausragte. "Valentin hatte ein sehr dynamisches Auftreten, das uns gutgetan hat", lobte Luhukay am Tag nach dem zweiten Heimsieg, der viele Zweifel wegwischte und eine brenzlige Tabellenkonstellation verhinderte.
Die nächste Herausforderung kommt auf Stocker in den kommenden Wochen zu. Für die anstehenden EM-Qualifikationsspiele der Schweiz gegen Slowenien und in San Marino wurde er von Nationaltrainer Vladimir Petkovic nicht berücksichtigt: "Stocker muss dafür kämpfen, bei Hertha Stammspieler zu werden - die Qualität hat er", so der Hitzfeld-Nachfolger. Die Reaktion des Mittelfeldmann, dessen Saison jetzt erst richtig beginnt: "Das motiviert mich zusätzlich."
"Das gewisse Extra": Auch Ben-Hatira startet durch
Motiviert waren gegen den VfB auch Stockers Nebenleute. Über Doppeltorschütze Salomon Kalou ("Ich komme immer mehr an") sagt Luhukay: "Dass wir so einen Spieler haben, gibt uns Vertrauen." Der Coach wird sich auch für Landsmann Roy Beerens gefreut haben, bei dem der Tor-Knoten geplatzt ist: Der rechte Flügelspieler erzielte im siebten Einsatz seinen ersten Treffer - nach Klasse-Vorlage von Änis Ben-Hätira.
Apropos: Ben-Hatira, der im Sommer ein Verkaufskandidat war, machte wie Stocker sein Startelfdebüt zum Plädoyer in eigener Sache. "Änis", lobte Luhukay, "ist jemand, der das Extra hat." Nicht zuletzt dem Flügelflitzer war es zu verdanken, dass im Verbund mit Stocker mehr Tempo und Anarchie in das oft schematische Berliner Spiel einkehrte.