Ein Kommentar von kicker-Chefreporter Karlheinz Wild.
Der holprige Start in diese Bewerbungsrunde für Frankreich ist damit wettgemacht, an der Zulassung zu diesem kontinentalen Turnier im kommenden Jahr war ohnehin nicht ernsthaft zu zweifeln. Dazu ist dieser DFB-Kader einfach zu gut.
Die Qualitäten dieser aktuellen deutschen Vertretung wurden auch in Frankfurt deutlich. Das 1:0 erfolgte aus einer feinen Kombination über Schweinsteiger-Kroos-Özil-Hector-Bellarabi-Hector, die Thomas Müller veredelte - wie es ein Torjäger tun muss, per Abstauber aus kurzer Distanz. Beim 2:0 zeigte Mario Götze seine individuelle Klasse - kurze Körpertäuschung, trockener Abschluss -, beim 3:1 stand er richtig, um einen Abpraller des Torwarts Fabianski einzuschieben.
Der in seinem Klub FC Bayern zwischen Ersatzbank und Startelf hin- und hergeschobene Edeltechniker bestätigte mit seinen zwei Treffern, einem Pfostenschuss sowie viel Spielelan das Vertrauen, mit dem ihn Joachim Löw in dieses Spiel geschickt hatte. Hinterher lobte der Bundestrainer Götze wieder - zu Recht.
Auch Jonas Hector erhielt von seinem Chef berechtigte Komplimente. Der in seinem Klub 1. FC Köln nicht international herausgeforderte Linksverteidiger inszenierte die 2:0-Führung mit zwei Assists und könnte sich zu einer brauchbaren Lösung auf der Problem-Position links hinten entwickeln.
Emre Can konnte diesen Nachweis bei seiner Premiere im A-Team noch nicht liefern - es wäre auch zu viel verlangt. Ein Debütant darf Lampenfieber haben und etwas übermotiviert sein. Doch der Profi des FC Liverpool darf sicher wiederkommen, die bisherigen Testkandidaten Rudy oder Rüdiger oder Mustafi konnten als Rechtsverteidiger nicht überzeugen. Für diesen Job muss Löw weiter suchen und probieren.
Die falsche Neun hat sich bewährt
kicker-Chefreporter Karlheinz Wild
Die Offensivvariante mit der sogenannten falschen Neun hat sich dagegen gegen Polen bewährt. Trotz manch krasser Abspielfehler, die sich eigentlich alle gönnten, haben die Özil, Götze, Kroos, Bellarabi und natürlich der erneut lädierte Reus so viel spielerische Klasse in ihren feinen Füßen, dass sie immer Torchancen kreieren und produzieren. Und Müller schießt den Ball schon irgendwie ins Tor.
Trotzdem gab es auch in dieser sehr unterhaltsamen, intensiven Begegnung gegen mutige, höchst engagierte und erst in den letzten 20 Minuten müden Polen Defizite. Die Abwehr war nicht immer sortiert, stabil und souverän. Viele, auch krasse Fehlpässe störten den Rhythmus - und die Verwertung der Chancen ist für Löw ein ärgerliches Dauerthema. Dennoch war der Bundestrainer aus gutem Grund zufrieden mit den Seinen, die die beste Vorstellung seit der WM geboten haben. Es wurde allerdings auch höchste Zeit.