Junioren

"Wir dürfen nicht zufrieden sein"

U 17: Interview mit Steffen Freund

"Wir dürfen nicht zufrieden sein"

Auswahltrainer Steffen Freund erreichte Rang drei bei der U 17 Weltmeisterschaft.

Auswahltrainer Steffen Freund erreichte Rang drei bei der U 17 Weltmeisterschaft. picture alliance

kicker: Haben Sie die 2:3-Halbfinalniederlage gegen Mexiko verdaut, Herr Freund?

Steffen Freund: Die Enttäuschung nach dem verpassten Finaleinzug war natürlich groß. In der Weltspitze entscheiden Kleinigkeiten über Sieg oder Niederlage. Kleine Fehler vor dem zweiten und dritten Gegentor haben uns das Endspiel gekostet. Es ist wichtig, dass den Jungs bewusst ist: Wir hätten das verhindern können. An dieser Erfahrung werden sie wachsen.

kicker: Wie fällt Ihr Fazit aus nach zwei Jahren mit diesem Jahrgang?

Freund: Die Spieler haben eine tolle Entwicklung genommen, fußballerisch und auch menschlich. Wir sind Vize-Europameister geworden und gehören zu den besten Teams der Welt. Zufrieden dürfen wir aber nicht sein. Der Anspruch des DFB ist es, Titel zu gewinnen. Und diese Mannschaft hatte die Qualität, um mindestens einen dieser beiden Titel zu holen.

kicker: Haben auch Sie Fehler gemacht?

Freund: Ich schließe mich da mit ein und bin auch nicht frei von Fehlern. Es war sehr bedauerlich, als ich etwa im EM-Finale gesperrt auf der Tribüne sitzen musste.

kicker: Warum konnte das Team gegen Mexiko das Spiel nicht mehr dominieren und geriet immer mehr unter Druck?

Freund: Wir haben in der ersten Halbzeit ein sehr gutes Spiel gemacht. In der zweiten Halbzeit gab es eben die besagten Nuancen, die das Spiel entschieden haben. Mit der Verletzung von Emre Can beim Stand von 2:1 haben wir zudem einen sehr wichtigen Spieler verloren. Wir können nicht erwarten, immer jeden Gegner zu beherrschen. Gegen solch einen starken Gegner wie Mexiko muss es auch mal mit Abwehrpressing gehen.

FIFA-WM in Mexiko

kicker: Fällt der Abschied von diesem Jahrgang schwer?

Freund: Es war eine besondere und unvergessliche Zeit. Aber man darf nicht egoistisch sein. Die Spieler müssen auf ihrem Weg in der Nationalmannschaft und auch bei den Vereinen lernen, mit verschiedenen Trainern zu arbeiten. Das gehört zum Job. Ich werde den Werdegang meiner Jungs natürlich genau verfolgen. Ich bin sehr stolz auf sie.

kicker: Werden viele den Sprung in die Bundesliga schaffen?

Freund: Für Prognosen ist es noch zu früh. Leistungsträger wie Vlachodimos, Günter, Weiser, Yalcin, Can, Aydin, Aycicek oder Yesil haben aber sicherlich gute Chancen. Auch die anderen, die bisher vielleicht weniger zum Zug gekommen sind, können sich weiter steigern und entwickeln.

kicker: Und wie viele spielen später für die Türkei?

Freund: Unsere Spieler haben sich bewusst für Deutschland entschieden und spielen mit ganzem Herzen im DFB-Trikot. Ich glaube nicht, dass sich die Spieler diese Frage zum jetzigen Zeitpunkt stellen.

kicker: Und wenn es zum A-Team nicht reicht?

Freund: Wenn ein Spieler keine Chance hat, für die A-Mannschaft zu spielen, dann finde ich es legitim, wenn er andere Möglichkeiten in Betracht zieht. In diesem Fall können wir diesen Spieler auch abgeben. Aber bis sich diese Frage stellt, werden Jahre vergehen. Jetzt ist das kein Thema.

kicker: Es gibt schon Skeptiker, die kritisieren, dass der DFB quasi für die Konkurrenz ausbildet. Sind diese Spieler fußballerisch stärker oder nur körperlich schon besser entwickelt?

Freund: Ob ein Spieler einen Migrationshintergrund hat oder nicht, spielt keine Rolle. Es zählt nur eines: das Leistungsprinzip. Die Besten spielen. Alle meine Spieler haben sich durchgesetzt und spielen mit Stolz für Deutschland. Das zählt, alles andere ist unwichtig.

Interview: Michael Pfeifer