Vorname: | Joachim |
Nachname: | Löw |
Nation: | ![]() |
Verein: | Deutschland |
Joachim Löw ist kein ausgewiesener Freund von ruhenden Bällen. Der Bundestrainer liebt das schöne Spiel das schnelle, flüssige Gleiten des Balles über den Rasen. Das Einstudieren von Eckball- und Freistoßvarianten war lange Jahre daher ein untergeordnetes Thema im Training der Nationalmannschaft - bis Löws damaliger Assistent Hans-Dieter Flick bei der WM 2014 einen Wettstreit unter den DFB-Spielern ausrief. In Kleingruppen sollten sich die Akteure erfolgversprechende Finten und Tricks ausdenken.
Eine dieser Varianten kam im Achtelfinale gegen Algerien zum Einsatz und erlangte einige Berühmtheit, weil sie völlig missglückte und dadurch eher an Slapstick erinnerte: Thomas Müller verstolperte damals absichtlich den Anlauf, um die Hintermannschaft des Gegners zu irritieren. Anschließend lief er hinter die Mauer, um dort auf den Ball zu warten. Der gelupfte Pass auf ihn allerdings geriet zu kurz. Die Möglichkeit verpuffte. Dennoch: Insgesamt fruchtete Flicks Maßnahme. Deutschland traf viermal nach Ecken sowie je einmal durch einen Elfmeter, nach einem Freistoß und nach einem Einwurf. Das entspricht einem Anteil von 38,9 Prozent aller deutschen Tore in Brasilien.
In Russland dagegen steht beim DFB-Team noch die Null. Im Auftaktspiel gegen Mexiko fiel weder aus dem Spiel heraus noch nach ruhenden Bällen ein Tor. Acht Ecken blieben ohne Ertrag, Freistoßflanken gab es nicht. Am gefährlichsten war Toni Kroos' direkter Freistoß an die Latte. Dabei hatte man sich gegen die Mexikaner durchaus etwas ausgerechnet nach Standardsituationen - und die Übungen extra auf den Trainingsplan geschrieben.
"Eckbälle und Freistöße", sagte Löw vor der Auftaktpartie, "sind absolut ein Thema für uns, sie waren es auch schon im Trainingslager in Eppan. Wir haben uns auch damit beschäftigt, wie Mexiko die Standards ausführt." Und genau da lag die Crux, wie Mats Hummels auf kicker-Nachfrage verrät. "Wir hatten uns etwas ausgerechnet. Aber Mexiko hat nicht nur aus dem Spiel heraus anders verteidigt als jahrelang zuvor, sondern auch bei Standards", sagt der kopfballstarke Innenverteidiger, "deshalb hat es nicht gefruchtet."
Ganz überraschend war das allerdings nicht. Denn der Trend bei der deutschen Mannschaft ist rückläufig. Im Anschluss an die WM 2014 erzielte Deutschland 111 Tore, davon allerdings nur 19 nach Standards. Das entspricht einer Quote von 17,1 Prozent. Noch gravierender fiel der Einschnitt in den vergangenen Monaten aus. Die jüngsten acht DFB-Treffer fielen alle aus dem Spiel heraus, das letzte Tor nach einem Standard erzielte Antonio Rüdiger per Kopf nach einer Ecke von Joshua Kimmich am 8. Oktober 2017 gegen Aserbaidschan. Seitdem blieben 45 deutsche Ecken ohne Erfolg.
Und ausgerechnet jetzt geht es gegen die kopfballstarken, körperlich robusten Defensivspezialisten aus Schweden. Auch im Spiel am Samstag, sagt Hummels, seien Standards "sehr wichtig". Die Schweden seien zwar im Durchschnitt größer als die Mexikaner, "aber auch da kann man mal einen reinschrauben". Für die deutschen WM-Aussichten wäre das nur förderlich.