Bundesliga

"Ohne Kopf": Nervenspiel in Königsblau

Schalke: Zittern um die Champions League

"Ohne Kopf": Nervenspiel in Königsblau

Konnte die Forderung seines Trainers nach einem Tor nicht erfüllen: Julian Draxler.

Konnte die Forderung seines Trainers nach einem Tor nicht erfüllen: Julian Draxler. imago

Vor zwei Wochen waren die Aussichten der Schalker bestens: Als Dritter hatten die Gelsenkirchener sieben Zähler Vorsprung auf den mit der Unsicherheit "CL-Qualifikation" verbundenen Platz vier, der große Konkurrent aus Dortmund lag mit drei Zählern Abstand noch in Reichweite. Nun, zwei Spiele und zwei Niederlagen (1:3 in Stuttgart, 0:1 gegen Gladbach) später, ist Schalke 04 zwar immer noch Dritter, doch das formstarke Leverkusen ist trotz der Punkteteilung gegen Dortmund (2:2) in Schlagdistanz, während der BVB auf der anderen Seite nicht mehr abzufangen ist.

Gibt S04 auf der Zielgerade noch das sichere Mitmischen im Millionenspiel Champions League aus der Hand? Heldt will solche Gedanken erst gar nicht aufkommen lassen: "Ich bin davon überzeugt, dass wir die notwendigen Punkte holen werden", erklärte er vor den abschließenden Begegnungen in Freiburg und gegen Nürnberg, aus denen die Knappen vier Zähler holen müssten, um Rang drei ohne fremde Hilfe zu sichern. Für Heldt normal: "Ich habe immer gesagt, dass es bis zum Ende spannend bleiben wird, auch wenn wir das gerne vermieden hätten."

FC Schalke 04 - Die letzten Spiele
FC Gütersloh Gütersloh (A)
0
:
1
Hertha BSC Hertha (A)
5
:
2
Spielersteckbrief Draxler
Draxler

Draxler Julian

Spielersteckbrief Huntelaar
Huntelaar

Huntelaar Klaas Jan

Spielersteckbrief K.-P. Boateng
K.-P. Boateng

Boateng Kevin-Prince

Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Bayern München Bayern München
84
2
Borussia Dortmund Borussia Dortmund
65
3
FC Schalke 04 FC Schalke 04
58
Trainersteckbrief Keller
Keller

Keller Jens

FC Schalke 04 - Vereinsdaten
FC Schalke 04

Gründungsdatum

04.05.1904

Vereinsfarben

Blau-Weiß

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Doch die jüngsten Auftritte lassen Zweifel aufkommen, wie auch Torjäger Klaas Jan Huntelaar, am Sonntag gegen Mönchengladbach wegen einer Entzündung im Rachen zunächst auf der Bank, eingestand: "Die letzten Spiele waren nicht mehr so gut wie die Spiele vorher", meinte der Niederländer berechtigterweise. Gegen die Borussen ließ die Defensive häufig die Souveränität vermissen, die Offensive blieb ideenlos und fand keine spielerischen Mittel. Trainer Jens Keller kritisierte: "Wir haben ohne Kopf Fußball gespielt. Die Jungs überlegen zu viel und haben nicht die Leichtigkeit im Spiel."

Heldt und Keller wollen positive Sicht vermitteln

Erklärungsansätze sind der Substanzverlust am Ende der Saison und die zahlreichen Verletzungen. Doch das will Heldt gar nicht angeführt haben: "Wir brauchen keine Bestätigung dafür, dass es eine lange Saison war. Das soll erst gar nicht in die Köpfe der Spieler", bemüht er sich um eine positive Sicht, die auch Keller den Spielern vermitteln will: "Wir müssen ihnen aufzeigen, was sie für eine starke Rückrunde gespielt haben und wie gut sie sind."

Positive Einflussnahme: Trainer Jens Keller spricht im Montagstraining mit Tim Hoogland.

Positive Einflussnahme: Trainer Jens Keller spricht im Montagstraining mit Tim Hoogland. pictire alliance

Der Trainer ist also mehr denn je als Psychologe gefordert. Personell halten sich seine Optionen ohnehin in sehr engen Grenzen. Und Besserung zeichnet sich auch kaum ab. Die Ausfallliste in der Defensive fällt mit den Namen Aogo, Fuchs, Höger, Höwedes, Kirchhoff und zuletzt erneut Papadopoulos ebenso lang wie namhaft aus. Durch die 5. Gelbe Karte, die sich Sead Kolasinac gegen Gladbach einhandelte, hat Keller im Gastspiel beim sicher geretteten SC Freiburg am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de) hinten links eine weitere Lücke zu stopfen, für die ihm nur noch Notlösungen bleiben. In der Offensive fehlte neben dem eingewechselten Huntelaar, der in Freiburg wieder voll einsatzfähig sein dürfte, gegen Gladbach Jefferson Farfan komplett aufgrund der Folgen einer allergischen Reaktion auf ein entzündungshemmendes Medikament. Aspekte, die Heldt aber nicht angeführt wissen will: "Es wäre der falsche Ansatz, jetzt über Spieler zu sprechen, die uns nicht zur Verfügung stehen. Die, die da sind, werden es schaffen."

Für ihn wird es Zeit, mal wieder zu treffen.

Trainer Jens Keller über Julian Draxler

Youngster Max Meyer war, obwohl auch gesundheitlich angeschlagen, noch der agilste Offensivspieler gegen die Borussia, bei seinem Austausch gegen Chinedu Obasi in der 64. Minute gab es Pfiffe. Der Auftritt von Julian Draxler, der nach Gelbsperre zurückkehrte, fiel hingegen bescheiden aus (kicker-Note 5), dabei hatte Keller vor dem Spiel gerade in den WM-Kandidaten große Erwartungen gesetzt, "viel Engagement, viel Laufbereitschaft und natürlich auch Torgefahr" gefordert: "Für ihn wird es Zeit, mal wieder zu treffen." Zumindest vier Torschüsse gab Draxler ab, erfolgreich war er nicht. Ohnehin gelang dem 20-Jährigen bei insgesamt 39 abgegebenen Schüssen erst ein einziger Saisontreffer: Beim 2:0 in Berlin sorgte er Anfang November in der Nachspielzeit für den Endstand.

Und so regiert im gesamten königsblauen Lager das Prinzip Hoffnung, auch Draxler bediente sich der beliebtesten Floskel: "Wir haben es immer noch selbst in der Hand." Kevin-Prince Boateng versuchte schon direkt nach dem Schlusspfiff die Weichen zu stellen, als er die Schalker zu einer Ansprache am Mittelkreis versammelte. Der Druck auf Schalke 04 steigt, auch wenn Huntelaar Optimismus verbreiten will: "Das schaffen wir. Wir werden nicht nervös." Erinnert an das Pfeifen im Walde.

Spieltagsbilder 32. Spieltag 2013/14