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Rummenigge: "DFB nur noch von Amateuren durchsetzt"

Bayern-Boss befürwortet Lahm-Einstieg beim DFB

Rummenigge: "DFB nur noch von Amateuren durchsetzt"

Kritisiert den DFB scharf: Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge.

Kritisiert den DFB scharf: Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. imago

Hinsichtlich des WM-Debakels der deutschen Nationalmannschaft und der nachfolgenden Aufarbeitung sagte der frühere Nationalspieler: "Ich bin ein Stück irritiert und auch erstaunt über das, was man beim DFB so als Krisenbewältigung versteht, weil mir da so ein bisschen die Fußballkompetenz fehlt."

"DFB-Landesfürsten mit Valium beruhigt"

Das habe sich, so Rummenigge, auch am Donnerstag gezeigt, "in dem sie die ganzen Landesfürsten eingeladen haben und die dann offensichtlich mit viel Valium erst mal beruhigt haben. Aber das ist nicht der Ansatz beim DFB, eine Krise zu bewältigen, wie man sie bei der WM erlebt hat."

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An der Spitze des DFB steht Präsident Reinhard Grindel. Bundestrainer Joachim Löw und Nationalteammanager Oliver Bierhoff arbeiten derzeit in Frankfurt das WM-Desaster auf , der Weltmeister-Coach hatte sich nach dem bitteren Vorrunden-Aus in Russland als Gruppenletzter dazu entschieden, seinen bis 2022 laufenden Vertrag erfüllen zu wollen. DFB-Boss Grindel hatte nach der Rückkehr die Entscheidung in der Bundestrainer-Frage in die Hände Löws gelegt .

Rummenigge kritisiert die nachträgliche Handhabung des WM-Auftritts scharf. "Mir fehlt da ein bisschen im Moment einfach die klare professionelle Handhabung der Krisenbewältigung. Es wundert mich allerdings auch nicht, weil der DFB ist eigentlich nur noch durchsetzt von Amateuren", so der Vize-Weltmeister von 1982 und 1986.

Damals hatte der DFB mit Mayer-Vorfelder einen Profi an der Spitze.

Rummenigge über die DFB-Krise 2000

Rummenigge erinnert die aktuelle Lage rund um die Nationalmannschaft an das Jahr 2000, als die DFB-Elf sang- und klanglos in der Vorrunde der EM scheiterte. Zu dieser Zeit habe die DFB-Führung unter Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder in Zusammenarbeit mit den wesentlichen Bundesliga-Klubs die richtigen Entscheidungen getroffen. "Damals hatte der DFB mit Mayer-Vorfelder einen Profi an der Spitze. Zusammen mit den Klubs, die die meisten Nationalspieler stellten, hat er mit klugen Schachzügen wieder die Kurve bekommen", so Rummenigges klare Spitze gegen den aktuellen Verbandsboss Grindel.

Rummenigge nimmt Löw explizit von der Kritik aus

Bundestrainer Joachim Löw nahm er von der harschen Kritik aus. "Er hat zwölf Jahre einen überragenden Job gemacht, er war siebenmal in einem Halbfinale, ist Weltmeister geworden, einem solchen Mann ist man ein Stück weit zur Dankbarkeit verpflichtet", betonte Rummenigge.

Lahm als Vize-Präsident beim DFB: "Mehr Professionalität"

Am Freitag befürwortete Rummenigge zudem den Einstieg von Philipp Lahm beim DFB. "Ich halte Philipp Lahm und seinen Berater Roman Grill als perfekt passend für den DFB, weil Philipp diese Qualität hat, möglicherweise für einen Verband zu arbeiten. Das wäre vielleicht eine interessante Lösung." Laut Rummenigge könnte der Weltmeisterkapitän von 2014 beim DFB einen Posten als Vizepräsident vorstellen, "um dem Präsidium ein Stück mehr Professionalität zu geben."

Zuletzt hat sich der Ehrenspielführer mit Ratschlägen an Bundestrainer Joachim Löw als möglicher Unterstützer eines Reformprozesses beim DFB in Stellung gebracht. Löw solle künftig einen strafferen Führungsstil pflegen , war eine der Forderungen des 34-Jährigen.

"Exklusiver Sündenbock" Özil? Für Rummenigge "weit überzogen"

Auch zu der emotional geführten Debatte um Mesut Özil und sein Foto mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan bezog Rummenigge am Freitag Stellung und kritisierte dabei vor allem, wie der DFB dadurch versuchte, den Mittelfeldspieler als Hauptproblem des WM-Abschneidens herauszupicken. "Es ist offensichtlich nicht gut gehandhabt worden, aber ich glaube, Mesut Özil als exklusiven Sündenbock darzustellen, sorry, das finde ich für weit überzogen", so Rummenigge.

Der 62-Jährige hält es nach eigenen Angaben mit Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet. Der CDU-Politiker hatte nach den Äußerungen von Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff und DFB-Präsident Reinhard Grindel über Özil erklärt: "Auf die Idee, dass ein Foto mit Erdogan an der Niederlage gegen den Fußball-Giganten Südkorea Schuld sein soll, können auch nur DFB-Funktionäre nach drei Wochen Nachdenken kommen."

bst