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Bayern-Leihgabe Renato Sanches in Swansea: Eine Leihe, die gerade keinem hilft

Die Probleme des Bayern-Profis in Swansea

Renato Sanches: Eine Leihe, die gerade keinem hilft

Für ihn ist in Swansea erst ein "Highlight" notiert - und auf das hätte er gerne verzichtet: Renato Sanches.

Für ihn ist in Swansea erst ein "Highlight" notiert - und auf das hätte er gerne verzichtet: Renato Sanches. picture alliance

Dieses eine Mal fiel Renato Sanches in der Premier League bisher auf, staunend sahen Abertausende Fans die Szene im Internet: wie Sanches gegen Meister Chelsea einen Ball im Mittelfeld annimmt, ein paar Schritte läuft und dann einen spektakulären Pass spielt - genau in die Werbebande. Kein Gegenspieler hatte ihn gestört, und die Bande war nur wenige Meter von ihm entfernt gewesen. Seitdem stand Sanches nie mehr in Swansea Citys Startelf.

Im Sommer hatte ihn der FC Bayern nach einem schwachen Premierenjahr in München (sechs Startelfeinsätze in der Bundesliga) mit großen Hoffnungen nach Wales verliehen . Doch die Sätze, die Karl-Heinz Rummenigge damals zum Abschied sprach, klingen heute irgendwie schräg.

Spielersteckbrief Renato Sanches
Renato Sanches

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"Kontinuierlich"? Sanches spielte erst zweimal über die volle Distanz

"Wir wollten, dass er zu einem Klub geht, bei dem er auf hohem Niveau spielen kann"? Swansea ist vor dem Heimspiel gegen Spitzenreiter Manchester City heute Abend (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker.de) mit erst drei Siegen Letzter , bei keinem davon stand Sanches auf dem Platz.

"...und bei dem er einen Trainer hat, der auf ihn setzt"? Paul Clement, Carlo Ancelottis langjähriger Co-Trainer, der Bayern Ende 2016 für Swansea verlassen hatte, nahm Sanches gegen Chelsea zur Pause vom Feld, wechselte ihn im nächsten Spiel erst fünf Minuten vor Schluss ein und nominierte ihn am vergangenen Wochenende beim 1:0-Sieg gegen West Bromwich nicht mal mehr für seinen Kader.

"Renato muss ein Jahr kontinuierlich spielen"? Nach 16 Spieltagen kommt Sanches - teilweise auch verletzungsbedingt - erst auf neun Einsätze, nur zwei über die volle Distanz. Zwei dauerten nur wenige Minuten.

Swansea kämpft mit vielen Problemen - traf Bayern die falsche Wahl?

Es ist eine Leihe, die gerade keinem hilft. Hat sich der FC Bayern unter den vielen Sommer-Interessenten den falschen ausgesucht? Oder braucht Sanches, der ja immer noch erst 20 Jahre jung ist, einfach immer noch mehr Zeit, um auch außerhalb seiner Heimat Akzente zu setzen? Wahrscheinlich ein Mix aus beidem.

Swansea ist mit all seinen Problemen wohl gerade nicht das richtige Umfeld für einen Youngster, der verzweifelt versucht, die hohen Erwartungen zu erfüllen, die die EM 2016 , der 35-Millionen-Euro-Wechsel nach München und die Auszeichnung als "Golden Boy" geweckt haben. Clement steht in der Kritik, interne Streitereien wurden publik, die Fans schimpfen. Und die Sommertransferphase war buchstäblich verkorkst: Neben Gylfi Sigurdsson (für fast 50 Millionen Euro nach Everton) erwies sich vor allem Sechser Jack Cork als unersetzlich. Er ist mit Burnley gerade Premier-League-Vierter.

In keinem seiner Auftritte in diesem Jahr hat er sein Talent gezeigt.

Swansea-Trainer Paul Clement über Renato Sanches

Da fällt es einem Spieler schwer, ein monatelanges Tief zu verlassen - und einem Trainer, trotzdem auf ihn zu setzen. Clement ringt seit Wochen mit der passenden Taktik und der passenden Aufstellung, Sanches "um Selbstvertrauen und Form", wie Clement sagt: "In keinem seiner Auftritte in diesem Jahr hat er sein Talent gezeigt."

Sieben der neun Ligaspiele, in denen Sanches zum Einsatz kam, gingen verloren, die anderen beiden endeten 0:0. Sanches' Zweikampfquote beträgt 44 Prozent, er fing gerade mal sieben Bälle ab. "Er wirkt zaghaft und geknickt, unfähig, die Kraft, Finesse und Antizipation zu zeigen, wegen der ihn die Bayern geholt haben", schrieb der "Guardian" jüngst. "Seit er in Swansea ist, war das Highlight der ungewollte Pass zur Werbebande."

Clement glaubt noch an Sanches, deutet aber einen langen Weg an

Clement glaubt trotzdem noch, "dass wir die richtige Umgebung bieten, um ihn da rauszuholen". Doch das scheint ein langer Weg zu werden. Sanches müsse wieder bei den "Basics" anfangen, rät der Trainer: "Momentan probiert er im Spiel sehr komplizierte Sachen, doch gleichzeitig missglücken viele einfache Pässe. Sein Selbstvertrauen ist im Keller."

Wenn sich nicht bald etwas tut, könnte sich die erhoffte Win-Win-Win- als Lose-Lose-Lose-Situation entpuppen: für Sanches, der auch in der so passend erscheinenden, da körperbetonten Premier League nicht anzukommen droht; für Swansea, das 8,5 Millionen Euro Leihgebühr investierte; und für die Bayern, die bewusst keine Kaufoption vereinbarten - im nächsten Sommer aber womöglich einen Spieler zurückbekommen, der ihnen seltsam vertraut vorkommt.

jpe

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