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Großkreutz: Sein geplatzter Traum

WM-Teilnehmer auf eigenen Wunsch nicht in Löws Kader

Großkreutz: Sein geplatzter Traum

Am Scheideweg: Dortmunds Kevin Großkreutz hat sich bei Bundestrainer Joachim Löw selbst eine Pause erbeten.

Am Scheideweg: Dortmunds Kevin Großkreutz hat sich bei Bundestrainer Joachim Löw selbst eine Pause erbeten. imago

Den Titelgewinn in Brasilien erlebte Kevin Großkreutz aus der "Zuschauerperspektive". Zwar gehörte der Dortmunder zum Aufgebot der deutschen Nationalmannschaft, doch zum Einsatz kam der 26-Jährige in Südamerika nicht. So durfte Großkreutz, der im Klub sowohl als linker und rechter Verteidiger als auch auf der linken offensiven Außenbahn eingesetzt wird, den Rücktritt von DFB-Kapitän Philipp Lahm durchaus als Chance für sich persönlich verstehen, künftig im DFB-Team eine wichtigere Rolle zu spielen. Schließlich war Lahm bei Löw nur aufgrund der personellen Engpässe von der rechten Außenverteidiger-Position ins defensive Mittelfeld gerückt.

Doch die Hoffnungen auf einen Aufstieg im Team des Weltmeisters haben sich zerschlagen. Nach einem denkbar schlechten Auftritt beim 2:4 in der WM-Revanche gegen Argentinien gehörte Großkreutz in den darauf folgenden Partien Anfang Oktober in Polen und gegen Irland nicht zum DFB-Aufgebot. Großkreutz solle Kraft tanken, hieß es. Damals war der Kämpfer beim BVB im Dauereinsatz. Heute wäre Großkreutz froh über so viel Arbeit, wurde der Rechtsfüßer zuletzt von Jürgen Klopp doch nicht mehr für die Startelf berücksichtigt.

Spielersteckbrief Großkreutz
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Hectors Nominierung als weiterer Fingerzeig?

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In den jüngsten fünf Pflichtspielen durfte Großkreutz nur beim 1:2 in München für 20 Minuten als Einwechselspieler mitwirken. Zu wenig für den so ehrgeizigen Spieler, der deswegen auch Löw im Vorfeld gebeten hatte, ihn nicht für die aktuellen Länderspiele gegen Gibraltar und Spanien zu nominieren. Großkreutz wolle sich laut BVB-Homepage voll auf den Verein konzentrieren. Die WM-Euphorie ist verflogen. Im Nationalteam kamen statt Großkreutz zuletzt Akteure wie Hoffenheims Sebastian Rudy, ein gelernter Mittelfeldspieler, und Stuttgarts Antonio Rüdiger, ein gelernter Innenverteidiger, auf der rechten Verteidiger-Position zum Zuge. Und auch die Nominierung von Kölns Jonas Hector als Neuling für die linke Abwehrseite deutet darauf hin, dass Löw auf den neuralgischen Außenpositionen in der Abwehr nach neuen Lösungen sucht – und Großkreutz nur, wenn überhaupt, eine untergeordnete Rolle spielt.

Vielleicht ergibt sich durch den drohenden Ausfall von Marco Reus (Magen-Darm-Infekt) für Großkreutz am Sonntag gegen Gladbach zumindest im Klub eine Chance, wieder eine wichtigere Rolle zu spielen. Stehaufmännchen Großkreutz muss jetzt beweisen, dass der Abgesang auf ihn mal wieder zu früh kommt.

Stephan von Nocks